Problem von Anonym - 39 Jahre

Bin ich seine Haushälterin?

Hallo,
ich habe heute das erste Mal von euch gelesen und dachte mir, versuch doch einfach mal, dein Problem zu schildern.

Ich habe im letzten Sommer einen Mann in meinem Alter kennengelernt. Er hat eine 11jährige Tochter. In diesem Sommer sind wir zusammen in sein Haus gezogen. Ich liebe ihn sehr und mit seiner Tochter komme ich auch gut klar. Nur mit einer Situation weiß ich nicht recht, wie ich damit umgehen soll.
Ich bin den ganzen Tag, so wie er auch, arbeiten. Wenn ich dann nach Hause komme, liegt er meistens auf der Couch oder sitzt am PC. Dann beginnt meine "zweite Schicht". Ich will nicht sagen, dass er gar nichts macht, aber er muss ständig Pause machen. Wenn wir am WE etwas im Garten arbeiten, macht er schon nach 15 min eine Pause und geht an den PC um zu spielen. Nach 15 min. geht er wieder arbeiten und macht dann wieder eine Pause.... Und so geht es ständig. Er kann nichts durchziehen und fertig werden wir nicht. Wenn ich mit ihm darüber reden will, sagt er zu mir, er brauche seine Freiheit und ich solle ihm keine Vorschriften machen.

Hat er damit recht? Verlange ich zuviel?

Am Anfang hat er mir kleine SMS geschrieben wie sehr ich ihm fehle. Jetzt kommt da gar nichts mehr. Ich habe viel für dieses Zusammenleben aufgegeben, meinen Job und meine Freunde, denn ich kann sie nur sehr selten besuchen. Brauchte er nur eine Haushälterin ?

Was soll ich machen? Ich komme mir einsam und etwas benutzt vor. Bitte gebt mir einen Rat

Anwort von Michaela

Hallo,

wenn es dich stört, dass dein Freund mehr "Pause macht" als mitzuhelfen, dann hast du das Recht, das zu bemängeln. Schließlich bist du nicht zu ihm gezogen, um ihn zu bedienen, sondern weil ihr eine intensive Beziehung zueinander aufbauen wollt. Das bedeutet auch, dass er im Haushalt mit anpackt und sich nicht "verdrückt".
Ich denke, er ist ganz froh, dass du ihm hilfst, auch was den Haushalt angeht, aber er macht es sich in meinen Augen zu leicht. Klar soll er seine Freiheiten haben, aber die enden dort, wo deine anfangen. Das Problem gibt es übrigens in vielen Haushalten, und nicht selten kommt es zu Reibereien.
Wenn er keine Lust hat, sich mit dir darüber zu unterhalten, kannst du dir eine Strategie überlegen, z. B. wenn er "Pause macht", kannst du auch ohne Weiteres alles stehen und liegen lassen und deinen Interessen nachgehen. Dadurch wird natürlich erst Recht nichts fertig, aber es könnte eine eindrucksvolle Demonstration sein, die ihn vielleicht aufmerken lässt. Wenn er sich dann beschwert, dass nichts fertig wird, kann er sich erst einmal in aller Ruhe an die eigene Nase fassen...

Weiterhin können feste Regeln helfen. Jeder hat bestimmte Aufgaben, die er zu erledigen hat. Männer bringen ganz gerne mal den Müll raus, habe ich mir sagen lassen, oder kümmern sich um Dinge, die repariert werden müssen. Ein stinkender voller Mülleimer stört auch das starke Geschlecht, und wenn etwas nicht in einer bestimmten Zeit repariert wurde, hilft bestimmt auch gerne ein Handwerker weiter. Kostenvoranschläge, kostenlos eingeholt, haben auch schon oft heilende Wirkung gezeigt :-)

Unabhängig davon kannst du ihn mal fragen, welche Stellung er dir in seinem Haus einräumt - ob er dich als Frau sieht (also Liebhaberin), oder ob du für ihn tatsächlich eher die Haushälterin bist, oder oder oder. Es ist irritierend, wenn man danach gefragt wird, leitet aber umgehend einen Prozess des Nachdenkens ein, genauso bei dir. Du weißt, was du nicht willst, also überlege dir, was du sein möchtest bzw. was du BIST und welche Funktion du in seinem Haus gerne übernimmst, und lege es ihm dar.
Wenn das trotz allem nicht hilft, gibt es noch den Gang zur Paarberatung, aber ich denke, das ist bei euch nicht nötig. In diesem Fall kannst du dir aber Gedanken darüber machen, ob du größere Geschütze auffahren willst (Auszug, Intensivierung der Kontakte zum Freundeskreis...).

Ich hoffe, ich hatte ein paar gute Anregungen für dich? Lass uns wissen, wie es weitergegangen ist!

Liebe Grüße,

Michaela