Problem von Anonym - 35 Jahre

Feedback zu: Ich glaube mein Verlobter ist Alkoholiker

Hallo Dana,

für die Mühe, die du dir hier mit deinen Antworten machst, sollte man dir bald mal ein kleines "Bundesverdienstkreuz" verleihen. Schön, dass es Menschen wie dich gibt!

Bekanntlich ist nichts so gut, dass es nicht noch besser werden könnte. Verbesserungsbedürftig ist dein Wissen über die Krankheit Alkoholismus. Das ist für einen nicht Betroffenen, wie du es - hoffentlich - bist, nicht einfach. Deshalb glaub einfach mal einem - als Angehörigen - Betroffenen, dass die Ideen und Vorschläge, die du zu Josephines Problem äußerst, angesichts der harten Realität dieser Erkrankung wenig bis überhaupt nicht hilfreich sind. Der einzig brauchbare Vorschlag, den du aber mit einem Rückzieher machst, ist der der Trennung von dem Verlobten.

Jetzt kannst du fragen, woher weiß ich überhaupt, dass der junge Mann Alkoholiker ist. Ich kenne ihn doch genau so wenig wie du. Das stimmt. Es gibt da aber eine Erfahrungsregel mit leider fast 100%iger Treffsicherheit: Wenn das Trinkverhalten eines Menschen schon länger anhaltend und fortgesetzt in seiner Umgebung als ständig zu viel, als ständig störend, als ständig belastend empfunden wird, dann ist dieser Mensch mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit alkoholabhängig. Alkoholiker ist ein Mensch, der abhängig Alkohol trinkt. Er hat den sogenannten Kontollverlust erlitten. Der Eintritt dieses Kontrollverlustes gilt seit Mitte des letzten Jahrhunderts als das entscheidende Symptom der Krankheit Alhoholismus. Nach immer noch gültigem Stand der Erkenntnisse ist diese Ereignis nicht umkehrbar . Ein Alkoholiker kann nicht kontrolliert mit Alkohol umgehen und wird dies auch nie wieder können. "Heilung" bringt deshalb nur die uneingeschränkte Abstinenz.

Der Kampf gegen diese Abhängigkeit kann von keinem Angehörigen eines solchen Menschen gewonnen werden. Im Gegenteil, das macht die Sache meist nur noch schlimmer - für beide Seiten. Den ersten Schritt zur Überwindung der Abhängigkeit kann nur der Alkoholiker selbst tun und er muß ihn freiwillig tun. Voraussetzung dafür ist die Einsicht des Alkoholikers, dass krank ist und dass er etwas gegen dies Erkrankung tun muß. Die Einsicht von Angehörigen, der mehr als verständliche Wunsch, dass etwas passieren muß, führt zu sinn- und erfolgloser Kraftvergeudung. Nicht der Leidensdruck beim Angehörigen führt zum Erfolg, sondern ausschließlich der Leidensdruck, unter dem der Alkoholiker steht. Richtig ist allerdings, dass konsequentes Verhalten von Angehörigen diesen Leidensdruck erhöhen kann.

Mit herzlichen Grüßen
Sascha

Zu: http://mein-kummerkasten.de/73137/Ich-glaube-mein-Verlobter-ist-Alkoholiker.html

Dana Anwort von Dana

Grüße Dich, Sascha!

Das ist ja mal eine nett verpackte Kritik ;-) Und Du hast mich 'erwischt'. Es stimmt, ich habe in meinem Umfeld, in meiner Erfahrungsschatzkiste tatsächlich keine Berührungen mit der Erkrankung Alkoholismus. Berichte und das, was ich als Arzthelferin gelernt und gesehen haben müssen mir hier reichen. Und manchmal reicht genau das eben nicht. Normalerweise verweise ich jeden, der wegen eines Akoholproblems im Umfeld auch an eine Beratungsstelle. Gerade bei Josephine habe ich es leider vergessen *ärger*. Wodurch das kam, kann ich nicht mehr sagen.

"Unter Sucht versteht man ein bestimmtes Verhaltensmuster, das mit einem unwiderstehlichen, wachsenden Verlangen nach einem bestimmten Gefühls- und Erlebniszustand beschrieben wird." Das ist die Definition des blauen Kreuzes. Und genau das, nämlich dass es wachsend ist und für den Betroffenen unwiderstehlich, kann ich nicht beurteilen. Daher der Teil in der Mail, mit dem Verlobten ein Abkommen zu schließen, eine Zeit lang komplett zu verzichten. Denn das würde Aufschluss geben. Und auch für Josephine eine Menge aufzeigen.

In mir sträubt sich immer einiges, direkt den Rat zur Trennung zu geben. Denn das sollte doch der eigene Entschluss sein und bleiben. Ich habe nur einen kleinen Ausschnitt aus einem Leben, ein paar Zeilen, die viel und doch wenig sagen können.

Das ist keine Rechtfertigung oder so - sondern nur die Erklärung, warum ich was geschrieben haben.

Hab Dank für Dein Feedback, das Lob und auch die Kritik!
Dana