Problem von Anonym - 20 Jahre

Ich spiele meinen Kollegen was vor...

Liebes Kummerkasten-Team,

ich bin gerade erst auf eure Seite gestoßen und bin begeistert dass ihr euch so engagiert einsetzt und euch für andere Menschen soviel zeit nehmt... in einer zeit, wo sich jeder selbst am nächsten ist. Find ich klasse!
Ja, jetzt zu meinem problem... Meine Situation ist folgende: Vor zwei jahren habe ich abitur gemacht und mache zurzeit eine ausbildung im öffentlichen Dienst. Diese Ausbildung könnte gar nicht besser laufen, ich habe sehr viel Erfolg und mir wurde schon nach 1,5 jahren nach meinem angehengten studium der posten des leiters angeboten, da meine kollegen von mir überzeugt sind und mich gern im "stall" behalten möchten. Zusammengefasst sind das einmalige und seltene aussichten für einen azubi, bzw. für mich. ich lege daher sehr viel wert auf perfekte arbeit und auf ein souveränes und immer freundliches aufteten, weil ich weiß, dass von mir viel erwartet wird. Es hört sich so an, als wolle ich hier nur angeben, aber jetzt kommt mein eigentliches problem: Vor ca. 2 monaten wurde bei mir hautkrebs diagnostiziert, die 3 jährige beziehung mit meiner freundin ging vor 1 monat in die brüche, habe finanzielle probleme und versteh mich mit meinen eltern schon seit sehr langer zeit nicht mehr. Diese sachen beschäftigen mich zutiefst, obwohl ich versuche mir nix anmerken zu lassen. Es ist einfach unheimlich schwer für mich, bei der arbeit immer noch die perfekte arbeit abzuliefern und den sunnyboy zu spielen, bei dem alles perfekt ist. Innerlich bin ich nämlich ziemlich kaputt, und es ist einfach sauschwer sich das nicht anmerken zu lassen. Ich hab angst, dass mir diese phase meine zukunft verbauen könnte und vor allem weiß ich nicht, wie ich damit leben soll. nach der arbeit bin ich einfach nur noch fertig. nicht physisch, sondern psychisch. mit meinen freunden kann ich natürlich darüber reden, und die unterstützen mich super. aber bei der arbeit können die mir nicht helfen, das kann ich nur selber. Sollte ich meine Kollegen explizit auf mein Problem ansprechen und sie einweihen? Damit sie dann vielleicht wissen, wenn ich ein Down hab, dass es nichts persönliches gegenüber denen ist? Es wäre toll wenn ihr mir einen tipp geben könntet, damit ich mir tendenzen ausmalen kann, wohin mich mein weiteres Handeln führen könnte.

Lieben Gruß und macht weiter so!

Anwort von Michaela

Hallo,

du bist noch in der Ausbildung, schreibst du, d. h. du hast mindestens einen Ausbilder/Tutor/Vorgesetzten, mit dem du in ständigem Kontakt stehst. Kannst du dich ihm anvertrauen? Denn irgendwann wird es auffallen, dass du nicht mehr so "leistungsfähig" bist, und man wird dir Fragen stellen. Es gibt jedoch auch Fälle, in denen nicht gefragt wird, sondern gleich geurteilt, und das ist in deinem Fall sicher nicht positiv.
Ich weiß, dass es schwierig ist, sich seinem Vorgesetzten gegenüber zu öffnen, bzw. mal zu sagen, wenn was nicht so gut läuft. Aber in deinem Fall wird die Behandlung des Hautkrebses ja auch längerfristig sein, d. h. die Auswirkungen können noch massiver auf deine Arbeit werden, zudem die psychische Belastung. Das alles sollte dein Vorgesetzter wissen, sonst bekommt er evtl. ein völlig falsches Bild von dir!

Weiterhin solltest du dir überlegen, zusätzlich zur Krebsbehandlung eine Psychotherapie zu machen. Die Chancen auf Heilung und dass danach kein Rückfall erfolgt, liegen deutlich höher als ohne zusätzliche Behandlung. Frag mal deinen Haut- oder Hausarzt, normalerweise wird Krebs- und Psychotherapie in Kombination angeboten - sollte sie jedenfalls. Zusätzlich gibt es einen Link zum Institut für Therapie und Beratung an der HAWK in Hildesheim. Das Institut hat ein Mentalprogramm zum Download ins Netz gestellt:
http://www.krebstherapie-media.de

Wenn du zögerst, mit deinem Chef zu sprechen, rede auch darüber mit deinem behandelnden Arzt. Zusammen mti ihm kannst du abwägen, ob es evtl. besser ist, das zu verschweigen, oder wie du es deinem Chef sagst.

Ich drücke dir die Daumen und würde mich freuen, noch von dir zu hören!

Viele Grüße,

Michaela