Problem von Anonym - 19 Jahre

Drogen,Vergewaltigung.. und ich soll damit klar kommen?

Hey ho .

Also, ich möchte event. am Anfang sagen, dass ich nicht recht wusste, ob mein ?Problem? genau in diesen Bereich gehört, habe mich aber dann doch dafür entschieden, da es unsere Beziehung auch belastet.
Vielleicht sollte man auch sagen, dass ich hier mehr über meine Freundin rede und mehr oder weniger ihre ?Probleme? und das es nach sehr viel aussieht, aber sie ist immerhin 16 Jahre alt und es geht hier fast um das ganze Leben von ihr.
Ich bin mir auch bewusst, dass ihr keine ?richtigen? Psychologen etc. seid, aber genau deswegen wende ich mich hier hin, weil ich mit so einem formalen Gerede nichts anfangen kann.

Naja, wie fange ich an? Das fällt mir echt schwer, da ich ihr bei manchen Dingen versprechen musste, niemandem etwas zu sagen. Wir sind seit 1 Jahr und 10 Monaten zusammen und wir streiten uns oft, aber ich liebe sie dennoch. Ich weiß aber nicht wie ihr helfen soll, bei dem Chaos in ihrem Leben und genau deswegen streiten wir und ich muss zugeben, wenn sie mich dann anschreit, mache ich auch zu und habe keine Lust mehr?

Vielleicht fang ich einfach mal am Anfang an:
Sie wollte mir lange verbergen, dass sie vergewaltigt wurde, aber so was merkt man doch einfach ! Schluss endlich hat sie es doch zu gegeben , sich jedoch trotzdem gezwungen beim Sex nicht ?nein? zu sagen. Am Anfang unserer Beziehung war ich einfach noch zu geil auf sie und habe dann einfach weiter gemacht, wenn ich gemerkt habe, dass sie Schmerzen hat. Heute jedoch ist das anders, ich lasse es kaum noch dazu kommen, wenn ich vorher schon merke, da ist was faul. Inzwischen hat sie es ganz gut verarbeitet in unserer Beziehung (wenn sie jedoch etwas über das Thema hört, sieht etc. sei es im Fernseher oder sonst wo verkrampft sie, fängt an zu zittern und sieht die Erinnerungen) und wir haben auch ?normalen? Sex, der ihr Spaß macht, trotzdem hat sie immer wieder diverse ?Rückfälle?. Ihre Alpträume fangen wieder an, sie schreit nachts im Traum, weil sie ihn sieht und zittert. Sie kann nachts nicht alleine sein, weil er ja ?zurück kommen kann?. Sie hat einfach Angst. Ich biete ihr oft an, mit ihr darüber zu reden, wenn sie mich heulend anruft (was mich auf Dauer auch nervt) oder mit ihr zur örtlichen Jugendberatung zu gehen, aber sie kann es einfach nicht. Sie kann es sonst keinem sagen und mit mir reden, wenn ich vor ihr real sitze auch nicht. Ich weiß nur aus ihrem Tagebuch (sie hat mir erlaubt es zu lesen, weil sie wie gesagt, nicht reden kann) das es jemand sein muss , denn sie fast täglich wieder sieht, mit dem sie leben muss.
Da kann ich ihre Angst verstehen?Vor allem aber auch, da ihre Mum ihr Tagebuch gelesen hat und ihr nicht glaubt und somit wären wir beim 2. Problem:

