Problem von Juliane - 24 Jahre

Fehler nach Abmahnung

Hallo,
letztes Jahr habe ich über einen längeren Zeitraum hinweg meine privaten Probleme mit auf Arbeit geschleppt. Das Klima im Team hatte darunter sehr gelitten. Im November kam es dann zum großen Knall. Ich hatte einen Fehler gemacht, der eine Abmahnung nach sich zog. Im gleichen Atemzug hat mich meine Chefin eine halbe Stunde vorm Team fertig gemacht. Sie könne nicht mehr mit mir zusammenarbeiten. Ich sei nicht teamfähig. Sie sei meiner müde.
Mein diziplinarischer Vorgesetzter belächelt mich nur noch.
Ich wollte mir eine neue Stelle suchen. Ich war fix und fertig. Habe dann aber nichts unternommen.
Seitdem bin ich aufmerksam und sorgfältig. Private Probleme lasse ich nun daheim (nun ja, vom Kopf her klappt das nicht perfekt, aber es gibt keine Streitgespräche mehr am Telefon).
Jetzt ist zum gleichen, bereits abgemahnten, Vorgang ein weiterer Fehler bekannt geworden. Bisher weiß mein disziplinarischer Vorgesetzter noch ncihts davon "nur" meine weisungsbefugte Chefin. Ich habe es durch Zufall vor zwei Wochen bemerkt und ihr sofort davon erzählt. Ich habe solche Angst vor dem heutigen Gespräch mit dem "big boss". Ich weiß nciht was passieren wird. Ich denke ich verliere meinen Job. Meine Chefin ist auch sehr unruhig deswegen. Es tut mir alles sehr leid.

Ich bin sehr traurig. Ich hatte mich gefangen, mir solche Mühe gegeben. Und nun holt mich eine Sache aus längst vergangenen Zeiten plötzlich ein.

Ich bin seit einem halben Jahr wegen Depressionen und einer kleinen Esstörung in Verhaltenstherapie. Vor zwei Wochen hatte ich mit meiner Therapeutin schon über meine Angst gesprochen. Ich finde keine Lösung.

Ich weiß nicht, wie ich mich verhalten soll. Was ich zu meiner Rechtfertigung sagen soll. Ich habe einen Fehler gemacht Mal wieder. Schon wieder. Und ich habe solche Angst. Ich meine, es sind doch nur Worte. Ich fühle mih, als sei ich vier. Am liebsten würde ich jetzt Mama anrufen. Aber ich habe Angst sie zu enttäuschen. Ich habe große Probleme mit meinem Versagen umzugehen.

Ich kann Ihnen auch nicht so recht sagen, was ich mir von diesem Schreiben hier erhoffe. Ich weiß, ich muss da ganz alleine durch. Nur wie? Und was dann?

Anwort von Michaela

Hallo Juliane,

es ist schlimm, wenn man Fehler auf der Arbeit macht und dann vor den anderen bloßgestellt wird. Das ist meiner Ansicht nach ein grober Fehler deiner Chefin, denn Probleme und Fehler sollten niemals vor dem ganzen Team derart abgeurteilt werden. Ist ja wie beim Tribunal, oder?
Vielleicht hättest du den Fehler vermeiden können, und auch die anderen Fehler. Aber wer arbeitet, macht Fehler, und manchmal sind es halt solche, die sich nicht einfach ausbügeln lassen. Das gehört zum Leben.

Du schreibst, dass du bereits in Therapie bist. Ich finde es gut, dass du das Problem, deine Gefühle dort angesprochen hast, und ich denke, dass deine Therapeutin das mit dir durchsteht. Vielleicht hilft dir ja meine persönliche Meinung ein bisschen weiter:
Klar ist es blöd, wenn man seinen Job wegen eines oder mehrerer Fehler verliert. Sowas erzählt natürlich auch keiner, und das ist dann immer ein Fleck auf der weißen Weste, die Konsequenzen sind evtl. auch schwerwiegender... Wenn man es so sehen will! Natürlich muss man mit sowas nicht hausieren gehen - aber ganz ehrlich: Ist es wirklich so schlimm? Die finanziellen Konsequenzen mögen im ersten Moment hart sein, aber es findet sich sicher ein Weg. Auch wenn man erst mal bei der Agentur für Arbeit vorstellig wird. Das geht vorbei! Beim nächsten Job kann man dann solche Fehler schon eher vermeiden, weil die Erfahrung da ist. Das Einzige, worauf man achten sollte ist, sich deshalb nicht immer nur runterzuziehen. Es gibt Phasen im Leben, in denen man nicht so ist wie sonst - nenn es verdreht, oder belastet, und das gehört dazu. Auch wenn das in unserer Gesellschaft niemand wahrhaben will. Aber noch sind wir Menschen, und wenn wir lernen, damit umzugehen, werden wir das auch leichter nehmen können und selbstsicherer reagieren.

Und ganz ehrlich: Ich hab in meinem Leben schon etliche Jobs gehabt, und nicht nur, weil ich den richtigen gesucht habe, sondern weil ich mir eine sehr gute Stelle auch mal selbst versemmelt habe. Das war nicht so toll, hatte auch lange damit zu kämpfen - aber Jahre später kräht kein Hahn mehr danach, nicht mal sprichwörtlich. Ich verbuche es als Irrtum. Und deshalb bin ich trotzdem noch ein liebenswerter erfolgreicher Mensch, so wie du auch :-)

Viele Grüße,

Michaela