Problem von Anonym - 44 Jahre

Trennung wegen verbaler Gewalt (3)

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http://mein-kummerkasten.de/51735/Trennung-wegen-verbaler-Gewalt-2.html

So, nun haben wir den Salat! Wir sind zusammengezogen und es ist doch wieder passiert.

Wie es dazu kam:
Nachdem ich sie das letzte mal "auf den Pott gesetzt" hatte, hat sie verstanden und eine Therapie begonnen. Das fruchtete zunächst auch und ich habe wieder Vertrauen zu ihr gefunden. Obwohl es mich ständig etwas belastete, dass ich es nicht geschafft hatte - schaffen konnte - mir mein eigenes Zuhause zu machen. Ihre Verbalattacken wurden seltener und waren mehr zu einem Gezicke mutiert, was mich allerdings aus der Vergangenheit heraus nach wie vor antriggerte.

Eines Tages kam ich gut gelaunt aus einem Wochenende nach hause und es ist wieder passiert. Sie beschimpfte mich aus geringem Grunde als ein "ignorantes A........" und hat das mehrfach wiederholt. Bevor ich platzte, bin ich besser abgehauen und habe es mir an einem schönen, einsamen Ort im Wohnmobil gemütlich gemacht und nachgedacht. Es ist dabei ein Groschen gefallen.

Meine Schlüsse:

1. Meine Liebe für sie ist dahin
2. Sie hat mein Vertrauen endgültig verspielt
3. Wir sind kein Paar mehr
4. Unsere Wege werden sich wieder trennen
5. Keine Annäherungsversuche mehr zulassen
6. Ich will mich wieder selbst lieb haben

Bauch und Kopf waren sich darin auf sehr entspannte Weise einig.

(Hmmm - vielleicht sollte ich Punkt 6. besser an die erste Stelle setzen?!)

Ich teilte ihr das am nächsten Tage mit. "Beruhige Dich doch erst mal wieder." - "Ich bin ganz ruhig."

Seit dem schlafen wir in verschiedenen Räumen.

Ich sei zu hart zu mir selber, meint sie. Meine Reaktion sei unangemessen. Ich selbst empfinde das lediglich als konsequent. Vor allem im Vergleich zu meiner eigenen Inkonsequenz (!) in der Vergangenheit wirkt das wohl als Härte?!

Seit dem ist sie meist sehr geduldig, "lieb" und "verständnisvoll". Was mich trotzdem besonders nervt, dass sie bezüglich ihres Ausrasters kaum Unrechtsbewusstsein zeigt (sagen tut sie es wohl, aber es erscheint mir nicht aufrichtig und sie relativiert das selbst: "Du hast aber auch...", "ich habe doch nichts schlimmes gemacht..."). Daraus folgere ich, dass sie ihre Ausraster auch künftig haben wird. Wenn sie auch an den Auslösern dieser Ausraster arbeitet und dort auch Fortschritte zeigt. Sie hat den Auslöser ihres letzten Ausrasters erkannt (das hatte ihrer Aussage nach nichts mit mir zu tun!) und geht therapeutisch daran.

Schön, dass sie Fortschritte macht! Aber was habe ich davon? Es wird andere Auslöser geben, die zur gleichen Gewalt führen. Einige davon fallen mir spontan ein. Es sind Situationen in denen ich kaum zu atmen wage, weil ich weiß, dass sie davon schlechte Laune bekommt. Es wird auch andere Auslöser geben, von denen ich bislang nichts weiß - glaube ich. Es hat mich bislang oft (nicht immer) erwischt, wenn ich gerade gut gelaunt oder zumindest entspannt war. Das ist sehr frustrierend! Es dauerte von mal zu mal länger, mich davon zu erholen. Ich gerate in selbstzerstörerische Gedankenstrudel, die glücklicherweise vorbei gehen.

Ich bin nur noch zugeknöpft oder kalt oder abweisend und manchmal auch zickig (je nach eigenem Befinden), wenn sie mir zu nahe kommt. An irgendwelchen Gesprächen über das Ganze bin ich kaum noch interessiert (Zeitverschwendung). Was sie infolge der Geschehnisse an therapeutischen Fortschritten macht, will ich inzwischen auch nicht mehr wissen.

Letzte Nacht empfand ich es als unerträglich, dass wir in der selben Wohnung schlafen. Ich bin ins Wohnmobil umgezogen und habe endlich wieder entspannt schlafen können.

Manchmal reflektiere ich mein Empfinden und Verhalten und frage mich, ob ich sowas wie Rache an ihr verübe, für die Dinge die ich als Kind erlebte? Wenn ich dann aber zu dem Schluß komme: "Nein, das musst Du Dir schlicht nicht gefallen lassen!", fühle ich mich dabei aufrichtig mir selbst gegenüber.

In den Momenten, in denen wir reden und sie zu akzeptieren scheint, dass Schluß ist, kommt von ihr ein Rat: "Arbeite für die Zukunft an Dir, denn Deine Geschichte wiederholt sich!". Wie wahr! Sie merkt nicht, dass sie sich damit in's eigene Knie schießt! Denn: meine Geschichte wiederholt sich dahingehend, dass ich mir immer wieder einen bestimmten Frauentyp aussuche, an dem ich mich anscheinend zu messen suche. Sehr anstrengend auf Dauer!

Die Fortsetzungsgeschichte:
"starke" Frau und ich - "starke" Frau öffnet sich zum ersten mal im Leben richtig - Frau wird verletzlich und verletzend - Trennung - Frau öffnet sich weiter und genießt das Leben...

