Problem von Anonym - 41 Jahre

Eltern - Tochter - Verhältnis

Hallo, schön dass ich dieses Forum hier gefunden habe,
es ist nun schon wieder ein Jahr vorbei und ich dachte es würde nun mit meiner Tochter mal langsam bergauf gehen. Aber da habe ich leider falsch gedacht.
Umso mehr ich darüber nachdenke desto mehr fühle ich mich schlecht.
In diesem einem Jahr gab es viele nicht so schöne Dinge in der Eltern-Kind-Beziehung von Seiten unserer Tochter.
Mit einem Brief haben wir versucht ihr einige wichtige Dinge über uns mitzuteilen, die sie zwar zur Kenntnis genommen hat, aber dies führt uns nicht aus diesem Tal heraus.
Die Beziehung sieht mittlerweile so aus, dass wir sehr selten miteinander telefonieren. Wir hatten mal vor dieser Zeit ein sehr gutes Verhältnis zu unserem Kind. Dies hat sich bis heute nicht wieder herstellen lassen. Daran haben wir ? insbesondere aber ich ? ganz schön zu knabbern. Mein Mann zeigt das aber nicht so und spielt weiterhin friede, Freude Eierkuchen wenn sie uns mal besucht. Währen des Besuchs entstehen auch keine richtigen Gespräche und wir haben Mühe uns sehr verkrampft eines Themas zu widmen, womit sie sich nicht angegriffen fühlt. Das liegt daran, dass ihr Vater ihr gesagt hat wie sauer er darüber ist, dass sie nun noch weiter von uns wegzieht (nämlich bis auf 10 km an seine Eltern heran). Da wir beide noch sehr junge Eltern sind, dazu ganztägig berufstätig sind und im letzten Jahr ein neues Haus mit Einliegerwohnung gebaut haben, haben wir leider keine Zeit sie in ihrer 80 km von uns entfernten Wohnung mal so eben zu besuchen. Etwas Frust steckt dazu außerdem noch drin, weil sie uns das Haus mit dieser Wohnung bauen ließen, weil sie und ihr Freund dort einziehen wollten. Unsere Tochter ihre Arbeitsstelle ist nur 7 km von uns entfernt. Bei der Arbeitsstelle ihres Freundes war es egal ob er von seinen Eltern oder von uns aus dort hinfuhr, die Fahrzeit war dieselbe. Der finanzielle Aspekt spielte ebenfalls eine Rolle. Sie sollten ja auch nicht so viel Miete zahlen, damit sie sich etwas ansparen hätten können. So war es damals gedacht und mit ihnen vereinbart (aber leider nicht schriftlich). Ich konnte in meinen letzten Schilderungen noch nicht darüber reden, weil ich keine Worte für den Nichteinzug finden konnte. Als Grund kam von unserer Tochter, dass sie sich doch mal umentscheiden könnten. Als wir das erfuhren ging es uns sehr lange sehr schlecht.
Mittlerweile versuchen wir es zu verdrängen, aber es kocht immer wieder hoch. Wir hätten auch so manches Mal etwas Hilfe gebrauchen können, aber wir waren dann doch zu stolz sie zu fragen. Das ganze Verhältnis ist seit Beginn der Beziehung von meiner Tochter zu ihrem Freund nur noch den Bach runter gegangen. Es gibt eigentlich gar nichts mehr schönes.
Wenn alles im Lot wäre könnte man sich freuen, wenn einem das Kind erzählt, dass sie sich verlobt hat. Hier ist das leider nicht der Fall. Die Art und Weise ihrer Mitteilung war einfach nur bedauernswert. Aus einer Verlobung muss man heutzutage nichts mehr Großes machen, aber man kann zumindest einen guten Moment abwarten und es den Eltern etwas netter mitteilen. Man informierte uns als sie nach einem kurzen Besuch bei uns bereits angezogen waren und gehen wollen. Ach da war noch was was wir Euch mitteilen wollten. Uns verschlug es die Sprache. Wir reagierten auch sehr außergewöhnlich. Mein Mann und ich wir konnten nicht einmal einen Glückwunsch herausbringen. Nichts dergleichen. Die beiden gingen und wir standen da wie blöd. Nachträglich stellte ich fest, das sie bereits seit 2 Monaten verlobt waren und das war sogar noch 4 Tage vor meinem Geburtstag. Ich finde es nur so schmerzlich, weil ich an meinem Geburtstag mit ihr Eis essen gegangen bin und wir uns über vieles unterhalten haben und sie mir nichts davon gesagt hat. Ich bin so verletzt und enttäuscht. Sie will nicht, dass wir an ihrem Leben teilhaben.
Der nächste Höhepunkt war, sie wollten uns zum Kaffee in die neue Wohnung einladen und fragten ob wir dann und dann Zeit hätten. Zudem sollten auch seine Eltern dabei sein, weil auch sie diese Wohnung noch nicht gesehen hätten. Wir hatten die Uhrzeit etwas nach hinten verschieben müssen, weil wir in unserem neuen Haus noch so sehr viel zu tun hatten. Sie meinten zu uns das wäre alles kein Problem und sie würden sich ganz nach uns richten. In der Zwischenzeit von der Einladung bis zu dem genannten Termin hörten wir von unserer Tochter zwei Wochen lang nichts mehr und ich rief am Tag an dem das Kaffeetrinken stattfinden sollte an, um zu erfahren, ob es bei dieser Zeit bliebe. Wir machten uns auf den Weg und die Fahrzeit beträgt bis dorthin 1 geschlagene Stunde. Dort angekommen war nur seine Mutter da, weil der Vater nicht so auf dem Posten war. Natürlich hatten die drei auch schon Kaffee getrunken und wir wurden zwar noch freundlich bedient mit Kaffee und Kuchen, aber man kam sich vor wie auf dem Servierteller. Die Mutter von ihm versuchte uns egal was wir sagten immer noch schöner zu reden. Somit blieben wir auf der sehr oberflächlichen Seite des Smalltalks. Das war auch gut so, sonst hätte ich bestimmt etwas gesagt, was ich vielleicht nicht wollte. Wir blieben ca. 2 Stunden und bei der Verabschiedung sah ich an der Pinnwand im Flur ein noch nicht ausgefülltes Formular ?Antrag auf Eheschließung?. Mir wurde ein Schlag in die Magengrube versetzt. Warum sagt uns niemand etwas? Die Mutter von ihm verriet sich auch wie sie sagte ?sämtliche Wohnungen die wir uns angesehen haben waren nicht groß genug wegen dem Sofa was die beiden haben. Warum wird diese Mutter so einbezogen und wir nicht? Wir haben zu unserer Tochter kein Vertrauen mehr. Es mag sich vielleicht eifersüchtig anhören, aber ich verstehe es einfach nicht mehr. An den Wochenenden wenn er frei hat, fahren die beiden immer zu seinen Eltern und warum nicht zu uns?
Wir haben so viele ?WARUM ist das so? und keine Antwort.
Im Moment halte ich sehr auf Abstand, weil das ganze Kopfzerbrechen nichts bringt und mir auch nicht gut tun würde.
Vielleicht liest ja eine Mutter oder ein Vater mein Geschehen und kann mir vielleicht helfen.

