Vertrauensbruch
Hallo, eigentlich komme ich mir jetzt ziemlich albern vor, aber ich muß mir einfach etwas von der Seele reden.
Ich hatte mich von meinem Mann getrennt und habe im Grunde die Nase von Männern voll gehabt, bis ich auf einen Mann traf, der mir das Gefühl gab etwas einzigartiges zu sein. Es war ein total neues Gefühl für mich, das so tief von innen heraus kam, daß man es kaum beschreiben kann. Ich vertraute ihm blind, bis auf jenen Unglückstag.
An einem Wochenende waren wir bei ihm zu Hause und ich wollte auf seinem PC ins Internet. Leider mußte ich mich über seinen Namen einloggen und als ich drin war, konnte ich es nicht lassen, in sein Postfach zu schauen. Eigentlich wollte ich das nicht, aber irgendetwas hat mich dazu getrieben,
Was ich da zu lesen bekam, riß mir fast den Boden unter den Füßen weg - er schrieb an eine Verflossene : "Ich habe eine gute Beziehung, aber dennoch muß ich immer daran denken, was wir so miteinander getrieben haben"!"wie geht es dir damit?"
Dabei erzählt er mir immer und immer wieder, daß er noch nie so guten Sex hatte wie mit mir und daß ihm noch nie eine Frau das gegeben hat, das ich ihm gebe.
Natürlich mußte ich beichten, sonst hätte es mich zerrissen.
Er behauptet, daß er nicht weiß, warum er das geschrieben hat - er kann es mir nicht erklären.
Ich konnte mir nicht vorstellen, daß man etwas schreibt, das man nicht erklären kann und ich bin dann gegangen.
Am nächsten Tag rief mich ein Kollege von ihm an und suchte ihn - er sei nicht zur arbeit erschienen und auch sonst könne man ihn nicht erreichen.
Ich fuhr zu ihm nach Hause und da saß er, vollgepumpt mit Tabletten.
Erpresst kam ich mir vor in diesem Moment und seit diesem Tag habe ich kein bißchen Vertrauen mehr zu ihm und das Gefühl endlich angekommen zu sein, ist wie weggeblasen.
Ich liebe ihn, aber es quält mich die Frage- warum tut ein Mensch so etwas?
Hallo,
es gibt soviele Gründe wie Menschen auf der Welt, und diese Frage kann dir eigentlich nur dein Freund beantworten. Du hast versucht mit ihm zu reden - und keine Antwort erhalten.
Was kannst du aber für eure Beziehung tun? Klar, es ist heftig, so etwas zu erfahren, und du stellst dich selbst in Frage. Andererseits hast du ebenfalls in sein Postfach geschaut. Vielleicht ist der Fall das Ergebnis eurer gemeinsamen Basis - ihr kennt euch, ihr liebt euch, aber euer Vertrauen zueinander ist noch nicht so gefestigt, wie ihr es euch vielleicht wünscht. Zudem hast du selbst Erfahrungen gemacht, die dir Männer in einem nicht unbedingt positivem Licht zeigen (was evtl. auch zu deiner Neugier beigetragen hat) - da braucht es einfach etwas mehr Zeit, um zueinander Vertrauen zu fassen.
Weiterhin hast nicht nur du eine Vergangenheit, sondern auch dein Freund, und die gehört zu ihm dazu - wie auch seine Verflossenen. Klar, es macht eifersüchtig zu wissen, dass es vor dir noch andere gab. Aber er ist jetzt MIT DIR zusammen. Er liebt DICH. Phantasien über andere Frauen sind meiner Erfahrung nach normal in festen Beziehungen, genauso wie wir Frauen auch mal an einen anderen Mann denken. (Ich höre schon die bösen Kommentare in unserer Feedbackkiste.) Deshalb ist man nicht gleich ein Fremdgänger oder denkt an Trennung. Es ist im weitesten Sinne menschlich.
Rede noch mal mit deinem Freund. Er weiß bereits, dass er dich damit getroffen hat (und hat sich mit Tabletten vollgepumpt), deshalb sollte daraus jetzt keine Hexenverfolgung gemacht werden. Überlegt, was euch daran so weh getan hat, akzeptiert die Aussagen des anderen (die gehören auch dazu) und fasst einen Plan, wie ihr in Zukunft damit verfahren wollt. Evtl. gibt es ja auch Dinge, die ihr anders machen wollt, die euch bei aller Liebe nicht so gut gefallen (was auch normal ist) - es war ein Fehltritt, aus dem ihr neue Impulse gewinnen könnt. Diese Arbeit an eurer Beziehung wäre früher oder später auf euch zugekommen, vielleicht durch einen anderen Auslöser, und es lohnt sich auf jeden Fall, etwas zu tun. (Und auf keinen Fall ist das albern!!!)
Ich hoffe, das hat dir ein wenig geholfen? Lass uns wissen, wie es weitergegangen ist!
Viele Grüße,
Michaela