Problem von Alicia - 32 Jahre

Feedback zu Ich bin schwanger Sophie (15 J.)

Hallo Sophie
Ich kann mich sehr gut in dich hinein versetzen.
Ich war damals 15 Jahre und seit drei Monaten mit meinem Freund zusammen, als meine Regel aussetzte. Ich ahnte gleich, was los war und habe heimlich zwei Tage später einen Schwangerschaftstest gemacht, der positiv ausfiel. Ich wollte es damals auch erst keinem erzählen, weil ich große Angst davor hatte meinen Freund zu verlieren. Er war meine erste große Liebe gewesen und selbst ein paar Tage vorher erst 15 Jahre geworden. Ich dachte, dass meine Eltern sauer, enttäuscht sein würden und mich in ein Heim geben würden. Ich wurde streng katholisch erzogen und mein Freund auch.
Zwei Wochen später erst, eigentlich viel zu spät, habe ich es ihnen gesagt. Ich war in der Schule schlechter geworden und hatte beispielsweise in Mathe wo ich immer eine eins hatte, eine sechs geschrieben, weil ich nicht damit zurecht kam, es zu verheimlichen. Ich habe es zuerst meinen Eltern erzählt, direkt beim Mittagessen. Sie haben danach nichts mehr essen können und mich erstaunt angeschaut. Es kam wir wie Stunden vorher (später erfuhr ich, dass es nur wenige Sekunden waren) bis mein Vater sagte: "Wer ist der Vater?". Er wusste nicht, dass ich einen Freund hatte. Er hat meinen Freund sofort angerufen und er und seine Eltern sind vorbei gekommen. Bis dahin fiel kaum mehr ein Wort. Es war ein schweigen, was sehr unheimlich war.
Ca. eine Stunde später kam mein Freund gemeinsam mit seinen Eltern, die alle noch sehr ahnungslos waren. Und mein Vater sagte als ersten richtigen Satz, nachdem er alle begrüßt hatte: "Unsere Kinder werden Eltern. Wir sollten nun alle zusammen halten und eine Lösung finden, wie wir den beiden beistehen können und das Kind gemeinsam aufziehen." Er hat zu mir gehalten und zu dem Kind. Das hätte ich damals nie gedacht. Mein Freund und seine Eltern waren natürlich mehr als erstaunt. Meine Eltern auch noch. Das Gespräch hat sehr lange gedauert, aber es war notwendig. Mein Freund hat die ganze Zeit neben mir gesessen und meine Hand gehalten. Auch danach ist er noch geblieben. Er war jeden Tag da und hat mir beigestanden. Er hat mich nicht verlassen, weil er mich liebte.
Als unsere Tochter zur Welt kam war ich gerade 16 Jahre geworden. Er kam mich nachmittags nach der Schule besuchen und er lächelte gleich unsere Kleine an. Ich habe damals die Schule für drei Monate (sechs Wochen vorher, sechs Wochen nachher) unterbrochen. Wobei zu erwähnen ist, dass ich in den ersten zwei Wochen, wo ich dann wieder zur Schule ging, nur zwei Stunden täglich da war. Erst danach habe ich wieder am Unterricht teilgenommen. Die Schule, insbesondere die Lehrer, haben mich unterstützt und mir einmal wöchentlich den Unterrichtsstoff nach Hause gebracht. Auch danach haben sie mich unterstützt, mir alles in Einzelgesprächen nochmal erklärt, usw.. Sie wollten, dass ich es schaffe.
Unser Tag (vom Freund und mir) hat sich total geändert. Unsere Eltern waren beide noch voll beruftstätig und keiner konnte sich um unser Kind kümmern. Vom Jugendamt aus wurde uns eine Tagesmutter vermittelt, zu der ich jeden mogen unsere Kleine brachte und später wieder abholte. Am Nachmittag waren wir als Eltern, mein Freund war fast täglich mit dabei, gefordert. Hausaufgaben habe ich abends gemacht oder wenn meine Eltern von der Arbeit zurück waren (ab 18 Uhr meist erst) und mir die Kleine dann manchmal abnahmen. Für Klausuren habe ich nachts gelernt. Es war eine sehr große Umstellung damals für uns. Ich bin gerne ausgegangen, habe mich mit Freunden getroffen, usw.. Das war jetzt alles nur mit Kind möglich. Am Wochenende war ich gerne auf Partys, was nun garnicht mehr möglich war, außer unsere Eltern haben sich um unsere Tochter gekümmert, was sie nur einmal im Monat machten. Ich bin schnell erwachsen geworden.
Acht Monate später habe ich trotzallem einen guten Schulabschluss gemacht und eine Ausbildung zur Bürokauffrau begonnen. Mein Freund hat ebenfalls eine Ausbildung begonnen. Unsere Kleine wurde dann ganztags von der Tagesmutter betreut. Je nachdem wer eher frei hatte, holte unsere Tochter von ihr ab und betreute sie erstmal alleine, bis zum Eintreffen des anderen. Nach der Arbeit war ich wieder Mama und lernen konnte ich weiterhin nur abends.
