Problem von Maria - 58 Jahre

Mein Enkel geht vor die Hunde

Ich denke mal ich bin die einzige Alte hier auf dieser Seite, die mit einem Problem zu Euch kommt.
Folgendes hat sich zugetragen.

Mein Sohn lebte 13 Jahre lang mit meinem Enkel allein. Seine Frau hatte ihn für einen anderen Mann von heute auf morgen verlassen. So blieb mein Sohn mit dem Jungen allein. Das Kind war damals gerade knapp ein Jahr alt. Seine Mutter ging zu ihrem neuen Lebensgefährten nach Norwegen, überließ dem Jungen seinem Schicksal. Nebenbei bemerkt, sie ist türkischer Abstammung, deshalb ist alles so wenig nachvollziehbar.

Sie ließen sisch scheiden, damit sie ihren neuen Partner heiraten konnte. Mit dem sie zwischenzeitlich auch noch eine Tochter hat. Auch diese Ehe ist geschieden, das Kind wurde auch wieder beim Vater belassen. Sie lebt ihr Leben. Ist zwischenzeitlich wieder verheiratet und zieht die drei Kindes des neuen Ehemannes groß.

Anfangs lief alles ganz gut. Mein Sohn konnte die Arbeit und Fürsorge für seinen Sohn durch seine Selbständigkeit gut unter einen Hut bringen. Ich konnte zwar, wenn es meine Arbeitszeit erlaubte, oder an den Wochenenden meinem Sohn hilfreich zur Verfügung stehen.

Mein Sohn lernte irgendwann eine ander Frau kennen, die er dann auch heiratete, mehr oder weniger um seinem Sohn eine Heimat geben zu können, und damit er, seine Freiheit endlich genießen konnte. Er wechselte die Frauen wie die Unterhosen. Das Ende vom Lied, die Ehe ging in die Brüche. Aus dieser Ehe geht auch wiederum ein Sohn hervor.

Mein Sohn packte seine Sachen um mit dem ältesten Sohn allein zu leben. Für meinen Enkel begann die Hölle. Er wurde nur tracktiert, geschlagen, nieder gemacht und gedehmütigt, jeden Tag bekam er aufs Brot, wie wertlos er doch ist.

Mein Enkel wurde in der Schule schlechter, was wiederum meinen Sohn in Rage brachte. Er begann sogar zu klauen, obwohl er Geld dabei hatte und schwänzte die Schule. Die Polizei lieferte ihn bei seinem Vater ab. Dieser rastete nun noch mehr aus, so daß auch die Prügel zunahmen.
Die Mutter wollte den Sohn nun auch nicht mehr haben, war ihr alles egal. Wer gelitten hat wie ein Hund war in erster Linie mein Enkel und ich. Ich konnte ihm nicht helfen, da ich im Aussendienst tätig war um meinen Lebensunterhalt zu verdienen.

Ich konnte nur mit tröstenden Worten und ganz viel Zuneigung meinem Enkel zur Seite stehen. Der Ausgang der Geschichte ist folgender, das Kind wollte nach einem Besuch bei Freunden nicht mehr mit seinem Vater mitfahren. Blieb also. Er weinte sich bei den Freunden aus, die dann kurzerhand das Jugendamt informierten und seinem Wunsch entsprachen, ihn in eine Heim zu geben. Seit ein paar Tagen lebt er in einer Gemeinschaft für betreutes Wohnen. Ich habe keinerlei Kontakt zu ihm, weil ich auch nicht weiß, wo er ist.

Mein Sohn macht kein Hehl daraus, daß er froh ist, den Jungen los zu sein. Er könnte nun endlich leben wie er will. Einen Weg zurück für meinen Enkel zu seinem Vater wird es nicht geben, daß hat mein Sohn klar geäußert, er will ihnn nicht mehr haben, für ihn ist er gestorben. Und mit ihm sterbe auch ich, seine Großmutter. Ich habe nicht die Möglichkeiten ihm zu helfen.

Was mir durch den Kopf geht ist, dieses Kind wurde nie gewünscht, wurde immer nur geduldet. Was Liebe ist hat er nie kennen gelernt. Was es bedeutet, wenn man krank ist, und die Mutter an seinem Bett sitzt, um ihn liebevoll zu streicheln und zu trösten, hat er nie kennen gelernt. Ich habe Angst, daß er kriminell wird, oder sich irgendwann das Leben nehmen wird. Meine Ängste und Verzweiflung sind groß. ich weine viel.
ich denke meinem Enkel geht es ähnlich.

Anwort von Mirjam

Liebe Maria!
Ich kann Deine Sorgen um Deinen Enkel sehr gut nachvollziehen. Aber ich glaube, der erste grosse Schritt zu Loesung des Problems ist schon getan: Das Jugendamt ist informiert und er lebt nicht mehr bei seinem Vater. Beim betreuten Wohnen - wie der Name schon sagt - leben die Jugendlichen mit Menschen zusammen, die dafuer ausgebildet sind, mit Jugendlichen in schwierigen Situationen umzugehen. Und er hat ja zum Glueck auch diese guten Freunde, die das Jugendamt informiert haben, und die also offensichtlich an ihm und seinem Wohlergehen interessiert sind und das sicherlich auch weiterhin sein werden. Und er hat Dich. Also hat er ja ein liebevolles und mitfuehlendes Umfeld, auch wenn das nicht seine "direktesten" Verwandten sind.
Hast Du schon mal versucht, ueber die Freunde oder das Jugendamt herauszufinden, wo er jetzt wohnt? Ich weiss nicht, ob das Jugendamt Adressen heraus gibt, aber vielleicht koennen die ja einen Brief weiterleiten? Vielleicht ist Dein Enkel erstmal froh, von seinem frueheren Leben weg zu sein und ganz neu anfangen zu koennen, aber ich koennte mir vorstellen, dass er sich gerade jetzt zu Weihnachten auch ueber einen netten Brief freuen wuerde.
Fuer Jungs in dem Alter ist es immer schwierig, sich von Verwandten anhoeren zu muessen, dass sie sie lieben und sich Sorgen um sie machen, aber vielleicht muss man das ja gar nicht so explizit sagen, sondern es ihm einfach unaufdringlich zeigen. Du weisst ja sicher, was seine Lieblings-Plaetzchen sind, oder ob er sich ueber einen Schal von seinem Fussballclub freuen wuerde oder oder oder...
Ich wuensche Euch beiden, dass ihr wieder einen guten Draht zueinander findet und dass Du Dir nicht zu viele Sorgen machen musst. Auch, wenn er sich momentan vielleicht etwas ungluecklich verhaelt sind das Sachen, aus denen er auch wieder rauswachsen wird, hab Vertrauen in ihn!
Alles Liebe Euch beiden!