Problem von Amy - 26 Jahre

Ich halt es nicht mehr aus

Lieber Kummerkasten,

ich weiß nicht wo ich überhaubt anfangen soll. Ich arbeite in einem Kindergarten und jeden Abend denke ich darüber nach wie es wohl morgen wieder sein wird. Kriege meinen Kopf nicht mehr frei. Es handelt sich hier um die Leitung (50 J) des Kigas. Ich werde versuchen sie kurz zu beschreiben. "Launisch, von oben herab, neidisch, faul, drückt sich vor körperlichen Anstrengungen, schauspielert gegenüber den Eltern (freundlich), ein Miststück durch und durch, nur so wie es ihr gefällt.

Und so werden meine Kollegen und ich behandelt. Die Frau schafft es nur durch ihre blose Anwesenweit innerlichen Druck zu verbreiten. Ich bin ständig gegenüber von ihr angespannt, wartend auf das Nächste. Der Ton, ihr Blick. Kaum Dankbarkeit und so unmenschlich. Ich halt das nicht mehr lange aus. Ich liebe jedes einzelne Kind und ich tue alles für die Kinder. Überhaubt mache ich alles nur für die Kinder. So soll es sein.
Aber die Schattenseite ist eben die Leitung.

Im letzten Jahr, haben wir alle unseren Mut zusammengerissen und haben ein Gespräch mit dem 2. Bürgermeister ausgearbeitet um die Probleme auf den Tisch zu legen, da man sehr darauf achten muss, wie man etwas zu ihr sagt. Denn jedes Wort dreht sie dir im Mund um und sieht alles als persönlichen Angriff. Also haben wir das Gespräch ausgearbeitet und genau überlegt und geübt was wir sagen werden. Das Gespräch fand statt. Wir haben viel geredet und aktuelle Beispiele der Situationen genannt und ich sagte zu ihr, dass ich mir zwischen uns einen herzlicheren Umgang wünsche. Antwort:"Soll ich jetzt mit dir Kaffee trinken gehen?". Naja, jedenfalls waren ihre Schlussworte,"wenn du mich heute fertig machen wolltes, dann hast du das jetzt geschafft". dann stand sie auf und verlies heulend das Zimmer.
Es gab danach nochmal ein Gespräch, bei dem sie sagte, dass sie nunmal so ist wie sie ist und das wird sich auch nicht ändern.
Sie wird demnach weiterhin auf ihrer Leiterinenwolke schweben und von oben herab sehen. Sie ist der Chef, wir haben zu mucken.
Es gibt Tage, da schaff ich es ganz gut auch mal abzuschalten doch die sind leider viel zu selten.
Zur Zeit bin ich noch mit meiner lieben Kollegin in einer Gruppe, doch ich weiß nicht ob sich das im kommenden Kindergartenjahr verändert. Im nächsten Jahr sind wir nicht mehr zu viert, nur noch zu dritt. Meine Stunden werden auch gekürzt. Somit hat meine liebe Kollegin eine Gruppe und die alte Schabrake hat eine Gruppe. Ich weiß bis jetzt noch nicht wo ich auf dieser Strecke bleibe. Meine größte Angst ist, dass ich zu Ihr in die Gruppe muss. DAS ERTRAGE ICH NICHT!!! So wie es jetzt ist. geht es grade noch. Da sehe ich sie Früh und Mittag. Den Rest des Tages gehen wir uns aus dem Weg. I
Ich komme mir dieser Frau einfach nicht zurecht. Sie behandelt mich derzeit, als gehöre ich nicht zum Team. Mit ihr über das Problem reden geht nicht. Sie würde mich in Grund und Boden reden, denn nur was sie macht, das ist auch richtig. Sie sagte einmal von sich, dass Sie eine göttliche Gabe hat und das sie mit jedem Kind ob normal oder behindert auskommt und alles kann (was Kinderarbeit betrifft). Aber wenn einem Kind die Nase läuft, dann ist sie nicht in der Lage dem Kind die Nase zu putzen. Das eckelt sie an.--da war sie wieder, die göttliche Gabe--. Die Kinder müssen auch oft ihre Launen aushalten.