Zu Hause gibt es ständig Streit auch mit ihrer Mutter. Meine Freundin denkt, ihre Mutter hasst sie und bevorzugt ihren Bruder , weil der ja alles bekommt und sie immer eins aufs Maul. Sie wird nicht ständig geschlagen !!! Und ich denke die Bevorzugung kommt daher, dass sich ihr Bruder ?netter? der Mutter gegenüber benimmt. Als meine Freundin 12 Jahre alt war, hat ihre Mutter sie bei -10°C nachts rausgeschmissen und sie kam in ein Jugendheim und auf meine Schule. Damals waren wir noch nicht zusammen, kannten uns nicht mal, aber das Heim hat echt einen miesen Ruf: Drogen dealerei , Betreuer werden verprügelt von den Bewohnern und die Betreuer kümmern sich nicht richtig um die Jugendliche und so war es auch bei ihr. Sie hatte vor dem Heim schon angefangen sich irgendwelche Tabletten zu schmeißen und zu rauchen, aber im Heim fing sie an mit richtigen Pillen. Sie war ja auf meiner Schule und sie war neu, sprich jeder (auch ich) kannte sie. Man sah ihr an das sie immer fertiger aussah. Sie war damals mit einem gewissen A. zusammen, der nicht besser war. Wie sie mir die Zeit geschildert hat, haben sie immer nur gesoffen und gekifft.
In dieser Beziehung wurde sie echt krank. Ich war zwar nicht dabei, aber man sah ihr an, dass sie immer mehr abnahm. Im laufe unserer Beziehung hat sie mir die Dinge zum Teil erzählt und dazu zählte auch, dass er immer gesagt hatte: ?Du bist zu dick, ich erzähle allen du bist schwanger?? und all so Zeugs. Sie hat sich auf 44kg bei einer Größe von 1.60 schlicht weg gehungert, wie sie sagt, weil sie isst echt gerne.
Naja nach 4 Monaten war alles vorbei und sie viel in ein echt schwarzes Loch und sie wohnte wieder zu Hause, nachdem sie ein blaues Auge hatte. In dieser Phase haben wir uns aber kennen gelernt, über ihren besten Freund, der auch ein Kumpel von mir ist. Von unserem gemeinsamen Kumpel weiß ich, dass sie kurz davor war sich um zu bringe. Es ging ihr anscheinend echt dreckig und prompt wollte ihre Mutter sie in eine Psychiatrie bringen und spielte anscheinend das Opfer mit solchen Sätzen: ? Die will nicht sich, sonder MICH umbringen? .
Naja die in der Klapse meinten aber, dass sie keines Weges verrückt sei, sondern einfach nur temperamentvoll. Okay dann kamen wir zusammen und die Situation zu Hause beruhigte sich immer mehr, jedoch gibt es bis heute richtig heftige Streite , bei denen ich froh bin, nicht immer dabei zu sein.
Zusammen gefasst war es alles scheiße für sie und sie ließ das alles an sich selbst aus. Kurz: sie hat angefangen zu rizzen in der Zeit und natürlich weiter Drogen genommen.

Naja jetzt kommt aber mal ein Höhepunkt, unsere Beziehung ist toll, sie probiert eine tolle Freundin zu sein, auch wenn sie oft zusammen bricht. Jedoch ist ihr Essverhalten wieder normal. Ich habe ihr gezeigt, dass es okay ist zu essen und heute wiegt sie 49kg und isst echt viel. Okay, ich gebe zu, dass es keine Magersucht war oder ähnliches, aber ich denke es wäre sicher dazu gekommen, wären die 2 länger zusammen gewesen. Hinzu kommt das sie aufgehört hat, sich Pillen zu schmeißen. Leider kifft sie manchmal noch, wenn sie weggeht, aber solange es bei manchmal und kiffen bleibt, bin ich eigent. schon ganz froh. Aber sie neigt leider dazu, wenn wir wieder sehr heftigen Stress haben, sich gerne mal einen Pillen Cocktail zu mixen, sich wieder mal zu rizzen oder Alkohol zu trinken, aber das sind eigent. echte Ausnahmen geworden, sonst hat sie sich im Griff.

Jetzt kommt leider wieder ein Tiefpunkt, aber auch der letzt Teil :
Meine Freundin hängt an ihren Tieren ! Sie meint, es sind die Geschöpfe, die sie lieben ohne Bedingungen ohne ihr weh zu tun. Ihre Tiere bedeuten echt alles für sie.
Natürlich weiß sie, dass sie irgendwann sterben, aber im letzten halben Jahr sind 5 ihrer 10 Tiere gestorben. Und sie kommt 0 damit klar. Ich denke sie hat auch nicht die Zeit, um richtig zu trauern? Ich möchte zu dem Punkt noch ein paar Details nennen:
-> Ihr Hase ist gestorben als wir 2 im Urlaub waren und das hat sie sich einfach nicht verziehen, nicht da gewesen zu sein. Er ist an einem Donnerstag gestorben.
 Genau einen Monat später, auch an einem Donnerstag, macht ihre Mutter den dummen Fehler und lässt den Mäuse Käfig offen. Die Ratte geht rein und beißt 2 Stück tot. Ihrer Mutter tut es nicht mal leid und weißt auch jegliche Schuld von sich.
 Wieder genau einen Monat später stirbt eines ihrer Meerschweinchen.

