Problem von Anonym - 35 Jahre

Mein Sohn hat keine Lust zu lernen

Hallo!

Ich brauche Hilfe, weil ich nicht mehr weiß, wie ich mich verhalten soll! Es geht um meinen 12jährigen Sohn, er ist in der 6. Realschulklasse! Seit dem Wechsel von der Grundschule in die 5. Klasse, ist alles so anders geworden! Er schreibt nur noch schlechte Zensuren und seine Versetzung in die 7. Klasse ist jetzt gefährdet. Zu allen Fächern gibt es kein Interesse! Die Hausaufgaben macht er, weil wir die kontrollieren. Aber wenn eine Arbeit ansteht, macht er rein gar nichts! Sein Klassenlehrer meinte nur, wir dürfen nicht mit ihm lernen, er muß anfangen selbstständig zu werden! Wir haben den Rat befolgt, aber es macht bei ihm kein "Klick" (so nennt der Lehrer das) ! Er faulenzt den ganzen Tag nur herum! Wenn wir ihn fragen, ob wir ihn abfragen sollen, antwortet er nur:"Ich kann das!"
Er interessiert sich nur für seine Freizeit!
Mein Mann denkt positiv und meint, das Lernen kommt von selbst. Ich habe Angst um seine Zukunft! Ich weiß nicht welche Erziehungsmethode am erfolgreichsten wäre? Da er in der Grundschulzeit ein sehr guter Schüler war, dank unserem Druck und unserer Hilfe! Ich will ihn nicht mehr unter Druck setzen, ich finde er soll auch ein "Kind" sein und nicht nur lernen!
Vielleicht kann mir jemand einen Rat geben, wie ich mich gegenüber ihn verhalten soll, weil die täglichen Diskussionen machen mich kaputt!
Vielen Dank im Vorraus!

Anwort von Michaela

Hallo,

es gibt bei vielen Kindern Probleme, wenn sie in die weiterführende Schule kommen, und das kann sich auch in Unlust bzw. "Faulheit" äußern. Dabei darf man nicht vergessen, dass mit dem Schulwechsel auch eine schwierige Phase beginnt: Die Pubertät steht vor der Tür. Die alten Freunde sind weg, jetzt wird zum ersten Mal mit Eigenverantwortung gelernt und und und. Es ist nicht ganz ohne!

Das bedeutet aber nicht zwangsläufig, dass gar nichts mehr geht, so wie du es beschreibst. Wenn dein Sohn gar nicht mehr lernen will - es quasi drauf ankommen lässt und ihr nur noch auflauft - dann geht mal zu einer Schülerhilfe mit ihm. Dort gibt es meistens auch sowas wie eine "Lernberatung", wo der Beratungslehrer schaut, wo die Stärken sind, die Schwächen, und was man tun kann, um wieder Fuß zu fassen bzw. wieder Lust am Lernen zu haben. Diese Lehrer haben ganz oft auch eine zusätzliche Ausbildung für ein bisschen "Seelenmassage", d. h. sie können vielleicht eher auf den Grund kommen, warum dein Sohn keine Lust mehr zum Lernen hat. Ich weiß, dass es frustrierend ist, wenn man als Eltern nicht erfährt, warum es auf einmal nicht mehr weitergeht, aber dann kann man diese Verantwortung auch gerne mal weiterdelegieren - Hauptsache, es kommt was dabei heraus!

Du selbst kannst auch was tun: Zeige deinem Sohn, dass du hinter ihm stehst, egal was kommt - aber dass er auch die Verantwortung trägt, wenn er sitzenbleibt, ebenso wenn er auf die Hauptschule wechseln muss. Sei offen für seine Fragen, biete ihm weiterhin deine Hilfe an. Wenn er sie nicht annehmen will, frage ihn, warum, aber Antworten wie "Ich kann das schon!" würde ich mit einem geschickten "Na, dann zeig mal, was du drauf hast," umgehen. Entweder kann er es dann wirklich, oder er will nur seine Ruhe haben - und darüber könnt ihr dann auch reden, warum er seine Ruhe haben will, was ihn in der Schule stresst, was ihm gefällt und so weiter.

Ich habe mal von einem Jungen gehört, der nicht mehr lernen wollte, weil für ihn klar war, dass er Formel-1-Rennfahrer wird wie Michael Schumacher. Seine Mutter ging mit ihm zu einem Berater, der ihm dann wiederum klarmachte, dass auch Michael Schumacher Ahnung haben muss von Physik, Mathematik usw., damit er seinen Wagen einschätzen kann. Das hat bei dem Jungen zu dem "Klick" geführt, den du beschrieben hast. Vielleicht braucht dein Sohn auch einfach ein Ziel - weiß er, was er später mit seinem Realschulabschluss anfangen möchte? Welche Interessen hat er? Kann man die vielleicht in einem Beruf unterbringen? Und und und.

Viele Grüße,

Michaela