Problem von Anonym - 20 Jahre

Hab das Gefühl, unerwünscht zu sein

Hallo KuKa-Team,
hallo Dana!

Ich habe euch schon mal geschrieben: "Mein Papa ist gestorben und ich werde damit nicht fertig" vom 26.09.06 19:43Uhr.

Vielleicht ist das wichtig, um meine Situation (mein nächstes Problem) zu verstehen.
Kleines Feedback: Ich habe nun endlich - nach lagem zögern - einen Termin bei meinem Hausarzt zwecks Therapie wg. dem Tod meines Papas. Danke nochmal für eure Hilfe! Es wird noch lange dauern, bis ich es überwunden habe, aber der Anfang wurde gemacht.

Nun brauche ich euch mal wieder....Ich habe lange überlegt, ob ich es hier niederschreiben soll. Es gibt eine Sache, die mir sehr zu schaffen macht. Ich fange mal an, zu erzählen:

Ich habe im Februar 2006 meine Ausbildung zur Bankkauffrau abgeschlossen. Ich empfand die Ausbildung als nicht sehr angenehm...Begonnen habe ich sie aim August 2003, zusammen mit über 50 anderen neuen Azubis. Die ersten Tage und Wochen waren auch super. Wir wurden herzlich aufgenommen, bekamen auf alle Fragen Antworten und die Organisation war einfach gut. Genauso habe ich auch das Vorstellungsgespräch empfunden, dass ich im Dezember 2002 - also 9 Monate davor - hatte. Es hat einfach "gefunkt". Dacht ich zumindest....
Ich habe schon sehr schnell erkennen müssen, dass nicht alles Gold ist was glänzt. Schnell kehrte ein gewisser "Alltag" ein. Unsere Ausbilderin war neu, und wir waren ihr erstes Lehrjahr, das sie leitete. Ich kam mir nach und nach vor wie ein Versuchskanichen! Seminare wurden mangelhaft organisiert, sie hat uns behandelt wie kleine Kinder.... Und vorallem: Man hat deutlich gemerkt, wieviel sie einem zutraut und wen sie mag/ nicht mag. Es wurden die Prüfungsnoten unter Anwesenheit aller Azubis vorgelesen, ohne das jeamand die Chance hatte, zu widersprechen. Ok, ich gebs zu: Ich hätte "Stop" sagen können oder zumindest meine Meinung....Aber ehrlich: Ich hatte schiss! Ich habe mich erst im letzten Drittel der Ausbildung richtig entwickeln können. Wir wurden dann auch mehr und mehr losgelassen... In der Berufsschule waren wir die einzigen, die so eine "komische" Ausbildung hatten. Bei allen anderen lief es besser/ lockerer. Die Zwischenprüfung war so ein Thema: Sie dient nur dazu, dass man an der Abschlussprüfung teilnehmen darf und zeigt den aktuellen Wissenstand des Azubis. Ich weiß, dass eine Ausbildung kein Urlaub ist! Ich habe in einer Bausparkasse gelernt. Ich habe sehr gute Kenntnisse im Bauspargeschäft, aber von den ganzen anderen Sachen habe ich nur wenig mitbekommen. So geht es fast allen von uns. Wir hatten keine Prixniserfahrung. Nur im Bausparen - nicht Wertpapaieren, Aktien usw... Nur in der Schule wurde es behandelt. Die Beruffsschule vermittelt aber nur den Theoretischen Teil. Bankkauffrau ist der höchste kfm. Ausbildungsberuf - ich bin trotzdem nicht stolz darauf! Ich fühle mich nicht als Bankkauffrau. Und ich will auch keine mehr sein. Keine Branche hat einen schlimmerer Ruf als die Finanzbranche! Und der Ruf ist berechtigt. Banken erwirtschaften mit unserem Geld ein haufen Kohle! Nur wir sehen davon gar nix mehr...."Garantierter Zins" - beduetet nur, dass jemand garaniert mehr daran verdient!! Jeder will Geschäft machen...Nur wir (als Kunden) lassen uns von vielen Banken vera****! Lebensversicherungen sind legaler Betrug (Urteil des BGH - wenn ich mich recht erinnere)!!