Lieber Kummerkasten, ich weiß, dass diese Situation aussichtslos ist. Ich brauche den Job, kann nicht einfach aufhören. Es gibt nichts weiter. Aber ich danke Dir fürs Zuhören! Vielleicht hast Du ein paar Tips für mich, wie ich besser damit umgehen kann.

Alles Liebe wünscht Amy

Anwort von Michaela

Hallo Amy,

ich habe lange in einem großen Konzern gearbeitet und bin zum Schluss an einen Chef geraten, der sich ebenfalls für Gott hielt. Das hat mich ganz schön fertig gemacht, und die Tage gingen nur noch herum mit gegenseitigem "Hauen und Stechen", da ich blöderweise seine Sekretärin war und zwangsweise den ganzen Tag mit ihm Kontakt hatte. Wirklich keine schöne Sache.

Wenn es für dich wirklich so unerträglich ist, käme es evtl. für dich in Betracht, dir eine andere Stelle als Erzieherin zu suchen? Zwar werden jede Menge Stellen gestrichen (und gleichzeitig der Druck erhöht), aber der Markt gibt genügend Alternativen - auch für Erzieher - her. Z. B. in der Gesundheitssparte sind sehr viele Pädagogen und ERzieher in Heilberufen tätig, z. B. als Kinderheilpraktiker. Oder sie machen sich selbstständig als "Tagesmutti". Dieser Beruf wird in den kommenden Jahren noch gesuchter werden, wenn wenn ich daran denke, wie schwierig es derzeit ist, ein unter 3 Jahren altes Kind in Betreuung zu geben... Weiterhin habe ich in meinem Bekanntenkreis einige Erzieherinnen, die sich mit sog. Franchise-Projekten selbstständig gemacht haben, z. B. mit musikalischer Früherziehung, Montessorigruppen etc. Eltern sind sehr dankbar, wenn sie ihren Kindern sowas ermöglichen können, und der Verdienst scheint sehr gut zu sein (der ist ja bei allem Idealismus auch noch wichtig).
Auf jeden Fall musst du nicht dort bleiben, wenn du es nicht willst. Schau dich um, welche Alternativen es gibt, und such dir etwas aus, das dir gefällt. Auch ein Aufenthalt im Ausland kann sich gut in deinem Lebenslauf machen.

Bei allen Dinge, die du jetzt tun willst, solltest du dir noch einmal vor Augen führen, warum es mit deiner jetzigen Chefin so blöd läuft. Klar, sie hat eine ganz bestimmte Art an sich. Jedoch gehören zu einem Konflikt immer zwei, also ein Agierender und ein Re-agierender, und manchmal ist die eigene Rolle auch nicht unbedingt nur die des Opfers. Ich erinnere mich da an Einzelheiten, die ich mir - wenn die Situation nicht so aufgeheizt gewesen wäre - sonst verkniffen hätte, weil sie unnötig und verletzend waren. Es war eine Re-Aktion auf das Verhalten meines Chefs und somit in meinen Augen gerechtfertigt, da menschlich.

Letztlich hilft es nicht weiter, über Schuld und Nicht-Schuld nachzudenken. Jeder hat etwas beigetragen, was er für berechtigt hielt, z. B. du mit dem Gespräch mit dem Bürgermeister, das deine Chefin auch tief getroffen hat (auch wenn sich in deinen Augen nicht allzu viel geändert hat), und sie mit ihrer "göttlichen Gabe". Ihr seid beide Menschen und dürft Fehler machen. Und manchmal kann man sich einfach nicht leiden, das ist auch in Ordnung. Allerdings sollte man dann die Konsequenzen ziehen und überlegen, wie man die Situation für BEIDE entspannen kann.

Ich würde mich freuen, noch von dir zu hören, wie es weitergegangen ist!

Viele liebe Grüße,

Michaela