Problem von Anonym - 24 Jahre

Feedback zu: Spüre als Mann beim Sex nichts

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Hallo Herbert (25),

ich möchte Dir zu Deinem Problem was von mir schreiben:

Ich fühle mich emotional auch meinem Partner nahe, hab aber ebenso das Gefühl dass alles was wir machen, sich taub, tot anfühlt. Wenn wir anfangen, spüre ich eine gewisse Erregung, die aber nach einer Weile wieder verschwindet, weit weg vom Orgasmus.
Gut, im Gegensatz zu Dir, bin ich früher gekommen, aber auch nur weil ich eine gute Körperkontrolle hatte. Ich hatte Macht über meinen Körper, Sex war für mich im Prinzip nur Mittel zum Zweck zum Kommen. Extrem ausgedrückt, ich hab Selbstbefriedigung an meinem Partner ausgeübt. Das hab ich aber erst schmerzlich nach 5 Jahren begriffen, erst als mir mein Körper einen Strich durch die Rechnung machte. SB hat zu jedem Zeitpunkt funktioniert, aber ich merkte wie ich langsam Sucht entwickelte.

Sucht kommt ja von Suche, wir empfinden irgendwo einen Mangel und versuchen den auszugleichen. Wenn kein Partner da ist (wie bei Dir früher), oder es der Sex nicht bringt, gibts SB. Das ist ja okay, solange es Beziehungszusatz und nicht -ersatz wird. Als Sucht aber verschafft es uns nur kurz Befriedigung, hinterher fühlt man sich oft leer, gleichgültig. Man braucht mehr, wird, wie Du schreibst, "notgeil". Schweissgebadet zum Schluss sein, kenn ich übrigens auch, wollte danach mal abrupt aufstehen, ich saß wieder. Das ist dieses Körperkontroll-Ding, aber um wirkliche Erfüllung zu empfinden, muss Sex nicht als reine Bettsport-Sache angesehen werden, sondern als ganzheitliche Sache. Auf tieferer Ebene passiert nämlich noch viel mehr, als bloß Spaß, Lust, "Rumrammeln". Wie man im Alltag kommuniziert, das schleppt man mit ins Bett. Auch von längst vergangenen, vergebenen Streitigkeiten können Verletzungen hochkommen und sich im Bett zeigen, nur meist nicht so deutlich wie man es gerne hätte. Auch schleppen wir unser Päckchen von früheren Enttäuschungen immer mit.

Du hast für die heutige Zeit recht spät sex. Erfahrungen gesammelt, "erst" einen Partner. Das heißt ja nicht, dass Du nicht schon früher gewollt hättest, oder ? Kann es sein, dass da unerfüllte Erwartungen da waren, die Du mit exzessiven Pornokonsum auszugleichen versucht hast ? Dies ist Dein Päckchen.

Noch einmal zu dem ganzheitlichen Erlebnis: Keinen Sex machen, sondern passieren lassen, zwischen zwei Menschen, die sich so nah sind, dass sie noch näher zusammenrücken wollen, dass "Sich Eins werden".

Das mit dem sich selbst keinen Druck machen, mag ja oberflächlich stimmen, (wie Du ja schreibst, Du hast ja diesbezüglich keine Erwartungen). Aber sicher würdest Du ja gern kommen, sind vllt. tief in Dir zynische Gedanken, wie: Warum klappt das bei anderen, bei mir nicht ? Wieso funzt mein Körper nur mit mir allein ?
Dies führt dazu, dass Du Dich selber ablehnst, denkst, es reicht doch wenn der andere einen liebt. Du musst dahin kommen, Dich nicht nur akzeptieren, sondern zu lieben. Erst wenn Du Dich liebst, kann ein anderer Dich wahrhaftig lieben und Du Dich komplett geben.

Diese Desensibilisierung, von der Du geschrieben hast, ist also nicht nur als reine körperliche Sache anzusehen, sondern das ist der Kreislauf, immer mehr, immer anders, immer härter, aber zum Schluss bleibt eine Leere in Dir, "Hole in your Soul".

Tja, kurzfristige Erfolge wird es wohl nicht geben, Schritte vor und auch welche zurück.
Aber dieser Rat von mir: Weg von dem Machen-Wollen, dem technisiertem Sex, versuche mal richtig konzentriert überhaupt nicht kommen zu wollen, frag Dich nicht ständig wie sich etwas anfühlt, wenn es sich doch eigentlich ganz anders anfühlen müsste, damit verbaust Du Dir schon einmal das Lustempfinden.

Jedes Gefühl ist okay, Du bist okay.

MfG

Anwort von Andrea

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