Problem von Martin - 24 Jahre

Hooligans

Hallo erstmal,
um mein Problem zu beschreiben muss ich ein wenig weiter ausholen.
Mein Name ist Martin und wohne in Hessen. Ich bin 24 Jahre alt und auf dem besten Wege Arzt zu werden. Meine Familie ist recht wohlhabend - mein Vater ist Jurist und meine Mutter ist in der Chemieforschung tätig. Alles in allem lebe ich in einem sehr guten Umfeld und so war es auch schon immer.
Nur besitzte ich keine weiße Weste - sie ist eher grau ;)

Das "Problem": Ich bin ein Hooligan.

Was ist ein Hooligan? Man assoziiert mit diesem Begriff irgendwelche muskelbepackte, glatzköpfige, dumme, blutrünstige und psychopatische Monster, die auf nichts anderes aus sind, als anderen Menschen, Schaden zuzufügen. Assoziationen die völlig Realitätsfern sind.

Ich bin zwar ein gewaltbereiter bzw gewaltsuchender Fußballfan, allerdings gibt es verschiedene Kodexe in der Szene. Durch zunehmende Überwachungen in den Stadie ansich, ist es kaum noch möglich an die "Gegner" ran zu kommen, sodass sich das ins Umfeld des Stadions verlagert. Ím Vorfeld der WM wurde imme rwieder von "Angst vor Hooligans" usw berichtet, obwohl diese tatsache schlichtweg falsch ist. Niemand braucht auch nur annähernd Angst zu haben, da die normalen Stadionbesucher rein gar nichts davon mitbekommen. Gerade durch die Überwachungen und der starken Polizeipräsenz (gerade bei Risokospielen), treffen wir uns an abgelegenen Orten oder sogar auf irgendeinem Feld in der Umgebung um unseren Kick zu erleben. Kicks sind ja allgemein sehr schwer zu beschreiben, deshalb versuche ich mal mein Bestes zu geben.

Es geht zum größten Teil um Gruppendynamik. Nur wenn die Gruppe 100%ig zusammenhält, kann man einen fight gewinnen. Also viel über Gemeinschaftsgefühl und Motivation.
Die verschiedenen Gruppierungen sind sehr durchwachsen. Vom Arzt, über den Arbeiter bishin zum Arbeitslosen ist alles vertreten. Die allermeisten mit einem geregelten Leben mit Kind und Kegel (Ausnahmen bestätigen die Regel). Also es kämpfen auch ganz normale Familienväter wie du und ich in der ersten Reihe. Es ist also kein Ventil um Aggressionen rauszulassen - vielmehr sind es kurzzeitige, heftige Adrenalinschübe und eben die Gruppendynamik, die Woche für Woche für solche Kicks verantwortlich sind. Natürlich muss man die Grundvoraussätzung haben, gewaltbereit zu sein - sonst müsste ja jeder Stadionbesucher so sein.
So ein Kampf geht höchstens 5 Minuten, dann ist die sache beendet und man hat bis zum nächsten Wochenende Ruhe. Das ist schwer zu beschreiben, aber das ist wirklich so.

Jetzt zu dem eigentlichen Problem:

Da ich mich in einem sehr gepflegten und anerkannten Kreis der Gesellschaft befinde, hat man auch teilweise FReunde aus der Gesellschaftsklasse. Ob's die Nachbarn, ein Schulfreund oder ein jetztiger Studentenkollege ist - allesamt haben sie eben auch ein sehr positives und gutes Umfeld wie ich.
Wenn man sich halt etwas besser kennt, wissen sie natürlich auch was man treibt - auch in Hinblick auf das Rowdytum.
Ich kann ja verstehen, dass sie teilweise geschockt sind, das es halt sehr unüblichj ist sowas zu tun. Manche kommen damit ahlt gar nicht klar, obwohl ich ja ein sehr netter Mensch bin, mitdem es sich super leben und aushalten lässt. Ich stehe mit beiden Beinen voll im Leben und habe keine Probleme mit mir, meiner Umwelt oder sonstiges.
Das stellt schon ein Problem für mich da, wenn sich Leute aufgrund dieser Tatsache von mir abwenden - zumal sie mich dann ja schon recht gut kennen (Ich halte mich diesbezüglich ja sehr zurück und binde es nicht jedem gleich auf die Nase). Ich finde es schon ein wenig intollerant von diesen Leuten. Habt ihr ein Tipp für mich, wie ich damit umgehen kann? Vielelich taucheinen Tipp der nicht beinhaltet "Du bist assozial, krank, psychopatisch, du hast ein Problem mit Dir selbst, Deine Eltern haben sich nicht um dich gekümmert, deshalb musst du nun sowas machen". Ich bedanke mich, Gruß Martin

Carmen Anwort von Carmen

Hallo Martin,
ich hab lang überlegt ob ich Dir schreiben soll oder das Prob an einen Kollegen abgebe.
Ich überlege grad immer noch, doch versuche meine Gedanken Dir Gegenüber einfach aufzuschreiben.
Es teilt sich so: Hier mein 1. Gedanke zu Deinem "abschwächen" eines Hooligan seins:
Ich komme aus Stuttgart und war auf der Fan-Meile zur WM. Es war grausam wie die Holligans von null auf hundert scheinbar überhand nahmen, mit Stühlen, Tassen Sonnenschirmen, etc. um sich schmissen und so viel Unbeteiligte damit verletzten.
Vllt. hast Du es in den Nachrichten gesehen. Leider war ich mitten drin, ohne Chance auszuweichen, überall verletzte Menschen und Holligans die verhaftet wurden.
Ich versteh Dich, Deine Art und Deine Motivation daher mal gar nicht. Aber ich versuche Dich genauso zu akzeptieren wie Du bist:
Ein junger Mann, aus guten Haus, der sich prügelt. Gut!
Gegenseitig akzeptieren ist wohl hier angesagt.

Du hast anscheinend ein Problem mit Deiner Umwelt die Dich eben so nicht immer azeptiert.
Dazu kann ich Dir nur eines sagen: Wenn Du so stark bist Menschen weh zu tun, zu schlaagen oder Aggressivität taff zuzulassen, dann sei auch so taff damit umzugehen, dass nicht alle Menschen das gut finden.

Mein Freund wärst Du damit sicher nicht, doch das mußt Du auch nicht sein. Genauso verhält es sich mit den Menschen in Deinem Umfeld. Wenn Sie Dich und Deine Art nicht akzeptieren, dann leg sie ab und suche Dir bei Deinen Gelichgesinnten die Freunde die jeder braucht.
Ich kann mir vorstellen, dass Du dies nicht tun willst. Es ist ja sehr bequem das wohlhabende Leben, in dem tolle, erforlgreich Menschen darin Platz haben, zu leben und wenn es einem auf dem Sack geht, dann breche ich aus und haue mal drauf, lass die Luft ab, dann geht es mir besser und ich kann entspannt in meine großzügige Welt zurück.
Das meine ich nichtmal zynisch, ich empfinde dies als Deine Tatsache.
Entscheide Dich entweder für Deine schöne Welt und deren Menschen darin oder lebe in der Welt der Aggession und Gewalt.
Beides wirst Du niemals unter einen Hut kriegen.

Ich hoffe trotzdem, dass Du nie Arzt in Stuttgarter Kliniken wirst... Du verstehst was ich damit sagen will.
Ich wünsche Dir die Intelligenz zu differenzieren was wirklcih wichtig ist im Leben und den Mut genau diesen Weg dann gehen zu können.
carmen