Problem von Anonym - 26 Jahre

Total verfahrene Situation - wovor hat er Angst?

Hallo liebes Kummerkastenteam,
ich wende mich an euch, weil ich einfach nicht mehr weiter weiß. Mein Freund und ich sind seit 5 Jahren zusammen, mit Höhen und Tiefen, waren dreimal getrennt, das letzte Mal Anfang des Jahres. Wir haben Probleme in der Beziehung, er fühlt sich oft dem Druck von Arbeit, Studium und sonstigen Verpflichtungen nicht gewachsen und schiebt dann einfach alles weg, anstatt sich darum zu kümmern. Das macht ihn reizbar und mir gegenüber oft sehr aggressiv. Ich kann aber mit solchen Sitauationen ganz gut umgehen, seit ich weiß, dass es bei dem Gestreite nicht um mich geht.
Es gibt viele wunderschöne Momente, die wir teilen, Interessen und Gemeinsamkeiten. Trotzdem will ich nicht auf Dauer sein Fußabtreter sein. Anfang des Jahres trennte ich mich von ihm, weil er sich nur noch gehen ließ, aggressiv war, mich nicht an sich ranließ, nicht reden konnte. Ich hatte das Gefühl, ich übernehme in der Beziehung die Rolle einer Psychologin, die mit ihm seine Vergangenheit und Aktuelles aufarbeitet. Sex hatten wir natürlich auch keinen mehr. Mit seinen Freunden hat er nie über sowas geredet. Ich hab es nicht mehr ertragen, wie lieblos er mit mir, aber ja auch mit sich umging.
Wir fanden dann wieder zusammen, er hatte in der Zeit der Trennung wahnsinnig viel angepackt; hat Sport angefangen, sich um die Uni gekümmert, eine Therapie angefangen, hat versucht, mit mir über eine Zukunft und Zusammenziehen gesprochen (er ist davor bei sowas explodiert oder hat abgeblockt), sich geöffnet. Klar, da war ich ja auch weg...
Mittlerweile ist fast alles wieder beim alten. Die Therapie hat er nicht weitergemacht, Sport auch nicht, er wohnt weiter in seiner WG, er redet mit seinen Freunden nicht über seine Probleme, lässt seinen Frust an mir aus. Einiges hat sich jedoch auch verbessert.
In letzter Zeit kam bei mir wieder das Thema Zusammenziehen hoch. Das ist ein lang gehegter Wunsch meinerseits, aber es ist ein solches Reizthema geworden, dass solche Gespräche jedesmal in einem Fiasko enden. Er kann mir nie wirklich den Grund erklären, manchmal sagt er, er will einfach nicht, dann spricht er wieder davon, dass das ja eh schief gehen würde, dann meint er, er würde seine Ruhe wollen und in einer gemeinsamen Wohnung nicht mehr bekommen. Nur zur Erklärung: ich wohne allein und brauch auch viel Freiraum.
Ich werde durch diese ständige Ablehnung immer gereizter, liebloser, will keine Nähe, keinen Sex. Ich stehe an einem Punkt, an dem ich echt nicht mehr weiter weiß. Ich liebe ihn und ich will ihn nicht verlieren, aber ich will auch meine Bedürfnisse nicht mehr unterdrücken.
Was kann ich tun?
Lieben Gruß..

Dana Anwort von Dana

Grüße Dich!

Viel mehr als die Frage "Wovor hat er Angst" interessiert mich, ob er wirklich der Mann werden kann, den Du Dir wünschst, der er vielleicht sein könnte und vielleicht sogar selbst sein möchte.

All die Veränderungen (Therapie, Sport, usw.) hat er in Angriff genommen, als Du weg warst. Jetzt hat er Dich wieder und verfällt ins alte Muster. Aber dieses alte Muster entspricht nicht Deinen Vorstellungen von einer harmonischen, erfüllenden Beziehung. Im Grunde liegt die Lösung auf der Hand, oder?

Wie immer: Gespräche, Gespräche, Gespräche. Sage ihm, dass die Beziehung so nicht funktionieren kann und wird, dass Dir eine Menge fehlt und er zwar der Mann sein könnte, den Du Dir wünschst, aber es schleifen lässt und er so wie er heute vor Dir steht einfach nicht 'der eine' ist.

Klingt hart, ich weiß. Du möchtest, dass die Veränderung, die während eurer Trennung kurzfristig stattfand, wiederkehrt. Du möchtest einen Mann, der sich um die Uni kümmert, den das Zusammenziehen nicht so egal ist, der keine Aggressionen an Dir auslässt und mit Hilfe der Therapie sein Leben wieder voll und ganz in den Griff bekommt. Solange er Dich hat, kommt er offensichtlich nicht aus den Puschen. Irgendwie scheint es nicht bei ihm angekommen zu sein, dass er seine Beziehung auf's Spiel setzt.

Denn auch wenn Du sagst 'Ich liebe ihn' tut er genau das. Niemand kann auf Dauer sind selbst hinten anstellen, auf Dauer der Fussabtreter sein. Wenn es so weiterläuft, wirst Du eines Tages regelrecht flüchten. Und dann gibt es keine Chance auf einen Neubeginn mehr, weil zu viel zerstört ist. Jetzt hat er die Möglichkeit... mach es ihm unmissverständlich klar.

Alles Gute!
Dana