Ich bin seit Februar kfm. Mitarbeiterin in der Bank, in der ich gelernt habe. Ich wurde befristet übernommen. Die Kriterien hierfür waren: Notendurchschnitt mit allen Klausuren, Prüfungen, Seminartests und Beurteilungen besser wie 2,0: Vetrag bis 31.12. des laufenden Jahres - Noten besser wie 2,5: Vertrag bis 30.09. d.l. Jahres - alles was schlechter ist: Vertrag bis 30.06. und danach muss man gehen.
Mein Vertrag lief bis 30.09., wurde dann verlängert bis 31.12.
Außer mir wurde natürlich noch andere übernommen, insgesamt 10. Wir durften 3 Monate vor Ende der Ausbildung sagen, in welche Abteilung wir gerne möchten (soweit die möglich ist). Jeder kam dort hin, wo er hin wollte.

Ich habe das Gefühl, dass ich hier unerwünscht bin. Ich bin zusätzlich ineine Abteilung aufgenommen worden. Also war meine Stelle nie "offiziell". Ich musste mich also intern bewerben, wenn eine Stelle ausgeschireben wurde. Aber wenn es freie Stellen innerhalb des Hauses gibt, wird mir nicht davon erzählt. Eine freie Stelle in unserer Immobilienabteilung wird lieber mit einem Azubi des zweiten Lehrjahres besetzt, anstatt mir eine Chance zu geben...
Kurz gesagt: Lt. meiner zuständigen Personalreferentin sind alle an mir vorbeigezogen....nur ich blieb "hängen". So kam es auch, dass mein Vertrag nicht mehr verlängert wird. Am 31.12. ist schluss. Einige haben gesagt, dass ich ir vielleicht die falsche Abteilung rausgesucht habe. Aber mal ehrlich: Wenn mir jemand gesagt hätte, das wo anders Bedarf ist, wäre ich die letzte gewesen, die Nein gesagt hätte.... Ich bin gelernte Bankkauffrau, ich kann in dieser Bank theoretisch jeden Job machen.
Ich höre ab un zu, dass Mitarbeiter sich auf eine andere interne Stelle beworben haben und diese auch bekommen haben. So, und wa spassiert mit der Stelle die Mitarbeiters, die er die ganze Zeit hatte?? Wird diese winfach "gelöscht"? Und was wäre gewesen, wenn dieser Mitarbeiter sich nicht drauf beworben hätte....dann wär doch alles so geblieben? Wieso kann ich nicht diese Stelle haben, sofern alles passen würde? Diese Möglichekit besteht gar nicht, habe ich mir sagen lassen. "Stellenabbau" war der Grund. Ich könnte kotzen, wenn ich unseren Vorstand sagen höre, dass er auf junges Personal setzt, umd die Zukunft der Firma zu sichern. Ich finde das alles andere - blos nicht menschlich! Der Mensch wird hier total vergessen....
Ich weiß nicht, wie es meinen "Mitstreitern" geht, also die, die mit mir ausgelernt haben und nun auch im Innendienst arbeiten. Mittlerweile sind von den 10 Leuten, die mit mir ausgelert haben noch 8 übrig. Ich weiß nur eines: Von den 8 Leuten haben alle ihre Arbeitsverträge verlängert bekommen, außer ich. Lt. meiner Personalfrau bin ich sozusagen nicht die einzige. Weil die 2, die bereits schon weg sind, hätten ebenfalls nicht verlängert bekommen. Hallo, was sollte diese Aussage??? Die sind schon weg, es interessiert keinen mehr!! Es geht hier darum "was wäre wenn" sondern, dass ich mir die letzten 9 Monate den A**** aufgerissen habe um hier eine Stelle zu finden, sofern eine ausgeschireben war - und es wurde nichts daraus. Nein, man gibt sie lieber einem Azubi.......Okay das war nur eine Stelle von Drei, aber ich finde es trotzdem sch****. Bin echt sprachlos. Ich habe ne schwere Zeit hinter mir.
Ich habe mich immer mehr zurückgezogen. Ich will von dieser Arroganz nichts mehr hören! Es ist so unfair.

Ich habe echt keine Lust mehr zu arbeiten... Okay es find nur noch 6 Wochen. Aber ich quäle mich jeden Tag. Ich kann echt ein Lied davon singen, was es heißt, nicht gerne Arbeiten zu gehen. Es ist schon sehr bescheiden....

Ich würde am liebsten sofort aufhören.... Aber ich mache es nicht, da ich dann nur zwei Möglichkeiten habe: Entwerder ich bekomme 3 Monate kein Geld vom Arbeitsamt - und ich wohne nicht mehr bei Mutti und weiß daher, was das Leben so kostet. Oder ich hebe meine Arbeitsvertrag "in gegenseitigem Einvernehmen" auf was dazu führt, dass ich meine Beweggründe sicher erzählen muss und ich habe Angst, dass es sich mein Zeugnis auswirkt. Deshalb halte ich tapfer durch....

