Problem von Anonym - 46 Jahre

zurück zur Ehefrau

Ich habe vor ca. 6 Jahren einen verheirateten Mann kennen gelernt. Wir hatten beruflich miteinander zu tun und konnten uns in Pausen bei Kaffee oder Mittagessen auch angenehm unterhalten. Die Gespräche ergaben viele Übereinstimmungen im Denken und in den Gefühlen. Nach der unvermeidlichen Trennung meiner eigenen Ehe (hatte nichts mit diesem Mann zu tun), zog ich in seine Nähe und wir sahen uns sehr oft. Eine folgende Partnerschaft meinrseits hat diese Beziehung ebenfalls überdauert und unsere Gespräche wurden intensiver und persönlicher. Auch bei ihm sah es nicht gut aus. Und ich denke, daß er die vergangenen Jahre nicht durchgängig gelogen haben kann, zumal wir uns in allen Lebenslagen in Freizeit und Beruf beobachten konnten (und es auch taten). Im vergangenen Sommer spitzte sich die Situation bei ihm häuslich so zu, daß er sich im Herbst entschloss, die Frau zu verlassen und zu mir zu ziehen. Seine Familie hat diesen Schritt nicht verstanden und sich mit allen Mittel gegen die Anerkennung dieses Umstandes gewehrt. Die Frau hat angeblich plötzlich ihre Liebe zu ihm wiedergefunden, sie hat sich abgehungert, hat bei Kartenlegern u.ä. passende Erkenntnisse eingezogen und die Kinder (16 und 19, beide sehr selbstständig) wurden als Leidtragende vorgeschoben, um ihm ein schlechtes Gewissen einzupflanzen. Unsere Beziehung war für das Umfeld natürlich gewöhnungsbedürftig, zumal ich die meisten seiner Bekanntschaften nach den Jahren ebenfalls kenne. Wir hatten jahrelang einen sehr liebevollen Umgang miteinander, der auch nach seinen Aussagen neuartig für ihn war. Die Zeit im Dezember ist immer etwas stressig, da sowohl er als auch ich verschiedene Hobbies pflegen, ich sah es als gute Eingewöhnungsstrategie an. Nach einem schönen Urlaub im Herbst hatte ich ab und an das Gefühl, daß er sich ein wenig zurückzieht (nachts war aber immer alles bestens...). Seine Familie und Bekannten besuchte er grundsätzlich allein und ich sagte mir, daß sich erst alles einregeln müßte und akzeptierte dies. Ein schwerer Fehler wie ich nach Neujahr feststellen mußte. Er kam einfach von einem Besuch seiner Kinder nicht mehr zurück, blieb bei seiner Ehefrau, (die sich plötzlich um 180° gedreht haben soll???) und verweigert mir vollständig eine Erklärung, worin die Gründe liegen könnten. Ich bin ein vorsichtiger Mensch und habe nicht viel Vertrauen in Andere. Jedoch bin ich mir sicher, daß ich es bisher mit Recht in ihn gesetzt hatte. Er scheint nicht mehr derselbe Mensch zu sein, den ich doch viele Jahre kannte (andere Bekannte aus meinem Umfeld haben mir diesen Eindruck bestätigt) und ich sehe, daß er mich vollständig abblockt, so als wäre er nach einem Schnipsen vor 5 Jahren wieder aufgewacht und macht an dieser Stelle mit seinem normalen Leben weiter. Wie ich mit dieser Situation zurechtkomme (nebenbei: so schlecht wie noch nie in meinem Leben), scheint an ihm vollständig abzuprallen, während er vorher alles an mir interessiert beobachtet und verarbeitet hat. Ich habe jetzt nach den ersten Wochen eigentlich nicht mehr vordergründig das Problem mit dem Umstand, daß er seinen neuen Weg dort sucht, wo er eigentlich wegwollte, als vielmehr mit der Art und Weise wie es passiert, weil das nicht zu meinen Erfahrungen mit ihm paßt (und ich habe ihn bestimmt genauso gut beobachtet und ausgewertet wie er mich). Und ich glaube er leidet ebenfalls darunter, daß er diese Situation sich und mir nicht und sonst auch keinem erklären kann und versucht sich hinter dem Umstand zu verstecken, daß er dieses Problem fast überhaupt nicht an sich herankommen läßt. Mitunter scheint es Lichtblicke zu geben, in denen so Sätze kommen wie: "Es gíbt nichts schöneres als das was wir erlebt haben aber man muß eben auch Abstriche in seinem Leben machen..."
Mir würde es sehr helfen, wenn ich eine Ahnung davon hätte, was in ihm vorgehen könnte, das einen solch krassen Gemütswandel in ihm bewirken konnte. Und ich hätte gern gewußt ob die Gefahr besteht, daß er wieder in eine Verzweiflungsphase zurückpendeln könnte und wie ihm dabei zu helfen wäre. Denn daß er unter diesen Umständen in seinem höchst konservativen Umfeld (Wie konnte er UNS das nur antun...blabla) auf die Dauer wirklich wieder glücklich ist, kann ich mir nicht vorstellen.
Welche Gefahren können da bestehen?

Anwort von Sabine

Hallo!

Wenn ich ehrlich bin, verstehe ich Deine Frage nicht, welche Gefahren bestehen. Für ihn - soweit ich es lesen konnte - bestehen m.E. keine Gefahren. Er hat sich umentschieden und Du bist Leidtragende. Ich weiß, dass solche Dinge schwer zu verstehen sind, aber es ist seine Entscheidung gewesen zu ihr zurück zu gehen. So, wie er sich damals dazu entschieden hat zu Dir zu ziehen und sie zu verlassen. Für mich sieht es vielmehr danach aus, als sei er ein Mensch, der sich nicht binden mag.

Lieben Gruß