Problem von Marisa - 24 Jahre

Kranker Liebeskummer eines Freundes

Hallo zusammen!
Ich selber habe kein Problem, sondern ein guter Freund K. meines Partners.
K. war 2 Jahre mit seiner Freundin zusammen. Es war seine erste Freundin incl. erster Kuss und erstes Mal. Nun hat sie ihn verlassen und er ist mit den Nerven total am Ende. Er dreht komplett durch. Sagt immer wieder, dass er nicht mehr leben wil. Er hofft, dass er eine schlimmer Krankheit bekommt oder einen tödlichen Unfall bekommt. Umbringen will er sich nicht, da seine Mutter das nicht verkraften würde. Die anderen Menschen in seinem Leben scheinem ihm total egal zu sein. Er meint, wir würden ihn sowieso bald vergessen, wenn er nicht mehr leben würde, denn Schmerz vergehe ja mit der Zeit, außer bei ihm... Er will seine ganzen Klamotten bei ebay versteigern und in die Psychiatrie gehen. Davor hat er allerdings ziemliche Angst, weil er vorher lieber einen Unfall haben will.
Er telefoniert und schreibt Sms an meinen Freund bis zu 10mal täglich.(er lebt in Köln, mein Freund & ich in Düsseldorf). Er heult und schreit durchs Telefon. Immer das Gleiche (Unfall, Krankheit). SEin Leben hätte keinen Sinn mehr. Nie mehr. Er will nie mehr eine andere Frau anfassen. Er ekelt sich davor. Könnte kot... bei dem Gedanken daran.
Seine jetztige Ex redet nicht mehr mit ihm, will nur einen Termin ausmachen zum Möbelabholen (die beiden wohnten fast anderthalb Jahre zusammen). Sie hat von heut auf morgen Schluss gemacht.
Das Problem ist auch, dass K. von Beruf Polizist ist (wie mein Freund) und er im Dienst eine Waffe trägt. Er sagt zwar, er würde sich nicht umbringen wegen seiner Mutter, aber er sagt auch, er wäre am liebsten tot. Ich weiß auch nicht, wie er seiner normalen Arbeit nachgehen soll. Monentan hat er wohl ein Seminar, bei dem er nur teilnahmslos in der Ecke sitzt. Würde er jetzt in die Psychiatrie gehen, würde er wohl nicht seinen "Beamten auf Lebzeit" bekommen und er könnte seinen Beruf vergessen. Oder muss der Arbeitgeber das nicht erfahren?
Einen Therapeut hat K. auch, den er allerdings mittlerweile belügt und ihm sagt, es gehe ihm besser...
Ich hoffe, dass der Ernst dieses Problems rübergekommen ist. Meinem Freund geht es ganz schön nah und er ist sehr verzweifelt und weiß nicht, wie er K. helfen kann & ob er dazu überhaupt in der Lage ist. Heute abend kommt K. zu uns. Vielleicht haben Sie bis dahin schon eine Antwort für mich!
Ich wäre sehr dankbar!!!
Mit freundlichen Grüßen, Marisa

Dana Anwort von Dana

Grüße Dich, Marisa!

Es tut mir Leid, aber die Zeiten, an denen wir noch am gleichen Tag antworten konnten, sind lange her. Wir haben auf dem Bildschirm auch immer nur die 50 ältesten Mails, die neueren rutschen dann nach. Ich gebe zu, dass ich Deine schon ein, zwei Mal gelesen habe, aber ein Stück weit vor mir hergeschoben habe. Auch uns fällt nicht immer auf Anhieb eine Antwort ein. Und gerade mit solch schwierigen Situationen müssen auch wir uns erst einmal auseinandersetzen. Ich denke, das ist mehr als verständlich.

Erst einmal die Fakten: Er wird nicht automatisch seinen BAL verlieren, wenn er in stationäre Therapie geht. Es ist eine Erkrankung und mit dem ärztlichen Attest, gesund entlassen zu sein, spielt es keine große Rolle mehr. Sicher ein Thema während der Untersuchung, aber nichts, was den Beruf zunichte macht. Ich habe diese Untersuchungen einige Zeit bei der Bundespolizei selbst mit durchgeführt. Geheilte Erkrankungen fallen nicht ins Gewicht. Ich gehe davon aus, dass es beim Land nicht anders ist und auch die Jahre, die dazwischen liegen, daran nichts geändert haben.

Ihr könnt kaum etwas anderes tun, als das, was ihr schon leistet: Da sein. Ich weiß, wie wenig das erscheint, aber für ihn ist das viel wert. Auch wenn er wahrscheinlich immer wieder das Gegenteil behauptet. Weißt Du, es gibt noch einen Grund, warum ich Dir nicht sofort antworten konnte / wollte: Ich habe selbst 'so einen' im Freundeskreis. Und die Angst, die ich hatte, rückt immer wieder etwas näher an mich ran, wenn ich Mails wie Deine lese. Auch mir waren die Hände gebunden und ich konnte nichts tun, als mich immer wieder als Gesprächspartner anzubieten.

Vielleicht könnt ihr ihn sanft dazu bewegen, zumindest mit seinem Therapeuten offen und ehrlich zu sprechen. Hinterfragt einmal, warum er ihn belügt und erzählt, es würde ihm besser gehen. Redet nicht gleich dagegen, sondern fragt nach und zeigt, dass ihr ihn verstehen wollt. Wenn ihr die Gründe dafür kennt, könnt ihr vielleicht auch die Argumente finden, die ihn dazu bringen können, die Wahrheit zu sagen.

Letztendlich muss ich sagen, dass ich die Idee um einen stationären Aufenthalt gar nicht schlecht finde. Selbst wenn -und ich sage wenn- er dadurch diesen Beruf nicht mehr ausüben kann, so hat er doch sein Leben und kann ggf. einen neuen beruflichen Weg einschlagen.

Es tut mir Leid, dass ich nicht wirklich helfen konnte. Ich wünsche Dir, Deinem Freund und dessen Kollegen jede Menge Kraft!
Dana