Ich habe noch keine neue Stelle gefunden, ich bin aber auf der Suche. Und es ist echt zäh.... Aber da muss ich durch!

Ich richte meinen Blick nur nach vorne, will von meiner Firma nix mehr wissen, ich bin echt enttäuscht! Aber in mir brodelt es. Ich will endlich reden!! Ich will den Leuten, die mich so dermaßen enttäuscht haben sagen was ich denke! Ich bin ja sowieso bald weg...

Wie man lesen kann, habe ich eine Arzttermin, weil ich denke, dass ohen fachliche Hilfe nicht mehr geht. Ich habe mittlerweile auch körperlich Beschwerden, wir stechen in der Brust usw.... es muss was passieren!

Ich "steh mittlerweile meine Frau". Nur habe ich Angst, in die falsche Richtung zu laufen. Hier in meiner Firma verstehen mich wirklich nur die wenigsten! Ich bin keine typische Frau. Ich kann nich tmit jemanden ständig über Mode und Schmike reden...ich mache "tue" die Dinge lieber....Und ich fühle mich einerseits als total typische junge Frau, die sich selbst gefunden hat und gern shoppen geht usw - andererseits fühle ich mich als total unkompliziert, also nicht so "zickig" (Hm, wie soll ich sagen). Ich habe es immer wieder erlebt, dass ich mit Männern besser kann, also mit Frauen in meinem Alter! Und ich weiß nicht wieso....?? Ich hatte schon immer Probleme mit Mädels in meinem Alter, weil ich mit denen nicht auf einer Welle war.... Eine gute Freundin meines Bruders (30) hat vor 6 Jahren mal zu mir gesagt: "Du bist sehr reif für dein Alter. Ich ziehe echt den Hut vor dir! Ich weiß ganz genau, dass du niemals auf dumme Gedanken kommen wirst und immer an dich selbst glaubst. Aber ich sage dir eines: Du wirst damit Probleme bekommen mir Gleichaltrigen. Weil viele deine Art und dein Wesen nicht verstehen...." Und wisst ihr was: Sie hatte verdammt nochmal recht!!! Ich sehe die Dinge oft anders - na klar hab ich mit 14Jahren nur von Jungs geträumt, war Backstreet Boys-Fan *g* und habe den ein oder anderen Liebeskummer gehabt! Und habe Alkohol getrunken und geraucht... (habe inziwschen mit beidem aufgehört!!) Aber heh, es gibt da was, mit dem ich in mir nicht klar komme. etwas, das mich oft scheitern lässt, weil ich den Mut einfach verliere..... Ich weiß, Eigenlob stinkt, aber ich fühle mich als was Besonderes! Was zum Teufel ist das?? Bin ich etwa hochbegabt???? (Ne....)

Vielleicht kann man mich besser verstehen, wenn man mein letztes Problem mit dem Tod meines Vaters liest.....Ich könnte ein Buch über mich schreiben! (Die Frage ist ob es jemand kauft...) Deshalb entschuldige ich mich, dass es wieder so lang geworden ist.

Ich erwarte keine Antwort, aber vielleicht ein paar Zeilen, die mir die Meinung sagen....


Es ist alles wahr, was ich jemals hier rein geschirieben habe - auch wenn es sich bitter anhört.

Es ist mir sehr wichtig.....

Vielen Dank.

Dana Anwort von Dana

Grüße Dich!

Puh! Was für eine Mail! Nicht nur die Länge, sondern auch, was Du schreibst. Ich möchte zu jedem Absatz etwas sagen, so weit ausholen... hab mir erst mal einen Kaffee geholt ;-)

Ich erkenne mich selbst in Deinen Worten wieder. Und so erwachsen Du Dich fühlst (hab ich mit 20 auch) - Du wirst noch einige Veränderungen durchleben, Sichtweisen ändern usw. 'Fertig' sind wir wohl nie. Es gibt noch so viele Erfahrungen zu machen. Und sie warten alle da draußen auf Dich.

Ich stand mit 20 kurz hinter dem Abschluss zur Erzieherin und ich habe diesen Job gehasst. Mit 23 habe ich eine neue Ausbildung begonnen und abgeschlossen, in dem Beruf (Arzthelferin) Jahre gearbeitet und heute mache ich widerum etwas ganz anderes. Natürlich lernt man einen Beruf irgendwo, um ihn auch auszuüben. Aber ich denke, niemand sollte sich so festbeißen und sagen: Das mache ich jetzt für immer. Und schon mal gar nicht, wenn der Beruf nicht glücklich macht. Dir steht noch tausend Türen offen.

