Problem von Anonym - 46 Jahre

Bindungsängste/Verlassenheitsängste

Ich hatte eine ziemlich schwierige Kindheit, was sich wohl auch auf mein Leben und meine Beziehungen negativ auswirkte. Mit 28 bekam ich eine starke Angstneurose - Diagnose: Borderline Syndrom und verbrachte 2 Jahre stationär in einem Therapiezentrum (nett umschrieben).

Ich habe viel gelernt, mußte meine Leben wieder neu aufbauen und konnte danach wieder relativ angstfrei leben, habe sogar wieder geheiratet und Zwillinge bekommen. Leider scheiterte auch diese Ehe nach 10 Jahren, obwohl sie aus meiner Sicht nicht die schlechteste war.

Seit ca. 6 Jahren lebe ich mit den Kindern alleine. Ich lerne ziemlich leicht Männer kennen, da ich nicht so schlecht aussehe. Aber es ist mir unmöglich, eine feste Beziehung einzugehen. Nun habe ich wieder mal einen tollen Mann kennengelernt, der offensichtlich Interesse an mir hat. Aber es stellt sich heraus, daß alles wieder nach dem alten Muster läuft. Es nützt mir nichts, daß ich die Theorie mit Löffeln gefressen habe und glaubte, genau bescheid zu wissen, wie es funktionieren könnte. Er hat, wie alle meine Partner zuvor, Bindungsängste, ich Verlassenheitsängste und wieder ist es eine Katastrophe.... Ich bin ziemlich verzweifelt, kurz davor, wieder alles hinzuwerfen, weil ich nicht weiß, wie ich diesen Kreislauf durchbrechen kann. Er klettet seit 8 Wochen total an mir. Ich mag nie nein sagen, aus Angst, daß er sich zurückgestossen fühlt und auch, daß er, wenn ich ihn wegschicke, woanders eine kennenlernen könnte, die er besser, schöner, interessanter findet. Er erzählt laufend von seinen Exfreundinnen, was mich kränkt. .... Er sieht jede Frau auf der Strasse, die nicht gerade potthäßlich ist und kommentiert etwas dazu. Trotzdem er sich aus meiner Sicht nach 8 Wochen totaler Nähe nun immer weiter zurückzieht-worunter ich total leide- habe ich das Gefühl, als ob er eine Beziehung mit mir will. Dieses Nähe-Distanzproblem macht mich schon wieder ganz krank - und wie schon gesagt, ich könnte wieder alles hinwerfen, was bestimmt wieder mit Angstzuständen bzw. der Abwertung meiner Person einher geht - außerdem kann es nicht der Sinn der Sache sein... ...und es muß doch möglich sein, den Kreislauf mal zu durchbrechen, denn die schlimmste Vorstellung ist für mich, bis an mein Lebensende alleine sein zu müssen...

Anwort von Sabine

Hallo!

Hast Du Dir schon einmal selber die Frage beantwortet, wie eine Beziehung für Dich aussehen soll? Du hast bestimmt Vorstellungen, wie es in Deiner Mail klingt, von einer Beziehung.
Ich kann verstehen, dass Du Angst hast alleine zu sein. Niemand ist gerne alleine. Es sollte aber der Richtige sein, der an Deiner Seite lebt.
Ich denke, wenn Du für Dich geklärt hast, wie eine Beziehung aussehen soll und Du einmal darüber nachgedacht hast, dann weißt Du auch, was Du willst und was Du suchst. So kannst Du es dann auch weitervermitteln und nur der, diese Ansicht dann auch mit Dir teilen, kann, mit dem müßte es doch dann klappen.
Manchmal kann man lieber ein wenig länger suchen, als das man sich auf gut Glück auf irgendwas einläßt.
Eine Beziehung hat ein Schema. Es ist ein Miteinander. Ein Geben und Nemen. Es sollte von beiden Seiten funktionieren und Verstanden werden. Ein Schema in einer Beziehung ist normal, nur sollte es auch vereinbart und gewollt sein und nicht geduldet werden.
Denke vielleicht noch einmal darüber nach, was Du suchst und wie Du es Dir vorstellst und danach solltest Du Dich dann orientieren. Versuche vielleicht dies Deinem Partner mitzuteilen, wie Du es Dir vorstellst und ob er es auch so nachvollziehen kann.

Lieben Gruß.