Problem von Anonym - 32 Jahre

Ueber Probleme reden...

Hallo,

mein Problem ist, dass mein Mann mir vorwirft, dass ich nicht Reden kann/will. Also soll heissen, nicht über unsere Probleme. Oder wenn zum Teil Dinge geschehen, sag ichs erst zu spät. Es stimmt schon, dass ich viele Dinge erst probier selber zu regeln und meist ist es dann ganz schön doof oder ganz schief gelaufen, ehe ichs Ihm sag.

Im Moment ist es so. Wir haben zwei Kinder von 7 und 2 Jahren. Er geht dem Vollzeit Job nach und ich arbeite nebenbei etwas. Ich bin eigendlich aber schon Hausfrau und Mutter. Wir sind dieses Jahr 8 Jahre verheiratet. Die ersten Jahre waren stressig, da mein Mann nur Temporär arbeit hatte. Seit er allerdings einen Festanstellung hat, hat er sich sehr ins Negative verändert. Ich hab Ihm das auch schon öfters gesagt, aber er meint ich habe Ihn so gemacht. Damals hatten wir weniger Streit und Sorgen als heute.
Dazu kommt, dass er mir aber auch grad gar nichts mehr hilft. Der ganze Stress ist nun auch so ein riesen Problem, dass ich im Bett einfach keine Lust mehr hab. Wenns vier mal im Monat was gibt, ist es viel. Ich weiss dass ich Ihn immer noch Liebe. Und wirklich richtig Liebe, aber mit Sex beginnen mach ich nicht. Wenn was passiert, dann fängt er an.
Ich fühl mich einfach nicht mehr richtig als Frau in diesem Haus. Wir unternehmen nichts mehr gemeinsam, ob mit, geschweige den ohne Kids.
Als er mich fragte, wieso ich nichts mehr von Ihm wolle, hab ich gesagt, ich wiss es nicht. Also ich schätze, dass keine Spontanität, Aktivität und Anerkennung schuld daran seien. Er meint allerdings, ich spinn. Das könne es nicht sein. Wenn man sich liebt, dann klappts auch im Bett.
Was meint Ihr dazu, nimmt mich echt wunder.

Lieben Gruss

Anwort von Michaela

Hallo,

ihr seid in einer Krise, die fast alles Paare durchlaufen müssen. In dieser Zeit steht eine Beziehung auf dem Prüfstand: Haben wir noch eine gemeinsame Basis? Sind wir geneigt, uns evtl. eine neue Basis zu erarbeiten? Oder sind wir an dem Punkt, wo es tatsächlich nicht mehr weitergeht?

Um eure Situation zu überblicken, weiß ich aus deiner E-Mail zu wenig. Jedoch habe ich den Eindruck, dass ihr noch nicht "am Ende" seid, sondern durchaus gute Chancen habt, wieder rauszukommen. Fangen wir mal vorne an:

Du liebst deinen Mann, und er liebt dich ebenfalls. Das ist schon mal ein guter Anfang! Ihr habt zwei Kinder, die euch beide fordern, und neben der "Arbeit" als Eltern kann man schon mal vergessen, dass man auch Ehepaar ist, Liebende, eigenständiger Mensch. Ihr habt gemerkt, dass ihr beide in gewisser Hinsicht frustriert seid und wollt etwas ändern. Was mir an deiner E-Mail sehr gut gefällt ist, dass du die Lösung quasi schon reingeschrieben hast:
Spontanität, Aktivität und Anerkennung.
Genau das scheint euch auf den ersten Blick zu fehlen! Wie kann man das aber ändern, wenn ihr beide in Familie und Beruf eingespannt seid?
Geht schrittweise vor. Z. B. leistet dein Mann seinen Teil als Ernährer der Familie, denn er den größten Teil des Geldes nach Hause, und du leistest auch deinen Beitrag. Das ist anerkennenswert! Ebenso ist es anzuerkennen, dass du den Haushalt und die Kinder organisierst. Wie kann man diese Anerkennung sichtbar machen? Viel belächelt sind der Blumenstrauß und die Theaterkarten, die man in schlechten Filmen manchmal als "Geschenk an die Gattin" sieht, oder das traute Essen in einem netten Lokal. Aber das hilft!

Gibt es jemanden in eurer Umgebung, der Abends mal auf die Kinder aufpasst? Oder kennt ihr eine Agentur, die euch einen guten Babysitter vermittelt? Das Geld sollte euch ein ungestörter Abend wert sein. Nutzt die Zeit für euch, macht euch zurecht, geht essen, ins Kino, ins Theater, oder einfach nur spazieren, und nutzt die Zeit für euch. Wie war es damals, als ihr euch kennen gelernt habt? Kein Weg zu weit, keine Mühe zu groß, nur um zusammen zu sein. Das kann mit den Jahren und den Kindern abhanden kommen, aber es ist nicht für immer verschwunden. Es gilt zu reaktivieren.

Lernt euch aufs Neue kennen. Es sind ein paar Falten dazugekommen, aber der Mensch, in den ihr euch verliebt habt, ist immer noch da. Fasst neues Vertrauen zueinander. Was habt ihr euch damals versprochen? Was war eure Basis? Eure Freuden? Eure Geheimnisse, die mehr wert sind als alles andere auf der Welt? Mit der Zeit wird es auch wieder leichter zu reden. Auch über Dinge, die getan werden wollen. Ich kenne es von mir, dass ich auch lieber erst das fertige Ergebnis präsentiere - bis ich gemerkt habe, dass mein Mann sich auch über die anfänglichen Gedankengänge, die Planung freut und mich gerne dabei unterstützt. (Seitdem geht auch nicht mehr soviel schief.) Das ist gleichzeitig Anerkennung - die aber nur kommen kann, weil ich ihm dahingehend vertraue, dass er mich ernst nimmt.

Falls es für euch alleine zu viel auf einmal ist, kann auch ein Gespräch in der Familienberatung helfen. Dort sitzen geschulte Leute mit Verständnis und Tipps für euch, die euch so lange begleiten, wie ihr das wollt - bis ihr die Krise in einen Gewinn umgewandelt habt (was auf jeden Fall geht!).

Ich hoffe, dass ich dir ein paar Anregungen geben konnte? Lass uns wissen, wie es weitergegangen ist, ich freue mich über deine E-Mails!

Viele Grüße,

Michaela