Problem von silke - 36 Jahre

Kolerikerin

Hallo liebes Team,

ich weiß nicht, ist das ein Forum für Teenies? Viele Berichte sind hier von jungen Menschen. Ich schreibe einfach mal.

Also, ich bin 36 Jahre alt, habe eine Tochter und lebe mit meinem Freund zusammen, der auch der Vater ist. Wir sind nun seit 6 Jahren zusammen und er hat es gelernt, mit mir umzugehen. Obwohl ich den Eindruck habe, das er einfach nachgibt, damit Ruhe ist. Und das bewundere ich so. Warum kann ich das nicht?

Mein Problem ist, erstens das ich oft anecke, weil ich nicht mit meiner Meinung innehalten kann. Eine Zeit lang beiß ich mir auf die Lippen und dann - bumm - kommt mein Kommentar und lange Gesichter von den Anderen. Irgendwie habe ich es mir bald mit allen verscherzt. Dabei bin ich garnicht so. Oftmals habe ich hinterher das Gefühl, ich müsse mich entschuldigen. Aber noch ein bisschen später denke ich wieder, wozu? Das ist meine Meinung und dazu stehe ich. Da muß ich mich doch nicht für Entschuldigen.

Ich hatte mal eine Freundin früher, die kannte mich gut und hat es mir nicht krumm genommen, wenn ich sagte, was ich denke. Irgendwie kamen wir immer überein.

Zum Anderen kann ich auch schlecht meine Wut unter Kontrolle halten. Ich habe hier einen Bericht von einem Mädchen gelesen, das schrieb, das sie immer ausflippt. So in etwa ist das bei mir auch. Seit frühester Jugend schon.

Ich hatte meinen Freund und die davor auch mal gebeten, wenn ich wieder so "motzig" bin, mich zu stoppen und zu sagen:"Hallo, komm mal wieder runter!"

Das ist ja, der erwähnte Tipp, den das Mädel bekommen hat. Hilft aber nicht! Jedenfalls nicht bei mir. In den Momenten bin ich so aufgebracht, das ich mich, wie so eine Art, einfach durchbeißen will. Ich will mich ums verrecken durchsetzen.

Nun ist meine Tochter auf der Welt und in einer Phase, die man Trotzphase nennt. Sie ist eigentlich nicht trotzig. Aber ich glaube, ich lebe es Ihr vor und meine Wut überträgt sich schon auf sie. Ich schimpfe übertrieben und hinterher heule ich. Ich sage mir immer wieder, "ruhig bleiben, ruhig bleiben"

Aber ich schaffe es einfach nicht. Ich flippe total aus. Es wird eigentlich immer schlimmer anstatt besser. Wo ich sie früher "nur" angeschriehen habe, gibt es jetzt schon was auf die Finger oder auf den Po.

Das ist nicht gut für die Kleine. Ich will das nicht. Wie kann ich meine Wut unter Kontrolle bringen. Was ist das für eine Wut? Warum?

Anwort von Michaela

Hallo Silke,

du beschreibst dich zum einen als geradlinie Frau, die zu ihrer Meinung steht, auch wenn es den anderen nicht passt, und das ist eine Stärke, um die dich andere beneiden :-) Das ist nämlich längst nicht die Regel, dass jemand so viel Selbstbewusstsein an den Tag legt. Auch wenn du schreibst, dass du schnell in die Luft gehst - vielleicht bist du einfach offener, manchmal zu offen für den Rest der Welt? Ich denke, wer dich damit zu nehmen weiß wie diese eine Freundin, kann damit leben. Wenn dein Freund schweigt, um seine Ruhe zu haben, und trotzdem mit dir zusammen ist - okay, dann läuft´s doch, oder? Ich kann mir vorstellen, dass du gerne von ihm Kontra bekommen würdest - aber er ist in dem Moment vielleicht einfach nur "klüger" und schweigt. Frag ihn doch mal in einem ruhigen Moment, und sag ihm, wie du es gerne hättest. Vielleicht findet ihr eine Strategie?

Auf der anderen Seite beschreibst du den Frust, der sich bei der Kindererziehung aufbaut. Ich trenne diese beiden Dinge deshalb, weil ich denke, dass es sich um zwei verschiedene Verhaltensregeln handelt. Klar, du bist jemand, der gerne aufbraust. Aber bei trotzigen Kindern wird auch der ruhigste Stier wahnsinnig (schreibe aus Erfahrung). Kinder kopieren unser Verhalten, deshalb kannst du an deiner Kleinen ablesen, wie du wirkst, was auch mal erschreckend sein kann. Vielleicht hilft folgendes:
Wenn es mal wieder hoch hergeht und du ihr eigentlich gerne einen Klaps auf den Po geben willst, schick sie raus. Das geht in jedem Fall. Sie wird weinen und sich sträuben, aber die Zeit, die ihr alleine verbringt, so 2-3 Minuten, reicht meistens aus, um wieder runterzukommen. Wenn es schon möglich ist, frag deine Tochter, warum sie so ausgerastet ist. Oft kommen dann Antworten wie: Ich war böse, oder ich bin traurig, oder auch: DAs machst du doch auch so. Ist nicht schön, aber ehrlich. Wie gesagt, wenn sie schon alt genug ist, könnt ihr euch auch überlegen, wie ihr vorgehen wollt in Zukunft. Wir haben z. B. die Vereinbarung getroffen, dass jeder, der trotzt, ins Schlafzimmer muss, bis er sich beruhigt hat - auch die Großen.

Ich höre schon die STimmen: Aber das ist doch ein Kind! Eben drum. Kinder können mehr, als wir denken. Und je mehr wir ihnen zutrauen, desto ZUTRAULICHER und von mir aus auch zahmer werden sie, weil sie merken, dass wir sie respektieren. Eine Frau hat mir mal erzählt, dass sie die überschüssige Energie ihrer Tochter dazu nutzte, sie im Haushalt mithelfen zu lassen, also z. B. Tisch decken o. ä., obwohl sie erst 18 Monate alt war. Dann hat sie eben nur Plastikteller auf den Tisch gestellt. Aber die Kleine war hinterher ganz stolz, weil sie schon "wie eine Große" mithelfen durfte. Und wenn mal wieder ein Trotzanfall kam, fragte sie die Kleine, ob sie ihr bei etwas helfen möchte, und das funktionierte. DAmit hat sich die Frau übrigens auch selbst ganz gut in den Griff gekriegt!

Falls gar nichts mehr geht, kannst du dir auch mal einen Termin bei der Erziehungsberatung des Jugendamtes holen - dort verraten sie noch mehr Kniffe und Tricks, die auf jeden Fall weiterhelfen!

Viele Grüße,

Michaela