Problem von Anonym - 25 Jahre

Wieviel Geduld muss man haben?

Hallo!

Ich bin jetzt seit 5 Monaten mit meinem Freund zusammen. Er (30) hat einen Sohn (3) um den er sich gerne und viel kümmert.

Anfangs hatte ich kein Problem damit meinen Freund nur abends zu sehen, da er nach der Arbeit entweder ins Fitnessstudio geht oder seinen Sohn holt. Ich kann mir auch vorstellen, dass es für ihn schwierig ist alles unter einen Hut zu bringen. Aber ich frage mich mittlerweile wo ich bleibe. Er meinte von Anfang an: Langsam angehen lassen und wenn die Beziehung gefestigt ist stellt er mich seinem Kind vor. Das ist bis heute nicht passiert. Ich will ihn nicht bedrängen, aber ich habe wirklich bald das Gefühl nur ein "Spaßfaktor" in seinem Leben zu sein, bei dem er sich auch ausraunzen kann.
Hilfe ich bin so durcheinander. Er hat jetzt Urlaub und trotzdem nicht mehr Zeit für mich. Bin ich nur ein Spielball oder muss ich noch mehr Geduld aufweisen? Ich hoffe du kannst mir hier helfen.

Ps.: Seine vorige Beziehung dauerte 2 Jahre und er war nur vier Monate getrennt als wir uns kennenlernten.

Liebe Grüße

Anwort von Michaela

Hallo,

wenn jemand allein erziehend ist, ist für ihn die Situation doppelt schwierig. Das Leben geht weiter, schon deshalb, weil Kinder keinen Aufschub dulden oder besondere Betreuung benötigen, um den Trennungsschmerz der Eltern zu verarbeiten. Weiterhin sind die Kinder das letzte Bindeglied zum Ex-Partner, und in diese Beziehung wurden wahrscheinlich sehr viele Emotionen investiert, die jetzt auch noch z. T. vorhanden sein können. In jedem Fall ist die Abnabelung von einem Ex-Partner mit sehr viel seelischem STress verbunden - und das kann gut und gerne bis zu einem Jahr dauern. (Nicht spricht man bei Tod oder Trennung vom "Trauerjahr".)

Auf der anderen Seite wollte dein Partner sich ja erneut binden, als er dich kennen gelernt hat. Doch seine alte Beziehung ist immer noch vorhanden - und wird es durch seinen Sohn auch immer sein - und beides zu trennen ist anfangs fast nicht möglich. Es braucht Zeit und Vertrauen, das sich nach einer gescheiterten Beziehung nur schwer wieder aufbaut.

Was kannst du tun? Egal was in der Vergangenheit war: Ihr lebt in der Gegenwart. Dein Freund verbringt sehr viel Zeit mit seiner alten Familie, weil er das noch braucht - und manchmal passiert es, dass man den Bezug zur Gegenwart aus Angst vor neuen Verletzungen verliert. Darauf kann man diplomatisch und mit sehr viel Einfühlungsvermögen aufmerksam machen und sogar Forderungen stellen, z. B. so: "Ich verstehe, dass du unter der Trennung leidest und dass du deinen Sohn liebst, und ich kann damit leben. Allerdings frage ich mich, wo mein Platz ist und wie ich mich in diesem Zusammenhang sehen soll." Deine Ängste und Gefühle zu formulieren kann ihm helfen, das Leben aus einer anderen Sicht zu sehen. Forderungen sind insoweit wichtig, als dass jede Beziehung beide Partner fordern SOLLTE; sonst kann die Beziehung nicht wachsen.
Überlegt gemeinsam, was ihr tun könnt, um für euch beide eure Beziehung so zu gestalten, dass ihr damit leben könnt und auch einen gewissen "Gewinn" daraus zieht. Fragt euch, wie es mit euch in einem Jahr aussehen soll, welche Pläne ihr habt, aber auch, was ihr am anderen schätzt und was der Grund für eure Liebe ist. Redet offen miteinander - Offenheit ist das A und O in der Beziehung, denn es bringt Vertrauen mit sich. Und fragt euch auch, wie eure Zukunft aussehen könnte, wenn die Ehemalige Beziehung deines Freundes sich so normalisiert hat, dass er sie loslassen kann.

Ich hoffe, es waren ein paar Anregungen für dich dabei? Lass uns wissen, wie es weitergegangen ist!

Viele liebe Grüße,

Michaela