Problem von Anonym - 33 Jahre

Fragen ohne Antworten

Hallo,
nun bin ich hier bei meiner Internet-Recherche gelandet. Das Wort, das ich in eine Suchmaschine eingegeben habe, lautete "Todessehnsucht". Dieses Wort und damit verbundene Gefühl ereilt mich immer dann, wenn ich nur noch Fragen und keine Antworten mehr sehe. Vor 3 Jahren habe ich mir in einer solchen Situation versucht das Leben zu nehmen. Tabletten und reichlich Alkohol hatten damals das Ziel knapp verfehlt. Ich wurde wiederbelebt nachdem Herzschlag und Atmung ausgesetzt hatten. Nach mehreren Tagen auf der Intensiv-Station und einem sehr kurzen Krankenhausaufenthalt wurde ich mit der Auflage mich in Therapie zu begeben entlassen. Ich landete damals bei einem Therapeuten, der mich zwischen 2 Termine quetschte- so fühlte ich mich auch. Wieder einmal "lästig" und nicht ernst genommen. Das war mein erster und letzter Versuch professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen. Beruflich bin ich eigentlich die "Fachfrau", die Menschen mit ähnlichen Problemen an entsprechende Beratungsstellen/ Ärzte weiter leitet. Nur mit mir selbst gelingt es mir nicht. Ich habe mich durch harte Arbeit und privaten Verlust nun beruflich in eine sehr gute Position hoch gearbeitet. So scheint es für Aussenstehende. Meine Arbeit macht mich unglücklich. Ich sehe keinen Sinn mehr darin, ins Büro zu gehen. Die Probleme anderer belasten mich schlimmer als jemals zuvor. Ich funktioniere nur noch. Wende ich mich mit meinem Problem an andere, höre ich nur Sätze wie "sei froh, dass du einen Job hast", "dann kündige doch", "du bist mit nichts zufrieden". Niemand kann nachvollziehen, wie schlecht es mir geht, dass meine Motivation aufgebraucht ist- mein Gefühl, dass mein Lebensakku leer ist. Emotional läuft auch so einiges schief. Ich gerate an Männer, die auch nur die starke Frau in mir sehen, überfordert sind, wenn es mir schlecht geht, mich oft verbal erniedrigen oder sehr verletzen. Nur ich trenne mich nie von ihnen, sondern warte, bis sie mich verlassen. Der Mann, mit dem ich seit 4 Monaten zusammen bin, sagt mir immer wieder, dass ich ihn nerve, es ihm mit mir schlechter geht und er bei mir bleibt, bis ihm die Richtige über den Weg läuft. Dann handelt er wieder anders und ist der aufmerksamste Mensch, den ich kenne. Auch da kann ich mich nicht entscheiden und weiß nicht, was ich tun soll. Ich habe ihn gern, ich habe auch meinen Job insgesamt gern, nur kann ich beiden nicht den Rücken kehren, obwohl ich weiß, dass sie nicht gut für mich sind. Ich weiß nicht, ob es richtig ist zu gehen- der Fehler scheint nur bei mir zu liegen.
Momente, in denen ich immer wieder daran denke mein Leben zu beenden. Aber selbst dazu war ich bisher nicht in der Lage. Ich habe das Bedürfnis nach so viel Ruhe. Keine Probleme, nur das, was ich will. Endlich einmal entscheiden zu können. Mir ist es unangenehm darüber zu sprechen. Ich weiß auch nicht, ob ich vielleicht übertreibe und eine Therapie o.ä. überhaupt notwenig ist. Jeder sieht mich immer als die starke Frau, die alles im Griff hat. Aber ich habe auch eine andere Seite- und die existiert scheinbar nur in meinem Kopf. Was soll ich nur tun?

Anwort von Sabine

Hallo!

Es klingt für mich, als bist zu total mit Deinem Leben und mit Dir selber unzufrieden. Zugleich bin ich aber auch erstaunt, wieviel Du zulässt. Wie die Menschen mit Dir teilweise umgehen (so, wie Du es beschreibst) und Du es einfach zulässt.
Wenn jemand für Dich verantwortlich ist, dann bist Du es doch. Du hast Dein Leben in der Hand und kannst es steuern, nicht die anderen.
Dein Job ist nicht mehr Dein Traumjob, dass habe ich soweit verstanden. Ich weiß, dass der Arbeitsmarkt heute sehr schlecht aussieht, aber hast Du schon einmal darüber nachgedacht, was Du denn machen möchtest und worin Du Dich gut fühlen würdest und stark fühlen würdest. Du beschreibst mir nur, was Du nicht hast und nicht willst. Kein Wort von dem, was Du denn willst.
Die Beziehung mit Deinem Freund klingt für mich auch nicht wirklich glücklich. Du schreibst, dass Du nie jemanden verlässt, sondern lieber wartest bis Du verlassen wirst. Warum? Wenn für Dich doch klar ist, da das keine Zukunft und Liebe in der Beziehung ist, dann zeige es auch sei ehrlich zu Dir und Deinem Partner. Dann ziehe Du den Strich und sage: so nicht! Ich mag nicht! Warum überlässt Du es den anderen. Du hast genauso das Recht zu reagieren und Deine Meinung mitzuteilen. Schließlich geht es um Dein Leben und um Deine Gefühle. Warum läßt Du Dich so steuern und hin- und herschieben? Es ist nicht erforderlich, denn Du kannst alleine entscheiden.
Du fragst, warum sie nicht Dich erkennen können. Dich, die doch in Deinem Kopf und Herzen wirlich existiert. Ich denke oder kann mir vorstellen, weil Du es nicht zuläßt. Weil Du vielleicht diese Menschen nicht soweit an Dich ranläßt, dass Du einfach Du sein kannst.
Tut mir leid, wenn es so krass klingt, aber ich glaube, Du läßt Dich viel zu sehr von den anderen steuern, als das Du selber sagen kannst: Das bin ich ! So bin ich ! Und das will ich! Es tun alle und diese Recht hat jeder.
Du hast doch bestimmt auch eigene Wünsche und Ziele irgendwo tief in Dir. Schau doch vielleicht mal in Dich rein, wo sie sind. Ich kann mir denken, Du wirst sie finden und damit solltest Du vielleicht jetzt anfangen zu leben um es zu erreichen. Evtl. Deinen Weg wieder zu finden.
Versuche einmal aus einer anderen Perspektive zu sehen. Nicht nur das aufzählen, was negativen Einfluss hat, sondern vielmehr aus der Perspektive, was Du alles hast und vor allem ,was Du alles noch erreichen möchtest und selber willst in Deinem Leben.

Lieben Gruß.