Problem von Melanie - 25 Jahre

Eifersucht und Minderwertigkeitskomplexe

Hallo,

seit Jahren plagt mich meine Eifersucht, habe aber nie versucht, etwas dagegen zu tun. Angefangen ist alles mit meinen Eltern. Meine Mutter hat uns und meinen Vater nach langer Affaire verlassen. Danach erlebte ich es oft, dass meine Brüder ihren Freundinnen fremdgegangen sind und als ich meine erste Beziehung hatte, wurde ich sehr oft betrogen und belogen. Dadurch ist das Vertrauen dem anderen Geschlecht gegenüber sehr stark gesunken. Bislang konnte ich damit gut leben. Bis ich meinen jetzigen Freund kennenlernte.

Wir sind jetzt seit fast 6 Monaten ein Paar und es läuft eigentlich sehr gut. Wenn mein Problem nicht wäre. Er ist ein Mensch, der noch sehr guten Kontakt zu seinen Exfreundinnen hält, was ich ihm auch irgendwie nicht verbieten möchte. Er verbringt sehr viel Zeit mit seiner besten Freundin und, was ich am schlimmsten finde, gehört seine letzte Ex halb zur Familie. Sie ist bei sehr vielen Familienfeiern dabei (ihre Schwester ist mit dem Bruder meines Freundes verheiratet). Mein Freund und seine Ex waren auch nicht nur einmal zusammen, sondern sind immer wieder zusammengekommen, meist bei einer solchen Familienfeier. Wenn Karin (so nenne ich seine Ex einfach mal) nicht auf der Feier ist, wird sehr viel über sie geredet, was sie denn so macht etc und auch wenn ich dabei bin, wird über die alte Zeit gesprochen, als sie noch ein Paar waren. Das macht mich fertig.

Um mein Problem in den Griff zu kriegen, habe ich mich nach Lektüre umgeschaut und auch daraus gelernt, dass ich für meine Eifersucht selbst verantwortlich bin und dies meist aus eigener Nichtakzeptanz des Ichs entspringt. Nur habe ich bei dem Buch ("Eifersucht" von Rolf Merkle) das Gefühl, als wenn alles in Ordnung ist, wenn mein Freund mit anderen flirtet oder mich nicht beachtet. Durch dieses Buch habe ich den Eindruck bekommen, als wenn ich es einfach akzeptieren soll, wenn mein Freund mit seiner Ex rumschäkert, rumalbert und mich dabei total links liegen lässt.

Muss ich sowas akzeptieren? Habt ihr einen Tip für mich, wie ich mit dieser besonderen Situation leben kann bzw. dann reagieren kann / soll?

Ich möchte ihm nichts verbieten. Ich weiß aber auch nicht, ob ich in eine solche Situation kommen möchte und überhaupt noch an solchen Familienfeiern teilnehmen soll.

Ich hoffe, ihr könnt mir helfen,

Dana Anwort von Dana

Grüße Dich, Melanie!

Ich finde es toll, dass Du versuchst, das Problem in den Griff zu bekommen und Dich so mit dem Thema auseinander setzt. Aber mit solchen Büchern ist es immer so, dass man nur das für sich lernen und heraus ziehen sollte, was man selbst für sich auch akzeptieren kann.

Eifersucht ist ja keine von Grund auf schlechte Eigenschaft. Nur im Übermaß wird sie zu einem Problem. Und ich würde mir auch nicht auf allen Familienfeiern Lobhymnen auf eine Ex meines Freundes anhören wollen. Nun kann man da natürlich schlecht sagen: Hört mal auf damit, ihr tut mir weh. Versuche, das Thema zu wechseln, indem Du von Dir erzählst. Was Du neulich gemacht hast, gelesen hast, irgendein Thema (Kultur, Politik, Wissenswertes), das auch interessant ist (und wahrscheinlich interessanter als das Leben von 'Karin').

Dass Dein Freund mit seiner Ex rumschäkert, Spaß mit ihr hat finde ich absolut in Ordnung. Nur dass er Dich dabei links liegen lässt, ist auf Dauer einfach nicht erträglich. Ich würde es mir eine Zeit lang mit angucken (gerade so viel, wie du ertragen kannst) und dann dazwischen gehen. Nicht mit bösen Worten, sondern ruf Dich ihm ins Gedächnis, indem Du auch da bist, ihm einen Kuss gibst, etwas sagst, Dich einmischst in das Gespräch. Ich finde, das hat auch nicht unbedingt nur etwas mit Eifersucht zu tun. Er ist Dein Freund und Du möchtest, dass er auch für Dich da ist, sich um Dich kümmert und so für die Familie auch klar macht, dass seine 'Karin-Aera' einfach vorbei ist und Du jetzt an seiner Seite bist.

Übringens habe ich neulich einmal gelesen, dass man, wenn die Eifersucht Überhand nimmt, ein Zwiegespräch mit ihr führen soll. Mir kam das im ersten Augenblick auch sehr merkwürdig vor. Aber es soll helfen. Stell ihr einmal Fragen (Warum gibt es Dich? Weißt Du, dass Du viel kaputt machst? Warum tust Du mir weh?) und lass sie antworten. Das wird Dir helfen, sie und damit Dich zu verstehen und vor allem zu verstehen, dass sie Dir entspringt und nicht ihm.

Alles Gute!