Problem von Anonym - 21 Jahre

Missbraucht - jetzt Angst vorm Frauenarzt

Hallo,
ein dickes Lob an euch. Was ihr in eurer Freizeit leistet finde ich super! Und es ist nicht selbsterverständlich.

Vielleicht könnt ihr mir ja auch helfen.
Ich habe vor 6 Jahren Missbrauch erlebt, es ging über ein Jahr. Heute komme ich damit eigentlich gut zurecht, ich habe mir Hilfe gesucht und werde unterstützt. Klar gibt es manchmal Moment wo es einem schlecht geht, aber die sind für mich Ok, wiel ich glaube, so einen Missbrauch kann man nicht ganz vergessen und das will ich auch nicht, weil es ein Teil von meinem Leben ist.

Aber ein Problem entsteht dadurch leider immer noch. Und zwar habe ich grosse Angst zum Frauenarzt zu gehen. Und ich war da noch nie. Ich habe grosse Angst mich dort auszuziehen und anfassen zu lässen. Das kann ich nicht! Das geht mir einfach zu nah.
Auf der einen Seiten weiß ich, dass dieser Schritt fällig ist ( und das eigentlich schon lange, da ich schon älter bin ) auf der anderen Seite habe ich zu viel Angst und Schram.
Und immer diese Gedanken im Kopf zu haben, du musst irgendwann auch mal dort hin, ist für mich auch ganz schrecklich, weil die Angst so Groß ist.
Dazu kommt, dass ich nicht mal eine gute Frauenäztin kennen oder zumindest schon mal was von einer gehört habe, weil ich über dieses Thema mit nienanden sprechen kann. Mit meinen Eltern bzw. meine Mutter nicht, weil der Schram zu groß ist und mit Freundinnen nicht, weil ich nicht möchte, dass sie erfahren, das ich noch nie da war und sollen sie nicht erfahren, warum ich noch nie dawar.
Es stellen sich auch Fragen die ich für mich gar nicht Beantworten kann,
Gibt es vielleicht Frauenärztinnen die sich speziallisert haben auch auf Frauen die Missbraucht oder Vergewaltigt worden sind?
Oder soll ich Ihr gleich sagen, dass ich Missbraucht wurde und Angst habe. ( wobei ich gar nicht sicher bin, ob ich dass schaffen würde )
Vielleicht könnt ihr mir helfen und Tipps geben, wie ich auch diese Hörde meistern kann.
Vielen Dank, für´s lesen!

Anwort von Sabine

Hallo!

Es ist gut nachzuvollziehen, dass Du nach dem Erlebten Angst hast. Jeder wird dies gut verstehen können.
Deine Idee mit dem Gynäkologen offen darüber zu sprechen, ist sehr gut und ich würde es an Deiner Stelle genauso angehen.
Bevor ein Arzt Dich untersucht, gibt es ein Gespräch. Ich persönlich kenne keinen Arzt, der nicht vor einer jeden Untersuchung mit dem Patienten spricht um zu erfahren, warum der Besuch erfolgt.
Zum einen fragt Dich der Arzt, warum Du eine Untersuchung wünscht, ob es eine Routineuntersuchung oder eine bestimmte Absicht ist. Zum anderen wird Dich der Arzt oder die Ärztin in dem Termin darüber informieren, was er/sie untersucht und wie er/sie vorgehen wird. Da Du zum ersten Mal bei diesem Arzt oder dieser Ärztin sein wirst, ist es auch ein Grundlage um eine Vertrauensbasis zu schaffen.
Du solltest in diesem Gespräch die Gelegenheit nutzen er/ihr von Deinen Ängsten zu berichten und von dem, was geschehen ist. So weiß er/sie damit umzugehen und entsprechend darauf einzugehen. Der Arzt oder die Ärztin ist dafür da um Dir zu helfen und Dir zu Seite zu stehen und in allen offenen Fragen eine Antwort für Dich zu haben. Sie wollen Dir nichts böses. Dies zu verstehen, wenn man soviel Schlechtes erlebt hat, ist sehr schwierig, aber man sollte sich auch immer wieder daran erinnern, dass er/sie die Guten sind und nicht die Bösen.
Wie gesagt, ich persönlich halte es für wichtig, dass Du von Deinen Ängsten und dem, was Du erlebt hast, erzählst, damit sie bewußt darauf eingehen können.
Du selber schreibst in Deiner Mail, dass es nunmehr (leider) ein Bestandteil Deines Lebens ist, was Du erlebt hast. Richtig. Es ist leider nicht zu vergessen. Durch die Hilfe die Du bekommst, lernst Du wie man damit leben kann. Es ist gut, dass Du Hilfe in Anspruch nimmst. Es gibt leider manchmal Dinge im Leben, die kann man nicht alleine bewältigen und Du bist jung und solltest diese Hilfe annehmen. Je mehr Du akzeptierst, dass es ein Bestandteil Deines Lebens ist, um so mehr können auch andere es akzeptieren. Du lernst gerade damit umzugehen und hast auch uns anvertraut, was geschehen ist. Andere, Außenstehende reagieren oftmals mit Schweigen, denn sie können sich in diese Situation nicht hineinversetzen. Du für Dich hast aber kapiert, dass es ein Bestandteil Deines Lebens ist und m.E. ist es eine gute Art zu lernen damit umzugehen. Ein Arzt kann dies auch. Sie haben es gelernt darauf einzugehen und damit umzugehen. So solltest Du dann keine Angst mehr vor einem Arzttermin haben.
Wir wünschen Dir alles Gute für die Zukunft und

einen lieben Gruß