Sie hatte ja nicht mal die Zeit um einer der 4 zu trauern?
Dann war erstmal kurz Ruhe bis ein Klassenkamerad am 18.1 gestorben ist, was sie noch mehr aus der Bahn wurf..
Und naja jetzt am Februar musste ihr Hund eingeschläfert werden, mit dem sie 14 Jahre zusammen lebte. Sie musste drum kämpfen (vor ihrer Mutter) trauern zu dürfen, es war grässlich..

So, das waren ihre Probleme und jetzt zu meinem:
Wie zum teufel soll ich damit den bitte klar kommen? Das es ihr so oft so scheiße geht und ich ihr 0 helfen kann? Und es nervt echt zum Teil, wenn sie nicht alleine sein kann und sich wie ein kleines Kind benimmt. Ich liebe sie, keine Frage, aber so was macht auch mich fertig !

Ich würde ihr gerne helfen, aber ich weiß einfach nicht wie. Mir fehlt auch langsam die Kraft , so oft zu streiten und im nächsten Moment für sie den Seelenfänger/ Babysitter zu spielen. Und das alles, dieses auf und ab macht unsere Beziehung in meinen Augen kaputt.

Wie gesagt ich weiß, dass ihr keine Profis seid, aber sagt mir einfach rein menschlich, wie soll man da helfen? Würde man es bei einem Problem schaffen, ist schon das nächste da.

Und ich denke es musste sein, ihre Probleme zu schildern, um mir zu sagen, was ich machen soll.

Mit freundlichen Grüßen

P.S ich nenne extra keine Namen aus diversen Gründen, die hier eigent. egal sind.

Anwort von Sabine

Hallo!

Es ist gewiss nicht leicht damit klar zu kommen, wenn ein junges Mädchen schon soviel erleben mußte. Es ist auch für mich schrecklich zu lesen, was sie schon alles mitgemacht hat. Es ist definitiv eine schwere psychische Belastung und sie will oder kann nicht aus sich herauskommen. Sie hängt an ihren Tieren. Das ist klar, denn Tiere sind treue Freunde, die nicht lügen und einen nicht betrügen und einem seelisch nicht weh tun können. Menschen, so hat sie erfahren, haben ihr in ihrer Vergangheit sehr wehgetan. Logischerweise leidet sie dann jedesmal, wenn eines ihrer treuen Freunde stirbt.
Ich will aber auch ehrlich sein. Ich bin der festen Überzeugung, dass Deine Freundin dringend psychologische Betreuung braucht. Ich weiß, dass sie dicht macht und keinen an sich ran lässt, aber wenn sie so weitermacht, dann wird sie sich auf der Stelle drehen und irgndwann total verzweifeln, weil sie irgendwann keine Antworten mehr findet. Da liegt meine Angst und deswegen bin ich davon überzeugt, dass sie fachliche Hilfe braucht, wenn sie niemanden an sich ranlässt. Sie hat zu Dir vertrauen und lässt Dich ihr Tagebuch lesen. Sie will, dass Du siehst, wie es in ihr aussieht. Sie kann es aufschreiben, aber nicht aussprechen. Sie zeigt es der Mutter und mußte erfahren, dass sie ihr nicht glaubt. Ich denke vielmehr, dass es ein Hilfloigkeit der Mutter ist, dass sie evtl. auf Ignoranz stellt.
Wenn ich Du wäre, würde ich mit ihr darüber sprechen, ob es vielleicht sinnvoll wäre eine Beratungsstelle anzusteuern, damit sie sich selber wiederfinden kann und erkennen kann und vor allem sie wieder lernen kann sich zu lieben.
Wie sollen andere sie lieben, wenn sie sich selber nicht lieben kann.

Lieben Gruß
Sabine