Problem von Anonym - 23 Jahre

Hilfe... mein Vater... (Teil 4)

Hallo Dana,

sorry, ich konnte dir nicht direkt zurück schreiben. Hatte in den letzten Tag viel stress. Mein Vater war natürlich immer noch nicht beim Arzt, ich nehm an das er etwas davon mitbekommen hat, das wir mit den Ärzten Telefoniert haben.
Leider hat sich die Situation wieder verschärft. Aber wir kommen einfach nicht an ihn ran, mit Ihm sprechen klappt einfach nicht. Ich hab auch echt den Mut verloren...

Ich bin auch am Ende meiner Kräfte angelangt. Ich bin mittlerweile wieder soweit das ich alles hinschmeißen werde. Am Wochenende waren wir mit paar Freunden auf einem Treffen, tat mir eigentlich ganz gut, war mal froh wieder etwas anderes erleben zu dürfen. Ich bin ein Mensch, der ganz gern mal für sich alleine ist,der mal alleine irgendwo in der Ecke sitz und einfach nur mal nach draussen starrt, das hat nun meine Freundin etwas falsch verstanden! Ich mach das nicht mit Absicht, aber irgendwie kann das in meinem Körper einer nicht zulassen, mit anderen über Probleme reden. Und das wollte diese Freundin anscheind nur. Ich habs aber nich gesehn. Ich komm mir im moment wie der letzte Dreck vor. ... Ich hab echt keine Lust mehr. Ich frag mich, wozu bin ich eigentlich auf der Welt, hat ja eh alles kein sinn! Auf dem Treffen hab ich eine ganz ganz liebe Person Persönlich kennen gelernt, es tat gut mir ihr zu reden. Ich kanns aber nicht mit jedem, mir fehlt einfach das Vertrauen, ich bin schon so oft enttäuscht worden. Ich würd am liebsten mein Krempel packen und abhauen, irgendwohin wo ich ganz alleine bin. Ich versteh mich im moment leider selbst nicht. Hab jetzt schon seit 3 tage nicht wirklich geschlafen, weil ich mir Gedanken darüber mache. Ich mach mir mehr gedanken um andere als um mich selbst. Ich verstehs einfach nich. Wieso? Weshalb? Warum?

Man, ich kann einfach nich mehr :-(

Dana Anwort von Dana

Grüße Dich mal wieder!

Du musst Dich für nichts enschuldigen. Du bist hier ja keine Verpflichtung eingegangen, mich auf dem Laufenden zu halten. Aber dennoch ist es schön, die eine oder andere Situation länger mitzuverfolgen und nicht stets nur die kleinen Ausschnitte aus dem Leben zu haben. Hab Dank dafür - auch wenn es für Dich komisch klingt.

Habe ich das richtig in Erinnerung? Arzthelferin? Ja, oder (bin gerade zu faul, es rauszusuchen und nachzulesen, sorry). Ich mache jetzt etwas, was mir eigentlich immer fern liegt: über einen Kamm scheren. Und in diesem Fall darf ich das, schließlich bin ich auch eine ;-) Unter uns AH's findet man viele mit einer fast schon ungesunden Hilfsbereitschaft. Es ist auch mehr als die Bereitschaft, es ist der Wunsch, der Will stets und ständig helfen zu wollen. Und wenn wir es dann mal nicht schaffen, zweifeln wir an uns. Habe ich den Kern getroffen? Bei mir jedenfalls ist es so - und daher liegt mir auch soviel an diesem Kummerkasten ;-)

Was ich bitter (und wirklich bitter) lernen musste, war das Denken an mich selbst. Ich fürchte, diese Zeit machst Du auch gerade mit; auch wenn die Ursache eine andere ist. Die anderen können nur dann wichtig sein, wenn Du selbst auch wichtig bist. Ich habe es gelernt und Du wirst es auch. Klare Grenzen für Dich selbst setzen. Du sagst: Ich kann und will nicht mehr. Gönne Dir selbst Zeiten für Dich selbst.

Du gehst gleich ins Extrem, möchtest irgendwohin, wo Dich keiner kennt, wo Du keinen kennst, wo Du keine Verantwortung für andere tragen musst. Eine Flucht. Fliehen kann man auch im kleinen Rahmen. Ich habe das in mein Leben geholt. Auszeiten. Kein Kummerkasten, kein Telefon, kein gar nichts. Nur Dana sein und ganz gründlich sein im Nichtstun. Das kann ganz einfach mal eine Stunde in der Badewanne sein. Ich mache mir alles ganz liebevoll zurecht, Kerzen, Musik, ein schöner Duft (Mein Mann ist immer ganz eifersüchtig, dass er nicht mitdarf *höhö*).

Finde Du Deinen Weg, auf dem Du Entspannung für Dich findest. Jeder muss sich auch mal zurückziehen, um dann mit voller Kraft wieder da zu sein. Wenn der Motor ständig mit halber oder viertel Kraft fährt, ist niemanden geholfen. Diese Einsicht wünsche ich Dir eher, als ich sie hatte. Gib acht auf Dich.

Autogenes Training? Habe ich auch mal gemacht. Die gezielte Entspannung, für den Augenblick alles loslassen. Meine Schwester schwört auf Yoga. Probier Dich aus. Sei für Dich selbst da.

Zu der Situation um Deinen Vater kann ich kaum mehr sagen, als das, was ich schon geschrieben habe. Es tut unendlich weh, ich weiß. Den Weg sehen, helfen zu wollen und der andere will ihn einfach nicht einschlagen. Das zehrt. Und gerade deshalb ist es wichtig, dass Du Dich dann und wann um Dich selbst kümmerst. Wirklich kümmerst, für Dich und Deine Seele sorgst und nicht nur gibst und opferst.

Es ist immer wichtig, über die eigenen Probleme und Ängste zu sprechen. Nicht nur das Zuhören für andere ist wichtig, sondern auch das Erzählen. Ich selbst kann es auch nicht bei jedem; möchte ja schließlich die starke sein, die helfen kann und keine Hilfe braucht. Aber es gibt Menschen, die machen meinen Kopf und mein Herz auf. Es sind nicht viele, gebe ich zu. Aber diese Freundschaften sind mir das wichtigste. Freundschaften gehören zu den Dingen, bei denen Qualität und nicht Quantität zählt. Und wenn Du einen hast, dem Du alles erzählen kannst, dann ist das sehr, sehr viel.

Alles Gute und neue Kraft!
Dana

http://mein-kummerkasten.de/72970/Hilfe-mein-Vater-Teil-3.html