Problem von Anonym - 24 Jahre

Vergewaltigt und jetzt schwanger

Vor wenigen Wochen wurde ich vergewaltigt. Ich habe meinem Mann davon erzählt. (Er steht mir auf jeden Fall zur Seite.) Zur Polizei bin ich nicht gegangen. Eine Anzeige ist für mich sinnlos, da ich den Täter nicht genau beschreiben kann. Diesen Weg wollte ich mir ersparen, da für mich die Situation ohnehin schon schwer genug ist.
Ich muß dazu schreiben, dass ich seit fast 2 Jahren glücklich verheiratet bin. Mein Mann und ich wünschen uns unbedingt ein Kind. Ich nehme daher auch die Pille nicht mehr. Zudem stehe ich unter ärztlicher Kontrolle, da es schon mehrmalige Fehlgeburten gab.
Jetzt habe ich festgestellt, dass ich schwanger bin, durch diese Vergewaltigung. Dass es dabei passiert ist steh 100%ig fest.
Was soll ich nun tun?
Das Kind möchte ich auf keinen Fall behalten. Ich war zwar nie für Abtreibungen, aber ich möchte ein Kind mit meinem Mann haben und nicht mit einer Bestie.
Wenn ich jedoch zu meinem Frauenarzt gehe und ihn um eine Abtreibung bitte, dann wird er mich sicherlich fragen warum das Ganze, wenn doch ein Kind fest geplant sei. Ich möchte weder ihm noch der Beratungsstelle sagen, was passiert ist. Ich habe Angst, dass der Stein dadurch ins Rollen kommt und ich doch eine Anzeige machen muß.
Zudem kennt man ja die Meinungen Anderer, über Abtreibung. Diese Meinungen werde ich wohl am eigenen Körper zu spüren bekommen. Auch dies bereitet mit Angst.
Mein Kopf ist total blockiert. Vielleicht finde ich hier Hilfe, oder wenigstens einen Anfang für mein zukünftiges Handeln.

Anwort von Sabine

Hallo!

Du schreibst in Deiner Mail, dass Du keine Anzeige erstattet hast, da Du den Täter nicht beschreiben könntest. An dieser Stelle möchte ich Dir schon raten, dass Du noch eine Anzeige ggf. gegen Unbekannt erstattest. Auch, wenn Du ihn nicht beschreiben kannst, ist es wichtig, dass eine Anzeige erstattet wird. Zum einen wird es verfolgt und zum anderen vieleicht eine Serie aufgedeckt. Wenn alle Opfer so handeln würden und schweigen würden, dann erlauben sie durch ihr Nichthandeln, dass ein Vergewaltiger frei herumläuft und gar nicht gefasst werden kann. Der Täter somit eine Bestätigung bekommt, dass es ok ist, was er dort macht. Auch, liebe Schreiberin, wenn es keine 100 % Personenbeschreibung gibt, ist es wichtig, dass eine Anzeige erstattet wird. Vielleicht sprichst Du auch noch einmal mit Deinem Mann darüber und ihr könntet gemeinsam zur Polizei gehen.
Das es nun zu einer Schwangerschaft gekommen ist, beschimpfst Du in Deiner Mail sehr. Ich persönlich kann es nachvollziehen und Du sollst natürlich Deinen Weg gehen, der für Dich oder für euch der Beste ist. Deine Entscheidung ist für mich persönlich nachzuvollziehen und ich möchte Dir eigentlich raten doch mit dem Arzt darüber zu sprechen. Er hat Schweigepflicht und er wird ohne Deine Erlaubnis keinen Stein ins Rollen bringen. Ein Arzt kann eine Schwangerschaftsunterbrechung erst durchführen, wenn er vertretbare Gründe dafür kennt. Insofern wirst Du offen und ehrlich mit ihm sprechen müssen. Es ist auch gut so. Es wird Dir zum einen gut tun, dass Du offen darüber sprechen kannst und es wird dem Arzt um einiges zu verstehen geben.
Keine Frage, es ist schrecklich was passiert ist. Es ist gut, dass Du offen mit Deinem Mann darüber sprichst. Er hat Dir, wie Du schreibst, bisher zur Seite gestanden und ich bin mir sicher, dass er es auch in Zukunft wird.
Die Schritte sind alle nicht leicht, aber sie zu verdrängen oder versuchen zu vergessen, ist noch viel schlimmer. Alles, was man bespricht, verarbeitet man im selben Moment immer ein Stück weiter und helfen so, dass man lernt damit zu leben. Versuche nicht zu verdrängen, sondern zu verstehen, was geschehen ist. Dein Mann liebt Dich und er wird für Dich bestimmt weiterhin da sein. Geht vielleicht gemeinsam zum Arzt und lasst euch beraten.
Wir wünschen euch alles Gute und

einen lieben Gruß