Stellenabbau und Personalpolitik - da kann man sich die Köpfe heiß reden. Aber kann man es ändern? Am Freitag habe ich auf einer Geburtstagsfeier jemanden wieder getroffen, den ich mit 16 kennenlernte und den ich über die Jahre mal irgendwo gesehen habe und mal aus den Augen verloren hatte. Ich kenne ihn noch als Menschen, der es liebt, Krankenpfleger zu sein. Heute sieht er es anders. Weil die Politik des KH's sich so verändert hat. Das Menschliche ist verloren gegangen. Er träumt immer noch davon und arbeitet auch daran, eines Tages von 'Kultur' leben zu können. Macht in vielen Projekten nebenher Musik. Warum erzähle ich das? Um zu zeigen, dass es Türen gibt, die aufgestoßen werden können? Dass es keinen Stillstand geben darf? Das ein Abschluss nicht DER Abschluss ist? Schau hin, was das Leben für Dich bereit hält und wohin Du gehen kannst. Den falschen Weg gibt es nicht. Es gibt Abzweigungen, Entscheidungen und die wenigsten sind für immer. Denn für immer ist eine verflucht lange Zeit. Wenn Du den Weg einschlägst, den Du heute gehen willst, dann ist es niemals der falsche.

Du fühlst Dich einseitig ausgebildet. Das ging mir in meiner zweiten Ausbildung ähnlich. Ich habe beim Grenzschutz gelernt, war perfekt in 'Alltagszipperlein' und Sportverletzungen usw. Aber Alterserkrankungen usw. gab es dort nie. Was ich sagen will ist, dass es wohl in kaum einem Beruf anders ist. Wir lernen dort, wo wir arbeiten und können nicht alles gleichzeitig haben. Auch hier ist 'Abschluss' nicht der Abschluss. Wir lernen weiter.

Die Arbeit in dieser Bank geht vorbei. Die nächsten Wochen wirst Du überstehen und sie werden schneller vergehen, als Du heute glaubst. Mach Dich nicht selbst fertig. Nicht gern zur Arbeit gehen, ist sicher kein Optimum - aber für Dich ist es begrenzt. Und es wird sich dann einiges ändern. Wie gesagt, es gibt so viele Türen... Hinfallen dürfen wir alle, wir dürfen auch den Schmerz bejammern und unsere Wunden lecken - nur liegenbleiben dürfen wir nicht.

Mir hat einmal jemand gesagt, ich werde es nie leicht haben im Leben. Das ist so in etwa das, was Dir die Freundin Deines Bruders sagte. Weil ich viel erwarte und verlange - aber auch viel gebe und Erwartungen erfüllen will. Da muss ich ungefähr in Deinem Alter gewesen sein. Es war eine Zufallsbekanntschaft in meiner damaligen Stammkneipe. Ich habe diesen Kerl nie wieder gesehen - aber das Gespräch hat sich regelrecht eingebrannt. Heute weiß ich, was er meinte. Ich bin ein Querdenker, eine Perfektionistin - er hat es damals in mir erkannt. Und wo ich damals oft noch überlegte, warum ich so anecke, da weiß ich es heute sehr genau. Und ich ecke immer noch an - heute genieße ich es fast.

Ich glaube, das nehmen wir zwei uns nichts. Vielleicht liege ich damit auch falsch. Schminke, Klamotten - ja das ist toll. Aber daraus ein abendfüllendes Gesprächsthema machen, kommt überhaupt nicht in Frage. Ich mag über Gefühle sprechen, über Sinn und Zweck, über Verhaltensweisen, über mich und meine Welt, möchte über andere Welten etwas hören und hineinschnuppern. Das findet man leider nicht überall un daher bin ich oft die, die abseits steht und arrogant bis gelangweilt wahrgenommen wird. Hinter meine Fassade zu kommen ist oft nicht leicht - aber wer es einmal geschafft hat, den lasse ich nicht mehr los.

Du hast den Blick nach vorn gerichtet - das ist genau das richtige. Was hinter Dir liegt, kannst Du nicht mehr ändern. Was vor Dir liegt, kannst Du bestimmen.

Alles, alles Gute und viele, viele Türen!
Dana



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