Problem von Michael - 17 Jahre

Selbsterzeugter Druck

Hi liebes KuKA-Team.
Ich habe ein nicht ganz unerhebliches Problem und zwar folgendermaßen:
Angefangen hat eigentlich alles so ca. in der zehnten Klasse. Ich war der Klassenbeste in Mathe d.h. durchweg jede Arbeit war eine 1. Natürlich blieb sowas nicht unbemerkt und meine von meinen Mitschülern kamen Kommentare wie " Du schreibst doch eh eine eins" oder " Das ist doch zu einfach für dich". Daraus entwickelte sich dann ein Druck der vor jeder Arbeit ungeheuerlich war. Es war eine Art Versagensangst. Aber nicht im sinne von einer 3. Nein selbst eine 2+ wäre schon ein Weltuntergang gewesen. "Glücklicherweise" passierte dies nie und alle Arbeiten waren immer sehr gut ( Die letzte selbst mit voller Punktzahl :)).
Dann kam der Wechsel von der Realschule auf ein Wirtschaftsgymnasium. Zuerst dachte ich, dass ich jetzt "normal" bin, also nicht der herausragende Schüler. Aber es kam anders. Neben meinem "Paradefach" Mathe kamen u.a. BwL, VwL dazu in denen ich auch besser als die meisten war. Jedoch muss ich sagen das ich "nur" der zweitbeste in der Klasse war. Wir hatten einen Primus der überall der beste war. Allerdings gehörte ich schon zu den Top3 der Klasse. Das hatte zu Folge: Druck. Dieser Druck war wieder am schlimmsten in Mathe. Und diesmal hatte ich nicht nur einsen, sondern auch mal 12 Punkte (mit einer 2+ zu vergleichen). Ich konnte mich darüber nicht freuen. Ich war wirklich traurig, weil ich meinen eigenen Ansprüche nicht erfülle.
Nun gut. Die 11 als einen der besten (O-Ton KLlehrer: "ein überdurchschnittliches Zeugnis") abgeschlossen, folgte nun die 12 in der ich jetzt bin. Zunächst wollte ich mir wieder einreden: " Jetzt wird es schwer. Du musst auch mal mit ner 3 in mathe leben". Aber ich schaffe es nicht. Ich muss immer am Optimum sein. Heute Physikarbeit ( was ja auch sehr mathematisch ist) waren 9 Punkte. Das war eine Demütigung hoch 3. Ich hatte das Gefühl das alle auf mich herabschauten im Sinne von: "boar DER hat eine 3 in Physik. Das war doch so einfach". Es gab einige einsen von Schülern den ich das nich unbedingt zugetraut hätte Und das machte es noch schlimmer, das ich auf gut deutsch dumm bin und es nicht kann.
Ich habe versucht mein Verhalten mir selber zu erklären. Ich denke immer das wenn ich nicht die guten Leistungen erbringe meine Mitschüler denken " Oh der kann das aber nicht" oder " Mensch, ist der schlecht ". Natürlich werdet ihr sagen: " Das glauben sie mit Sicherheit nicht". Es wurde mir auch schon von Leuten gesagt, das es ihnen egal ist wenn ich nicht so gut bin. Aber aus einem Unerfindlichem Grund kann ich es nicht glauben. Ich denke dass diese Glauben eine Projekzion meiner Idealvorstellung ist. Ich will mir was beweisen, ich will mir beweisen dass ich wenigstens etwas gut kann, wenn jedoch die Noten nicht gut sind, kann ich nicht gut sein. Ich habe von Haus aus wenig bis kein Selbstvertrauen. Durch gute Leistungen versuche ich mir etwas zu holen. Im Sinne von :" Ja das war gut, du kannst ja doch was".
Der nächste Punkt ist der, dass meine Mitschüler mir das Gefühl geben ich sei jemand der alles (vieles) kann. Ich bin einer der ersten der gefragt wird wie das gehe oder ob ich die HAs hab. Und wenn dann mal eine Arbeit schlecht läuft, was im übrigen mit Ausnahme der sprachliches Fächer, alles schlechter als 10 Punkte ist, kommen diese Gedanken das die anderen von einem denken, man sei schlecht. Es geht sogar soweit, dass ich mich nicht traue im Unterricht mitzuarbeiten, weil ich nichts falsches sagen will. Wenn es dann doch passiert denke ich :" Oh mann bist du dumm und die anderen denken das jetzt auch".
Außerdem könnte es damit zusammenhängen, dass ich das bleiben will der ich bin. Jemand der besser ist.
Ich will nicht abrutschen ins Mittelmaß. Ich will kein niemand sein in der großen Landschaft der Schüler.
Das könnten so die versteckten Gründe für mein Verhalten sein. Das will ich aber nicht mehr. Ich habe versucht mich selbst am eigenen Zopf wieder rauszuziehen, jedoch schaffe ich es nicht.
Ich will nicht mehr dass ich mich gedemütigt fühle wenn ich eine Arbeit "verhauen " hab. Ich will mal nach einer Mathearbeit die nicht so toll war, sagen können: "Egal, Mund abwischen und weiter gehts".
Ich hoffe ihr konntet mein Problem verstehen und habt ein paar Tipps wie ich anfangen könnte ander zu denken, so wie oben beschrieben.

Dana Anwort von Dana

Grüße Dich, Michael!

Was denkst Du über Mitschüler, die keine volle Punktzahl erreichen? Was denkst Du über sie, die das Mittelmaß füllen? Was denkst Du, wenn ein Schüler, der sonst in Deutsch die Nase vorn hat, plötzlich eine drei bekommt? Und jetzt nenne mir einen guten Grund, warum die anderen über Dich so denken sollten.

Macht einen Menschen aus, welche Noten er schreibt? Du defnierst Dich selbst sehr über Deine Stärke in der Mathematik. Aber bist Du das? Bist Du der, der gute Noten schreibt? Mehr nicht? Wer steckt noch in diesem Mathe-Ass?

Wenn Du diesen jemand findest, wird der Druck schwächer werden.

Alles Gute!
Dana