Problem von Anonym - 27 Jahre

Kontaktabbruch mit meiner Familie

Hallo Kummerkasten-Team,

Ich hab richtig Stress mit meiner Familie. Vor 10 Jahren hatte ich mein Coming Out. Für meine Eltern und meine Geschwister war dies ein Schock. Leider hält dieser Schock immer noch an. Sowohl Gespräche als auch das Tabuisieren des Themas sowie das Wegziehen in eine andere Stadt verhinderten nicht, dass die Situation immer wieder eskalierte.
Vor 4 Monaten musste ich dann beruflich in die Nähe meiner Eltern ziehen. Daraufhin kam es zum Eklat.
Ich wurde als rücksichtslos beschimpft und mein Partner, mit dem ich seit 2 Jahren glücklich bin, aufs übelste beschimpft. Meine Eltern würden schon genug unter der Situation leiden und nicht auch noch das Gesprächsthema der Nachbarn sein wollen. Am liebsten würden sie mir eine Spritze verpassen, damit ich nicht mehr schwul wäre. Und das nach 10 Jahren!!

Daraufhin habe ich den Kontakt zu meinen Eltern und Geschwistern abgebrochen, um mich und meine Beziehung zu schützen.
Mein Freund hat auf alle Fälle die Schnauze voll von meiner Familie und will über das Thema am liebsten nicht mehr reden.
Ich leide sehr unter der ganzen Situation, am liebsten würde ich meinen Job kündigen und ganz weit weg gehen. Oder soll ich mich lieber dem ganzen stellen und bleiben?

Dana Anwort von Dana

Grüße Dich!

Ich sage es ja immer wieder: Wenn ich einen Wunsch für diese Welt frei hätte, dann hieße er "Toleranz". Es muss weh tun, so weggestoßen und als peinlich empfunden zu werden. Hast Du noch einen Funken Hoffnung, siehst Du noch ein wenig die Möglichkeit, dass Deine Familie ihre Einstellung je überdenken wird? Deine Mail klingt nicht danach.

Geht es Dir an diesem Wohnort gut? Möchtest Du ihn halten? Dort zusammen mit Deinem Partner leben. Dann tu es. Allerdings spricht dagegen, dass Du klar sagst: "am liebsten würde ich meinen Job kündigen und ganz weit weg gehen". Diesen Wunsch kannst Du umsetzen; vielleicht etwas geplanter ;-) Sucht euch ein schönes Fleckchen Erde, wo ihr sein wollt und sein könnt; wo ihr das Leben -euer Leben- auch genießen könnt. Freier und gelöster.

Kummer wirst Du auch mitnehmen, keine Frage. Der Schmerz, von der Familie nicht akzeptiert zu werden, bleibt. Der sichere Hafen, der sie eigentlich sein sollte, existiert für Dich nicht. Harte Worte, ich weiß. Aber auch Freunde können Familie sein. Es ist immer auch ein Stück weit anders; aber einen sicheren Hafen kann man sich auch außerhalb des Familienhauses aufbauen, suchen, finden.

Alles Gute!
Dana