Liebe Grüße

Anwort von Sabine

Hallo!

Ich bin zwar auch Mutter, aber meine Kinder sind noch nicht so groß wie Deine Tochter. Aber.... als ich Deine Mail gelesen hatte, mußte ich an meine Eltern denken, die wohl ähnlich sind oder handeln, wie Du bzw. ihr. Wie gesagt, es kam mir alles sehr bekannt vor.
Um allerdings wirklich und richtig Stellung nehmen zu können, müßte man beide Seiten hören um es auch richtig verstehen zu können.
Zum einen klingt es für mich, als wolle Deine Tochter endlich auf eigenen Beinen stehen und ihr eigenes Leben führen. Eltern fällt es oftmals schwer loszulassen und zu akzeptieren, dass sie jetzt ein eigenes Leben führt. Sicherlich will man sie immer noch beschützen und für sie da sein und wenn es dann nicht angenommen wird, dann tut es natürlich weh. Vielleicht benötigt Deine Tochter aber auch keine Hilfe und sie schafft es ganz alleine.
Ich mein gut, es wäre schöner gewesen, wenn sie Dir erzählt hätte, dass sie sich verlobt hat, aber vielleicht hat sie dafür einen passenden Moment wählen wollen. Vielleicht gemeinsam mit ihrem Freund. Genauso wie mit der Eheschließung.
Diese Situation, die zwischen euch herscht, die kommt nicht von ungefähr. Auslöser dafür können viele Dinge sein. Zum einen kann es sein, dass es immer schon viele Missverständnisse zwischen euch gegeben hat. Vielleicht gab es auch zu viele Vorwürfe. Bei meinen Eltern ist es mir z.B. aufgefallen, dass sie immer alles sehr negativ betrachten. Meine Mutter kommt (ich wohne jetzt auch weiter weg) z.B. in meine Wohnung und als erstes fängt sie an zu kritisieren, dass ich nicht so eingerichtet bin, wie sie es vielleicht schön fände. Ich mag keine Tischdecken. Sie möchte, dass ich auf jedem Tisch eine liegen habe. Anstatt aber zu sagen, dass sie es schön findest, dass ich eine Wohnung gefunden habe und das sie es freut, dass ich mit meinem heutigen Partner glücklich bin, kommen nur Dinge wie : "Das ist aber ein großer Garten, da mußt Du viel zu viel arbeiten". Ich hätte viel lieber gehört: Das ist ein schöner großer Garten, wo die Kinder spielen können. Oder "Du mußst jetzt viel weiter zur arbeit fahren als vorher". Ich hätte aber lieber gehört: schön, dass Du glücklich bist mit Deinem Freund, dann machen die paar Kilometer zur Arbeit nicht mehr aus. Hauptsache man ist glücklich. Nein, sie dreht alles zum negativen hin. Ihr Glas ist immer halb leer und meines ist immer halb voll, obwohl wir beide gleichviel im Glas haben. Verstehst Du was ich meine? Vielleicht war es oder ist es bei euch gleich oder ähnlich. Deine Tochter ist erwachsen und geht nun ihren eigenen Weg. Sie liebt euch über alles, aber sie meidet vielleicht den Kontakt, da sie Angst hat, dass es wieder zu Vorwürfen kommen kann. Nächstes Beispiel: es klingelt das Telefon. Meine Mutter ist dran. Ich sage "Hallo". Sie sagt: "Lebst Du noch?" Für mich klingt es wie ein Vorwurf und das Telefonat könnte wegen meiner gleich enden. Wäre es nicht schöner gewesen zu sagen: Süsse, ich habe Dich vermisst und rufe Dich deswegen an.
Liebe Mutter eine erwachsenen Tochter, freue Dich mit ihr, dass sie ihren Weg gefunden hat und gib ihr die Chance sich selber zu behaupten. Sie kann alles in ihrem Leben erreichen, wenn man ihr zusätzlich noch Energie schenkt. Dagegen anzufutern entfernt sie nur noch mehr. Komme ihr entgegen und versuche nicht dagegen anzukämpfen.

Lieben Gruß