Problem von Nuin - 16 Jahre

Alles hat sich angestaut

Was mein Problem betrifft.. ich muss wohl erstmal etwas weiter ausholen, es ist nicht nur ein Problem sondern eine ganze Palette von Problemen die immer mehr und mehr werden.
Meine Familie ist sehr zerstritten, meine Eltern haben sich auch sehr früh getrennt, währrend meine älteren beiden Schwestern auf die "Schiefe" bahn kamen (Drogen, Schuleschwänzen, eine ist jetzt in der Psychatrie [30 Jahre alt] die andere erwartet ihr zweites Kind [25 jahre alt, keine Ausblindung, kein Schulabschluss]) wurde ich immer behutsam aufgezogen - von meinem Vater.
Bis er sich aufgrund seiner Arbeit nicht mehr um mich kümmern konnte, ich wurde zu meiner Mutter geschickt. Dort wurde ich täglich misshandelt, ich wurde geschlagen, mir wurden schläge angedroht, ich musste mich um meinen kleinen Halbbruder kümmern, mir wurden Worte an den Kopf geworfen wie "Du mistblach ich wünschte nur du wärst weg", "Schlampe", "Du bist nichts wert" und das ist nur ein kleiner Teil.. es ist unglaublich viel gewesen..
Daran hatte ich sehr zu knabbern, bis ich 13 Jahre alt war, von da an lebte ich wieder bei meinem Vater. Doch auch hier habe ich mich missverstanden gefühlt, durch SVV (SelbstverletzendenVerhalten) habe ich immer... so eine Art Befriedigung gefühlt, bis mein Vater meinen ersten Selbstmord versuch bemerkte.
Isoliert von anderen wurde ich immer schlechter in der Schule, meine damals "beste freundin" behandelte mich wie Müll und anstatt mich zu unterstützen oder mir helfen zu wollen hat mein Vater mir verboten "es" nochmal zu tun.. sonst käme ich ins Heim. Oft hatte ich Probleme dieses Verbot einzuhalten denn das "ritzen" war für mich Erlösung und Fluch zugleich.
Mit meiner ersten großen Liebe kam die Zeit, des besser werdens. Tatsächlich dachte ich, dass es besser werden würde, dass ich eine Person finden würde, die mir zuhört. Doch mein damaliger Freund wollte nur Sex. Als ich dies jedoch erkannte war es zu spät. Er hatte mich nur benutzt, durch das Internet lernte ich all seine anderen "Freundinnen" kennen. Von diesem Zeitpunkt an wurde mein SVV wieder schlimmer, nur habe ich mich nicht mehr in den Unterarm sondern in den Unterleib geschnitten.
Dies bemerkte mein Vater natürlich nicht...
Eine Zeit lang schien es auch wieder zu gehen bis es letztes Jahr zu einer großen "Umbruchstimmung" in meiner Schulklasse kam. Ich war zwar nie sehr beliebt aber zumindest akzeptierten mich die anderen.
Aufgrund meines Musikgeschmacks (Gothic) wurde ich schon immer ausgeschlossen, doch als meine damals "Beste freundin" da mitmachte fühlte ich mich missverstanden. Ich lernte Marie kennen, eine kleine Punkerin aus meiner Klasse. Wir haben uns recht gut verstanden und fast nur noch Sachen miteinander erlebt. Meiner damals besten freundinn die mich so schlecht behandelte gefiel das nicht, sie hetzte die Klasse und ihre Mutter gegen mich auf... und so nahm es seinen Lauf dass ich ein ganzes Jahr lang gequält wurde.. Marie und ich mussten viel aushalten. Am Ende des letzten Schuljahres ging meine damals beste Freundinn aus unserer Klasse weil ICH sie angeblich gemobbt hätte.
Dadurch ist meine Gunst in der Klasse natürlich noch weiter gesunken...
Auch mein Freund der 4 Jahre älter als ich und ganz woanders wohnt kann mir da nicht weiterhelfen.
Ich weiß gar nicht mehr wie ich das aushalten soll.. mein strenger Vater, Marie die in ihren eigenen Problemen erstickt und sich nicht mehr für mich interessiert, meine persönlichkeitsstörungen,...
Ich kann nicht mehr , nicht selten denke ich wieder an Selbstmord, manchmal wenn ich mit meinem Roller zur Schule fahre kkönnte ich so gegen einen Baum fahren... ich weiß gar nicht mehr was ich alles machen soll.. ich habe mir soviel Mühe in meiner Klasse gegeben, dann kommen diese und suchen im Internet nach meinem Weblog (Online tagebuch), drucken einzelne Passagen aus und gehen zu meinem Klassenlehrer... jetzt habe ich wieder Ärger.. egal wie viel Mühe ich mir gebe.. es wird immer schlimmer.
Ich weiß nicht mehr was ich tun soll, wenn mein Freund nicht wäre hätte ich mich wahrscheinlich schon längst umgebracht.

PS: Zu meinen Geschwistern und meiner Mutter habe ich keinen Kontakt mehr.

Dana Anwort von Dana

Grüße Dich!

Erst einmal vorweg zu mir selbst: Ich klinge manchmal relativ hart, fordernd. Möchte aber, dass Du weißt, dass ich Dich verstehe und durchaus Deine Verzweifelung sehe und auch nachvollziehen kann, dass Du den Weg heraus nicht so leicht erkennen kannst. Sei mir bitte nicht böse, wenn ich vielleicht nicht die richtigen Worte finde, ja?

Du hast viel erlebt, ertragen, durchgemacht, keine Frage. Aber weißt Du, was mir noch aufgefallen ist in Deiner Mail? Es gab auch immer wieder Lichtblicke und Besserungen. Kannst Du das noch erkennen, wenn Du auf die letzten Jahre zurückschaust? Es ging Dir bei Deiner Mutter sehr schlecht - aber dann war Dein Vater wieder für Dich da. Du hast Dich in der Klasse schlecht gefühlt, dann kam Marie. Jetzt bist Du wieder an einem Tiefpunkt, bei dem auch die Vergangenheit eine Rolle spielt.

Dein Vater ist streng - aber ist er ein Unmensch? Egal, ob ich seine Reaktion, Dir 'es' einfach zu verbieten und dann zu schweigen, gutheiße - es ist und war seine Art, Dich zu schützen. Für ihn ist das die Lösung. Schaffst Du es, mit ihm zu sprechen und ihm zu erzählen, dass seine Lösung leider nicht Deine ist? Dass ein Verbot nichts daran ändert, wie es Dir geht? Kannst Du den Mut und die Kraft dazu fassen? Ich wünsche sie Dir sehr.

Wenn nicht Dein Vater, dann vielleich der Vertrauenslehrer an Deiner Schule? Dir alles von der Seele reden und dann zusammen die Lösung finden, die auch für Dich eine ist? Die Vergangenheit aufzuarbeiten, damit sie nicht mehr wie ein schwerer Sack auf Deiner jungen Seele lastet? Damit Du wieder nach vorn schauen kannst und das Glück genießen?

So gern ich Dir von hier aus wirklich helfen möchte; ich denke, Du brauchst jemanden vor Ort, jemanden, der Dir zuhört und auch da ist. Dir hilft, die Wege zu sehen und mit Dir und Deinem Leben ins Reine zu kommen. Es kann funktionieren. Und der erste Schritt in diese Richtung ist, darüber zu sprechen wie es Dir geht. Niemand kann in Dich hinein sehen. Du möchtest verstanden werden - und das kann nur dann sein, wenn Du über Dich sprichst. Und so alles, was sich angestaut hat, fließen zu lassen; den inneren Damm brechen.

Alles Gute!
Dana