Problem von Anonym - 24 Jahre

http://mein-kummerkasten.de/86412/Moechte-meinem-Bruder-helfen.html

Mir ist es bisher ähnlich ergangen wie dem erwähnten Bruder. Ich habe zweimal mein Studium abgebrochen, dann erstmal eine Berufsausbildung gemacht und mittlerweile habe ich wieder angefangen zu studieren. Auch ich habe an meiner Schule das Abi als Jahrgangsbester abgeschlossen und das ohne übermäßig viel zu Hause zu tun.
Beim Studium hingegen ist es dann völlig anders gelaufen. Mein Hobby (Onlinegaming) war zeitlich einfach nicht mehr mit dem Studium vereinbar - das war etwas was ich allerdings erst bei den ersten Klausuren gemerkt habe. Das Ergebnis war, dass ich vor lauter Schreck sofort den Studiengang gewechselt hab. Das ganze hat ziemlich an meinem Selbstwertgefühl gerüttelt. Ich kam mir vor als wär ich "sitzengeblieben", weil ich in dem andern Studiengang quasi von vorn anfangen musste. Wenn man in der Schule nie mit sowas konfrontiert wurde ist es einfach ungeheuer schwer damit umzugehen. Ich bin dann sehr depressiv geworden und habe mich leider erstmal in mein Hobby geflüchtet - zumal es keinen interessiert hat ob ich zur Vorlesung gegangen bin oder nicht (hab ja nicht mehr bei der Familie gewohnt). Irgendwann hab ich dann aber die Notbremse gezogen (bzw. ziehen müssen) und mir mit der Berufsausbildung (wo alles viel persönlicher ist als in der Uni) eine Basis für das weitere Leben geschaffen.
Das große Problem ist einfach der Erwartungsdruck von einem selber und auch von Seiten der Eltern. Man hat halt einen super Schulabschluss und bringt dann beim Studium nicht mehr die gewohnten Leistungen. Kaum einer sagt, dass es völlig normal ist, dass die Uni soviel härter ist und die Eltern scheinen zu denken jetzt wo der Junge einen guten Schulabschluss hat wird schon alles glatt gehen. Man bekommt auch kein Lob mehr wenn man Prüfungen nur noch befriedigend oder ausreichend besteht. Dabei braucht man gerade in der Zeit nach dem Abi moralische Unterstützung von erfahreneren Menschen die auch mal ganz am Anfang standen und Fehler gemacht haben - nur erzählen einem die Eltern nie was sie für Schwierigkeiten hatten oder was sie für Fehler gemacht haben. Man bekommt nur zu hören, dass die Studentenzeit ja die schönste Zeit des Lebens war, was einen dann noch mehr entmutigt.
Das ganze scheint aber ein typisches Problem zu sein. Ein Arbeitskollege hat mir nämlich mal gesagt, dass alle seine ehemaligen Mitschüler die in der Schule eher mäßig waren schon längst ihr Diplom in der Tasche haben, während die mit den sehr guten Noten es bisher kaum zu was gebracht haben. Für die mit den mäßigen Noten war es vermutlich normal zu Hause noch etwas zu tun und sie haben wohl auch besser gelernt mit Niederlagen umzugehen.
Was ich nur raten kann (obwohl ich natürlich auch noch einen weiten Weg in meinem Leben gehen muss), ist sich um den Bruder zu kümmern. Zu fragen wie es in der Uni läuft, was für Prüfungen anstehen, wie sie gelaufen sind und vorallem ihm auch für geradso bestandene Prüfungen das Gefühl geben, dass er etwas erreicht hat. Natürlich kann es auch sein, dass er noch auf der Suche nach der richtigen Fachrichtung hat - aber vielleicht ist seine Erwartungshaltung an ein Studium auch einfach völlig falsch.

Anwort von Sabine

Hallo

und danke für Dein Feedback


Lieben Gruß
Sabine