*grummel* - und was habe ich davon?!

Kürzlich hatte ich Kontakt zu meiner vorherigen Freundin: "ich hatte in den letzten Jahren Jahren höchstens zwei oder drei mal richtig schlechte Stimmungen" Na Prima! Ich hatte in den letzten Jahren auch höchstens zwei oder drei richtig gute Stimmungen! Naja, ganz so schlimm ist es nicht...

Sowas in der Art hatte ich mir einst, in der euphorischen Stimmung eines eigenen therapeutischen Fortschrittes, vorgenommen. Ich wollte damals, dass es anderen auch so schön ergeht wie mir! Dass das eine Schnapsidee ist, hatte ich schnell erkannt. Ich bin doch kein Therapeut oder Weltverbesserer oder sowas! Dass nun genau solche Dinge passieren, ist etwas befremdlich! Auch jetzt wieder.

Mir scheint es, als würde ich mir von Mal zu Mal schwerere Aufgaben stellen. Eigentlich suche ich das Leben zu genießen.

Die vielen Worte von mir sollen Euch helfen, eine Meinung zu bilden. Eine objektive Meinung zu finden, ist so natürlich nicht möglich, denn es fehlt ja die Sichtweise der Gegenseite, bzw. ein neutraler Beobachter.


Ich möchte drei Fragen in die Welt hinausschreien!!!

1. Ist meine Empfindung und meine Reaktion unangemessen?

2. Ist mein festes, beinahe stures Misstrauen ihrem derzeitigen Verhalten gegenüber angebracht? Wie ist es anderen in einer Beziehung mit Gewalt ergangen?

3. Laufe ich weg, kurz bevor die Beziehung wirklich stabil und schön wird, weil ich ein Beziehungsversager bin?

PS:
Zu Eurer letzten Antwort meinen Dank (!) und ein paar Worte: Eine Verhaltens- bzw. Gesprächstherapie bringt mir nichts mehr. Ich weiß inzwischen sehr genau, was ich brauche (Visualisierung und/oder Hypnose zur Ruhepolfindung) und bekam kürzlich zufällig einen Hinweis zu einer Therapeutin. Mal schauen, ob die Chemie stimmt...

Anwort von Michaela

Hallo,

ich habe mir noch mal deine beiden letzten E-Mails durchgelesen und möchte dir jetzt auf deine abschließenden Fragen antworten, die du in deine E-Mail geschrieben hast:

1. Ist meine Empfindung und meine Reaktion unangemessen?
Du beschreibst die Beziehung zu deiner (Ex-)Freundin sehr aggressiv, was von dir früher oder später Selbstschutz fordert. Deshalb finde ich, dass du angemessen reagiert hast. Ich nehme an, dass du in der Vergangenheit nach bestem Wissen und Gewissen diplomatisch vorgegangen bist - aber irgendwann geht das ja auch an deine Grenzen. Eine Beziehung kann nicht darauf aufbauen, dass der eine sich alles nimmt und der andere ständig zurücksteckt. Die Empfindungen, die bei dir aus diesem "Verzicht" entstehen, wirken sich sowohl auf dich als auch auf eure Beziehung negativ aus - also muss irgendwann mal ein Schlussstrich gezogen werden, damit keiner von euch vor die Hunde geht. Deshalb: Hut ab!

2. Ist mein festes, beinahe stures Misstrauen ihrem derzeitigen Verhalten gegenüber angebracht? Wie ist es anderen in einer Beziehung mit Gewalt ergangen?

Ich weiß nicht, wie stur du bist, das kannst du selbst am besten einschätzen :-) Vielleicht war es im Gegensatz zu früher nur ein wenig sturer, hat aber letztlich zum Erfolg geführt? Misstrauen ist in meinen Augen dann angebracht, wenn die Basis für Vertrauen nicht mehr vorhanden ist. Wann es soweit ist, entscheidest du selbst. Wann du es aufgibst, liegt ebenfalls in deinem Ermessen - die Situation wird sich ja früher oder später wieder entspannen bzw. verändern.

3. Laufe ich weg, kurz bevor die Beziehung wirklich stabil und schön wird, weil ich ein Beziehungsversager bin?

Definiere Beziehungsversager :-) Es gibt in jeder Beziehung einen Punkt, an dem man sich entscheiden muss: Will ich, oder will ich nicht mehr? Wenn du für dich entschieden hast, dass du dir lieber etwas anderes suchst, ist das in Ordnung. Niemand ist dazu "verdammt", ein Leben lang mit einem Menschen zusammen zu bleiben, mit dem er sich nicht wirklich wohl fühlt, oder bei dem er das GEfühl hat, dass er seine Probleme nicht mehr mittragen möchte. Du gehst definitiv NICHT den einfacheren Weg, wenn du nach deiner Gesundheit trachtest, denn du durchläufst die gleichen Höhen und Tiefen wie jemand, der sich wegen anderer Gründe getrennt hat. Letztlich tut es euch vielleicht auch ganz gut, wenn ihr eine Auszeit habt, dass ihr zur Ruhe kommen könnt (wie du im letzten Absatz geschrieben hast) und herausfindet, was ihr eigentlich wollt. DAs muss deine Freundin in der Therapie genauso machen wie du alleine (und das wird für sie auch kein Zuckerlecken).

Ich wünsche dir jedenfalls für deinen eigenen Therapiestart alles Gute und hoffe, du meldest dich noch mal, um uns zu erzählen, wie es weitergegangen ist?

Viele Grüße,

Michaela