Problem von Corinne - 19 Jahre 08.06.07

Feedback: männlich und Magersucht?

Feedback zu männlich und Magersucht?

Hallo

Ich bin zwar weiblich, aber dein Problem kommt mir sehr bekannt vor! Früher hatte ich auch ein Bisschen mehr auf den Knochen (das bekam ich allerdings jeden Tag in der Schule zu hören und zu spüren.) Es machte mich fertig und ich fragte mich auch immer: Wieso können mich die Anderen nicht einfach in Ruhe lassen? Wenn sie mich schon nicht mögen, dann können sie mich doch auch wenigstens einfach in Ruhe lassen!

Es erging mir so wie dir: Eines Tages war in mir der Drang: Abnehmen!! Du musst einfach Abnehmen!! Dann wird alles gut! Ich stellte meine Ernährung total um: Ich ass fast kein Fleisch mehr, anstatt Zucker in den Tee bzw. Kaffee zu tun nahm ich Süssstoffe usw. Was ich alles nicht mehr gegessen habe, weiss ich nicht mehr. Ich fing auch an, regelmässig zu joggen oder einfach ca. eine Stunde lang pro Tag einen Spaziergang zu machen...Naja, das Ganze zeigte Wirkung: Ich nahm immer mehr und mehr ab. Zuletzt wog ich etwa 48 Kilo, als ich aufhörte. Ist selbst für eine Körpergrösse von 1.60 (wie ich es LEIDER habe), zu wenig. Wieviel ich wog, als ich angefangen habe, weiss ich nicht mehr genau. Aber sicher über 60 Kg.
Aber wie du auch beschreibst: Die Hänseleien hörten auf. Ich hörte nicht mehr Sprüche wie: Meine Güte bist du ne fette Sau! Sondern Sprüche wie: Hör auf abzunehmen, dir stehen ja schon die Knochen raus! Irgendwie waren solche "neuen" Sprüche wie Balsam für meine Seele.

Ich hörte aber irgendwann wider auf, abzunehmen. Eben, als ich bei ca. 48 Kilo angekommen bin. Heute, mit 19 Jahren, wiege ich zwischen 52 und 54 Kilo, es schwankt ja immer ein Bisschen. :) Aber so weit ist mein Gewicht konstant geblieben. (Ich war 15, wie du, als ich so viel abnahm).

Doch auch noch heute, Jahre danach, mach ich mir jeden Tag sorgen ums essen! Ich trinke fast nichts anderes mehr als literweise Wasser, ungesüssten Tee und ungesüssten Kaffee. Habe mich irgendwann daran gewöhnt, ungesüsste Getränke zu mir zu nehmen. Auch naschen tu ich sehr selten. Das schlechte Gewissen plagt mich sonst zu arg! Wenn ich etwas im Laden kaufe, nehme ich oft Produkte, bei denen steht: Kalorien reduziert oder so... Fleisch esse ich auch nicht mehr viel. Und "Restaurants" wie MC Donals meide ich! Ich achte extrem auf das, was ich esse.

Meine ganze Familie nervt sich schon zu tode ab mir! Weil ich immer meckere, wenns an den Teigwaren ein Bisschen Butter dran hat oder wenns mal wieder Schweinekotelette gibt und ich mich weigere, davon zu essen.

Ich habe gemerkt, dass man sich an solche Sachen gewöhnen kann: Beschtellte ich früher jeweils im Restaurant meinen Eistee, ist es heute mein Mineralwasser. Ich habe mich so an ungesüsste Getränke gewöhnt, dass ich Süssgetränke gar nicht mehr mag. So gehts mir mit vielem: Mein Körper ist sich gar kein Süsses mehr gwohnt: Wenn ich zu viel süsses Esse, ein Stück Torte oder so, wird mir meistens schlecht von. Ich "zwinge" mich auch ab und zu, Wege zu laufen, die ich mit öffentlichen Verkehrsmitteln befahren könnte. Geht zwar länger, als ich "muss" es tun, der Figur zu liebe.

Wenn ich jemandem sage, ich sei dick oder ich achte auf meine Figur, sagen alle in etwa das Gleiche: Mein Gott! Schau dich an! Wie blöd bist du denn?! Sicherlich hast du das nicht nötig!
Aber ich glaube, ich konnte / kann mein Gewicht nur halten, weil ich eben auf solche Sachen achte, wie ungesüsste Getränke zu trinken.

Ab und zu, wenn ich in den Spiegel schaue, denke ich: naja, bist ja ganz okee so... und dann gibts Tage an denen denke ich: meine Güte, nimm ab!

Zum Glück schrecken mich Krankheiten wie Magersucht total ab. Die Folgen von Haarausfall, schlechten Zähnen, Unfruchtbarkeit usw. wären für mich extrem schlimm! Aus diesem Grund habe ich nicht mehr zu viel abgenommen.

Ich habe seit 10 Monaten einen lieben Freund. Wie auch bei dir, fühle ich mich bei ihm total wohl und achte in seiner Umgebung nicht so stark darauf, was ich esse. Auch, weil es ihn ärgert und das will ich ja nicht!

Naja ich konnte dir sicher nicht helfen ausser dir zu zeigen: es geht nicht nur dir so :) Aber als ich deinen Text gelesen habe, kamen all die Erinnerungen hoch.

Ausserdem "leide" ich "zusätzlich" am Borderline-Syndrom. Ich denke, die jahrelangen Hänseleien haben dazu auch einiges beigetragen.
Aber ich komme mit meiner Krankheit immer besser klar. Dank meinem lieben Freund, der mir total hilft und zu mir steht! Und meiner Familie, die mir sehr wichtig ist!