Problem von Anonym - 14 Jahre

Ich denke jeden Tag an Selbstmord

Hallo
Ich weiß nicht mehr was ich machen soll. Alles fing damit an, dass meine Eltern sich trennten und ich in eine andere Schule kam, wo es mit den Noten total schlecht lief, was meine Eltern normalerweise nicht gewohnt waren. Ich fühlte mich unter Druck gesetzt. Irgendwann hab ich angefangen zu ritzen. Erst nur einmal im Monat, dann jede Woche, heute fast jeden Tag.

Als ich dann für 3 Wochen einen Freund hatte, war alles okay. Ich habe ihm damals versprochen, dass ich mich nicht mehr ritze. Aber als er Schluss gemacht hat, hab ich es wieder gemacht, ich dachte daran mich umzubringen. Zwei Tage später war ich dann nur auf ihn wütent, doch dann auf mich selbst.

Ich habe das Gefühl, so allein auf der Welt zu sein. Meine Eltern haben keine Ahnung von allem. Sie streiten sich, hacken auf mir rum, sagen sie wollen mich nicht mehr sehen, dabei haben sie keine Ahnung wie weh mir das tut. Meistens gehe ich nach so einem Streit in mein Zimmer, schreibe Gedichte, zeichne oder ritze. Manchmal geht es mir super, und von einem Moment auf den anderen bin ich wieder total "down". Meine Freundinnen in der Schule wollen immer mit mir drüber redern, doch ich habe Angst, dass wenn ich ihnen sage, dass ich nicht mehr leben will, sie mich nicht Ernst nehmen und mich für verrückt halten. Mit meinen Eltern will ich aber auch nicht reden, sie würden mich nicht verstehen. Ich habe das Gefühl, dass keiner mich versteht. Und wenn ich dann abends in meinem Bett sitze und über die Welt nachdenke, komme ich jedes Mal zu dem Schluss, dass mich nichts mehr glücklich macht, außer der Gedanke zu sterben.

Ich weiß nicht mehr weiter. Ich will ja leben, es gibt auch schönes auf der Welt, das weiß ich. Ich will dass das alles aufhört, aber ich glaube alleine schaffe ich es nicht, was soll ich tun???

Anwort von Sabine

Hallo!

Die Trennung der Eltern scheinen sie sehr zu beschäftigen und irgendwie scheinen sie Dich aus den Augen verloren zu haben. Nimm es nicht einfach hin, sondern mach Dich bemerkbar, indem Du ihnen sagst, was in Dir vorgeht. Auch Eltern brauchen manchmal Nachhilfeunterricht in solchen Dingen. Für sie ist es auch neues Land auf dem sie leben, wenn sie sich getrennt haben.
Das sie sich getrennt haben, das war ihre Entscheidung. Schließlich kann man nichts zusammenhalten, was zerbrochen ist. Sie haben sich geliebt und es verloren. Da kannst Du leider nicht viel mitreden. Nur finde ich auch, sollten sie Dich dabei nicht aus den Augen verlieren.
Wenn Du jetzt möchtest, dass es sich ändert und das sie erkennen, wie es in Dir aussieht, dann wirst Du einen Schritt aus Dir heraus machen müssen. Glaube nicht, dass sie Dich für verrückt halten. Nein, es wird ein Signal für sie sein, dass sie auch ein wenig nach Dir schauen.
Das Ritzen, bringt in diesem Fall überhaupt nichts. Wie Du selber feststellst, bringt es im Grunde nur noch mehr Probleme. Ganz abgesehen von den häßlichen Narben, die ein Leben lang bleiben können und sich sogar entzünden können, wenn Dreck in die Wunden gerät.
Du hast uns geschrieben und Dich uns anvertraut. Das zeigt mir, dass Du auch einen Schritt aus Dir heraus gemacht hat. Und? erkläre ich Dich für verrückt? Nein! Ganz im Gegenteil. Du hast mir gesagt: Hallo hier bin ich und es geht mir nicht gut. Wie auch immer. Genauso wird es mit Deinen Schulkameraden sein. Wenn sie Dir doch eine Hand anbieten und mit Dir sprechen wollen, dann tu es doch ruhig. Sprich mit ihnen. Es wird Dir gut tun darüber zu sprechen, was Dich belastet. Wer weiß, vielleicht ist ja eine Mitschülerin oder ein Mitschüler unter ihnen, die das gleiche schon empfunden haben und sich genauso wie du zurückgezogen haben. Sie können Dir dann sagen, wie sie damit zurecht gekommen sind. Zumal sind Freunde ein gutes Heilmittel um sich abzulenken. Abzulenken von den Gedanken sich zu ritzen oder wenn man sich einsam fühlt, dass sie einfach für einen da sind.
Du schreibst, dass Du Gedichte schreibst, wenn es Dir nicht gut geht. Ich finde, dass ist eine gute Idee. Sammel sie und schmeiße sie nie weg. Sie werden sehr interessant für Dich sein, wenn Du einmal älter bist und vielleicht sogar eigene Kinder hast. Du kannst Dich dann immer wieder an diese Situationen erinnern und wer weiß, dann auch auch Deinen Kindern irgendwann schildern, wie es sich angefühlt hat und Deinen Kindern erzählen, wie man aus solchen Situationen wieder herauskommt.
Probleme, ob mit den Eltern oder mit sich selber, die tauchen immer wieder auf. Nur sollte man sich nicht zu tief aus dem Fenster hängen und die Gleichgültigkeit aufkommen lassen. Nein. Zu zeigen, dass man dort auch wieder herauskommt aus dem Lock, zeigt doch viel mehr Stärke. Du willst raus, sonst hättest Du uns nicht geschrieben. Der erste Schritt ist also getan. Warum nimmst Du jetzt nicht auch die Hilfe Deiner Freunde an. Auch was Deine Eltern betrifft. Mache nicht dicht und lasse es zu, dass sie Dich fortschicken. Zeige ihnen, was in Dir vorgeht, damit sie verstehen. Die Gefahr, dass ihr euch sonst aus den Augen verliert ist einfach viel zu groß. Ich kann mir nicht vorstellen, dass das in Deinem Interesse wäre.
Ich weiß auch, dass es nicht einfach ist zu sprechen und so aus sich herauszukommen, aber oft kommt man mal in Situationen, wo es sich ergibt und man die Chance bekommt zu reden. Diese Chancen solltest Du in Zukunft vielleicht wahr nehmen.
Gib nicht auf und versuche es allein mit Dir auszumachen. Das ist etwas, was nur wirklich sehr schwer ist.
Auch wenn es oft aussichtslos aussieht und man glaubt, es geht gar nichts mehr, kommt von irgendwo ein Licht oder Wink, wo einem gezeigt wird, dass es weitergeht. Schließe nicht die Augen und verkrieche Dich in Deinem Zimmer. Dort sieht niemand wonach Du Dich sehnst. Es kann auch nieman in Dich hineinschauen. Du wirst aus Dir herauskommen müssen und das ist dann auch der Start, wobei es anschließend von ganz alleine weiterläuft.
Solltest Du es vorherst noch nicht schaffen, dann schreibe uns. Sich den Kummer von der Seele zu schreiben ist oft schon eine große Entlastung. Du weißt, wir hören zu und wir sind für Dich da, auch wenn es mit den Antworten hin und wieder ein wenig länger dauert, aber wir sind da und hören zu.

Lieben Gruß.