Als unsere Kleine knapp über zwei Jahre war haben ihr Vater und ich uns getrennt. Unsere Beziehung hatte damals schon lange gekriselt, aber unserer Tochter zu Liebe waren wir noch zusammen geblieben. Danach wurde es schwieriger. Ich war alleine und brachte sie morgens zur Tagesmutter, ging dann arbeiten (war damals im zweiten Ausbildungsjahr) und holte sie abends wieder ab. Einmal in der Woche holte ihr Vater sie ab und sie schlief dann auch dort. Abends wollte sie dann natürlich Zeit mit mir haben und ich auch mit ihr Zeit verbingen, so dass ich vor 20 Uhr gar nichts anderes machen konnte. Danach musste ich noch lernen und ähnliches. Es war nicht immer leicht. Nicht zuletzt, weil ich bereits 18 Jahre war und eigentlich auch auf eigenen Beinen stehen wollte. Ich wollte die Hilfe meiner Eltern nicht mehr haben. Während der Prüfungszeit war es dann letztendlich so schlimm, dass ich fast gar nicht mehr geschlafen habe. Meine Mutter hat sich ein paar Tage frei genommen um sich ganz um ihre Enkelin kümmern zu können. Ohne sie wäre ich damals vermutlich auch zusammen gebrochen. Die Prüfungen habe ich alle mit "gut" bestanden und das trotz inzwischen dreieinhalbjährigem Kind. Ich wurde übernommen und meine Tochter kam in den Kindergarten. Der Abschied von der Tagesmutter war nach über dreieinhalb Jahren sehr schwer. Sie war die helfende und oftmals rettende Hand gewesen. Wenn ich mal unerwartet länger arbeiten musste, hat sie sich weiterhin um meine Kleine gekümmert. Ohne sie wäre das alle gar nicht möglich gewesen und ich hätte niemals das geschafft, was ich geschafft habe. Das Jugendamt hat mich immer sehr unterstützt. Sie haben mir viele Tipps gegeben, die ich dankend annahm. Sie haben mich auch in einen Kurs vermittelt, wo andere junge Mutter waren. Der Austausch mit Gleichgesinnten hat mir damals, wie auch heute, sehr gut getan. Der Kontakt ist zu vielen Müttern ist noch heute vorhanden.
Kurz nach Beedingung meiner Ausbildung bin ich von zuhause ausgezogen, um noch mehr auf eigenen Beinen zu stehen. Die Anfangszeit in einer eigenen Wohnung war sehr schwer. Denn auch der Haushalt musste nun bewältigt werden. Vorher war ich nur für mein und das Zimmer meiner Tochter zuständig. Jetzt für eine ganze drei Zimmer Wohnung. Aber ich wollte es so und habe die Zeit darin sehr genossen. Wenn ich dann abends ausgehen wollte, habe ich eine Babysitterin arrangiert. Inzwischen hatte ich eigenes Geld und wollte meine Eltern auch nicht mehr zur Last fallen.
Inzwischen ist meine Kleine schon fast 16 Jahre. Sie hatte es nicht immer leicht, aber als Resultat würde ich sagen, dass wir gemeinsam jede Hürde genommen habe. Ich arbeite Teilzeit als Bürokaffrau. Allerdings nicht mehr in meiner Ausbildungsfirma. Ich habe nach der Einschulung meiner Tochter einen neuen Arbeitsplatz gefunden, weil ich nicht mehr Vollzeit, sondern Teilzeit arbeiten wollte. Kurz darauf habe ich auch partnerschaftlich mein Glück gefunden. Mein seit sechs Jahren Mann und ich sind glücklich zusammen und haben zwei gemeinsame Kinder (2 (Tochter) und 6 (Sohn)). Unser drittes gemeinsames Kind, aber eigentlich viertes Kind, wird im Januar 2010 zur Welt kommen. Und was ich mit am schönsten finde, zu der Tagesmutter meiner großen Tochter habe ich noch heute Kontakt. Sie betreut zurzeit unsere kleine Tochter, wie sie auch unseren Sohn schon betreut hat. Sie ist eine wunderbare Frau.
Ich hoffe, ich konnte dir hiermit ein wenig Mut geben. Es ist nicht leicht, aber auch nicht unbewältigbar. Es ist alles machbar, wenn man es nur will. Ich kann mir ein Leben ohne meiner Tochter gar nicht mehr vorstellen. Sie ist mein großer Engel. Und ein Lächeln von ihr dankt für alles, was man mit ihr durchstehen musste und durfte.

Jeanett Anwort von Jeanett

Hallo Alicia,

vielen Dank für deinen Erfahrungsbericht, der Sophie wirklich viel Wert sein wird. Alles Gute für dich und liebe Grüße, Jeanett

http://mein-kummerkasten.de/204458/ich-bin-Schwanger.html