Problem von Anonym - 28 Jahre

Emotional unfähig!?

Liebes Kummerkasten-Team,

ich (wir) habe ein Problem, dass unsere Beziehung, aber vor allem auch mich, seit Jahren belastet. Wir sind seit 10 Jahren zusammen. Hin und wieder kommt es vor, dass ich etwas sage, was ihn verletzt (was mir meistens in dem Moment nicht bewusst war). So auch vorgestern. Ich lag schon im Bett (halb schlafend) und er hat bemängelt, dass ich immer so schnell / plötzlich ins Bett verschwinde (was auch stimmt). Nach einer Weile schlug ich vor, dass ich ja mir vornehmen könnte, 10min vorher Bescheid zusagen, damit er die Möglichkeit hat, mitzukommen (denn darum ging es ihm wohl, das erfuhr ich aber erst später). Als Antwort kam: "Du musst ja nicht...". Ich murmelte daraufhin: "Na dann nicht". Daraufhin drehte er sich um und ein paar Minuten später stand er auf. Nachdem er nicht wieder kam, wurde ich unruhig (es ging ihm tagsüber nicht gut - Migräneanfall) und wollte gucken, ob es ihm vielleicht nicht gut ginge. Mir war nicht bewusst, dass ich etwas so schlimmes gesagt haben könnte. Er hatte sich auf die Couch gelegt zum schlafen. Ich fragte ihn, ob es ihn nicht ginge, aber er antwortete nur mürrisch. Irgendwann erfuhr ich dann, dass ihn mein "Na dann nicht" sehr verletzt hatte und er das Gefühl hatte, dass ich nicht an ihn interessiert sei. Ich versicherte, dass das nicht so sei, dass ich das nicht so gemeint hatte, dass das alles nur ein Mißverständnis sei. Woraufhin er nur noch sauerer wurde, denn er hatte sich meine Reaktion anders vorgestellt. Gestern abend kam er ganz spät nach Hause. Ich habe versucht mich zu entschuldigen und auch irgendwie versucht, ihn von dieser Idee abzubringen. Aber scheinbar hatte ich nur noch alles schlimmer gemacht. Ich weiss nicht, was ich noch machen soll. Ich scheine nie die richtigen Worte finden zu können und bin schon völlig verunsichert, weil ich es auch nie (bisher noch niemals) geschafft habe, ihn zu trösten. Ich komme mir schlecht und (beziehungs-)unfähig vor. Allerdings habe ich auch bei anderen Leuten Probleme, falls ich sie trösten sollte. Solche Situationen habe ich immer versucht zu vermeiden. Bei mir zu Hause wurde auch nie großartig getröstet. In der Regel hieß es, Selbst schuld bzw. man war sich selbst überlassen mit dem Spruch "Wird schon wieder werden" oder "Wenn Du heiratest ist aller wieder gut". Ich möchte mich damit nicht rausreden, aber emotionale Intelligenz habe ich in meiner Familie nicht mitbekommen und war mir leider auch nicht in die Wiege gelegt.
Und das ist auch mein Problem. Ich schaffe es eben nie, ihn zu trösten oder ähnliches. Ehrlich gesagt fühle ich mich deshalb auch schon minderwertig in unserer Beziehung, weil ich ja scheinbar nichts geben kann/ zu geben habe. Ich habe schon richtig Angst etwas falsch zu machen oder zu sagen, weil ich es nicht wieder gut machen könnte. Ich fühle mich so unter Druck, traue mich nicht etwas zu tröstendes (aus meiner Sicht) sagen, aus Angst, dass es wieder das Falsche ist und es nur noch schlimmer macht. Aber vor allem, das er etwas anderes in dem Moment erhofft oder erwartet hat. Wie kann man denn jemanden trösten? Kann man das irgendwie lernen? Ich weiss nicht mehr weiter und hoffe inständig, dass sie mir helfen können. Mir ist klar, dass mein Problem verglichen mit anderen vermutlich lächerlich klingt, aber ich hoffe, dass Sie mir trotzdem helfen können oder mir jemanden sagen können, wo ich mich hinwenden kann.

Vielen herzlichen Dank, dass Sie sich Zeit genommen haben!

Dana Anwort von Dana

Grüße Dich!

Ich habe beim Lesen Deiner Mail ein wenig geschmunzelt. Nicht, weil ich es witzig finde, sondern weil ich mich und meine Ehe so darin wiedererkannt habe. Nur dass ich in dem Fall Dein Freund bin.

Die Szene, die Du beschreibst, hätte hier in meiner Wohnung genauso passieren können. Er bemängelt ja nicht nur, dass Du einfach so ins Bett verschwindest. Sondern damit doch auch gleichzeitig, dass es Dir egal ist, ob er noch auf bleibt oder aber ihm die Möglichkeit gibst, mitzugehen. Und er möchte, dass Dir das wichtig ist. Ich zweifele nicht daran, dass es so ist. Nur hast Du es nicht gezeigt. Diese Diskussionen und Gespräche hatte ich auch oft mit meinem Mann. "Wenn Du möchtest, dann mache ich ab jetzt" - und schon bin ich sauer. Ich möchte nicht, dass er Dinge tut, weil ich will. Sondern weil er will. Ganz einfache Regel: Beginne Sätze mit 'Ich'.

Und noch etwas kann dahinterstecken: Er fühlt sich für Dich nicht wichtig genug und hat das Gefühl, in Deinem Leben einfach so mitzulaufen. Lasse ihn mehr in Dein Leben, frage, ob er mit möchte, wie es ihm geht und erzähle auch einfach von Dir. Zeige ihm auf diesem Weg, wie wichtig er Dir wirklich ist.

Und ganz wichtig: Sprecht darüber. Erzähle Du ihm, wie es Dir geht und wie hilflos es Dir geht. Mein Mann sagte mal zu mir: "Bevor ich wieder was falsches sage, sage ich lieber gar nichts". Und dieses 'gar nichts' fühlte sich für mich immer wieder so an, als wäre ihm alles egal. Und wenn dann endlich was kam, wollte ich es auch nicht mehr hören. Versetzt euch einfach mal in die Situation des anderen. Das hilft oft, jemanden zu verstehen. Erzählt euch gegenseitig, wie es euch wann in welcher Situation warum ging.

Wie tröstet man? Z.B. indem man einfach nur da ist und zuhört. Für viele hört sich das ziemlich wenig an. Aber es ist so viel wert! Frage nach, warum es jemanden schlecht geht. Wie es dazu gekommen ist. Zeige einfach Interesse. Was ist passiert? Kann ich etwas tun? Lass Dich in den Arm nehmen.

Du merkst, wenn ihn etwas belastet. Lass es nicht einfach so sein, sondern gehe darauf ein.

Alles Gute!
Dana