Problem von Anonym - 37 Jahre

Job durch eigene Schuld weg-selbstmordgedanken

Hallo,

habe zwemal einen Fehler bei meinem Arbeitgeber gemacht, habe was für mich privat genutzt, nun Aufhebungsvertrag.
Bin Bürofachhelfer, war bei Versicherung. nun, zur Zeit schwer etwas zu finden, und Beziehung zu meiner Mutter auch kaput, sie ist finanziell von mir abhängig. Nun habe ich Selbstmordgedanken, meine Mutter auch. Aber wenn, dann schaffe ich das nicht, Ich wünschte, ich wache am nächsten Morgen nur nicht mehr auf. Hartz 4 möchte ich nicht werden. mit meiner Berufsbezeichnun Bürofachhelfer/Reha (Paragragh) findet sich schwer etwas. Neue Berufsbezeichnung ist auch schwer zu finden. Jeder macht mir nur Vorwürfe, anstatt mir zu helfen. Arbeitsvermittlung, wenn man fragen hat, kommt auch nichts gescheites raus. Jobs in der Börse gibte es meist gar nicht, oder sind weg, oder für mich zu anspruchsvoll da höhere Kenntnisse.
Da kann ich doch gleich aufgeben. Ich weiss nicht mehr weiter

Bitte um Rat
Danke

Sarah L. Anwort von Sarah L.

Lieber Unbekannter,

leider schreibst du nicht, was genau du falsch gemacht hast, bzw. wie schwerwiegend das war.
Ich will dir keine falschen Hoffnungen machen, aber falls du es nicht getan hast versuche mit deinem Arbeitgeber zu reden. Mehr als nein sagen kann er nicht, und wer weiß, wenn du ihm deine Situation schilderst, dich angemessen entschuldigst und Wiedergutmachung anbietest, vielleicht lässt er sich überzeugen.

Falls dein Vergehen zu schwerwiegend war oder ein Gespräch mit deinem Chef dich nicht weitergebracht hat, dann wirst du in den sauren Apfel beißen und dich arbeitslos melden müssen.
In der Regel sollte dir aber zuerst einmal das "richtige" Arbeitslosengeld zustehen und nicht gleich Hartz 4. (Es sei denn da greift eine andere Regelung weil du durch Eigenverschulden gekündigt wurdest).
So wie du deine Situation beschreibst kann es aber natürlich sein, dass du wirklich keine neue Stelle findest und dich dann nach entsprechender Zeit an die ARGE wenden musst, denn leider habe ich in meinem Bekanntenkreis die Erfahrung gemacht, dass man sich beim Arbeitsamt eher um die Vermittlung einer "angemessenen" Arbeitsstelle bemüht, einer Festantstellung, wohingegen die ARGE auch geringfügige Stellen vermittelt, Lehrgänge anbietet und die Ein-Euro-Jobs hat.

Generell muss ich dir sagen ja, Hartz 4 ist negativ behaftet.
Ich beziehe allerdings auch Hartz 4 im Augenblick und weiß deshalb aus Erfahrung:
- dass sich mit dem Geld gut auskommen lässt, wenn man sparsam ist
- dass die Ein-Euro-Jobs zwar nicht gerade das Gelbe vom Ei sind, aber man hat etwas zu tun, wird mit (viel) Glück vom Arbeitgeber übernommen und man arbeitet nicht umsonst, auch wenn viele das gerne so sehen. Man bekommt gut 700 Euro pro Monat inklusive Miete und dazu noch die Krankenversicherung bezahlt. Außerdem darf man den Zuverdienst von einem Euro pro Stunde (=8 Euro am Tag, = ~150 Euro im Monat) behalten. Das ist mehr als inzwischen leider so manche Friseurin z.B. verdient.
Deshalb sieh das bitte nicht ganz so negativ. Es geht weiter, du und deine Mutter werden nicht auf der Straße landen und auch wenn die Perspektive die ihr haben werdet nicht die Beste ist so habt ihr doch wenigstens eine.

Ich persönlich schäme mich nicht dafür Hartz 4 zu beziehen, aber mir ist aufgefallen dass es ganz vielen Menschen so geht. So als wäre das ein Zeichen dafür dass man asozial und dumm ist. Dabei übersehen sie alle dass es inzwischen sehr viele Hartz 4 Empfänger gibt, weil der Arbeitsmarkt alles andere als rosig ist, und viele von denen sind weder faul noch dumm. Aber alle fühlen sich allein und irgendwie ausgegrenzt.
Du bist nicht alleine mit deiner Situation.

Ich würde dich bitten dir therapeutische Hilfe zu suchen.
Du hast Selbstmordgedanken und trägst schwer an deinen Schuldgefühlen und an der Verantwortung gegenüber deiner Mutter. Du solltest damit nicht alleine bleiben!
Abgesehen davon wird ein Therapeut auch gut in der Lage sein dir gegenüber dem Arbeitsamt oder der ARGE zur Seite zu stehen - sei es mit konkreten Ratschlägen für den Umgang mit den leider oft ruppigen Sachbearbeitern, oder mit fachlicher Unterstützung falls du unter dem Druck zusammenbrichst und eine Auszeit brauchst.
Einen Therapeuten findest du hier: http://www.therapie.de/psychotherapie/
Außerdem kannst du dir den Artikel in unserer Soforthilfe zu dem Thema ansehen, da ist gut erklärt worauf es zu achten gilt: http://mein-kummerkasten.de/Soforthilfe/31/Wie-finde-ich-einen-Psychologen.html

Eines gibt es noch, das ich dir mit auf den Weg geben möchte.
Mein Weg war nie einfach und ich werde aus gesundheitlichen Gründen vielleicht nie mehr als halbtags arbeiten können - im Augenblick geht das sogar gar nicht und ich habe meine Ausbildung abbrechen müssen und war noch nicht in der Lage eine neue zu beginnen.
Das ist schlimm und natürlich werde ich oft schief angeschaut. Aber ich habe gelernt, dass es weiter geht, wenn man offen ist und nach Möglichkeiten sucht.
Zum Beispiel arbeite hier beim Kummerkasten, bei einer älteren Dame und auf einem Ponyhof der viel Programm für Kinder macht ehrenamtlich. Das sind nur wenige Stunden, gerade so viel wie eben immer geht, aber ich habe das Gefühl etwas Sinnvolles zu tun und für das Geld das ich vom Staat bekomme etwas zurückzugeben. Durch meine Kontakte zu diesen Leuten habe ich außerdem wieder von neuen Möglichkeiten hier in meiner Gegend erfahren, wo Arbeitsmöglichkeiten angeboten werden von Menschen die auf Menschen in speziellen Situationen wie meiner Rücksicht nehmen.
Es ist leider im Augenblick ganz schwer einen Job zu finden und erst recht wenn man nicht alles kann, -zig Jahre Berufserfahrung mitbringt und eigentlich gar keine neue Stelle bräuchte.
Aber das erkennen nicht nur die Menschen die ihre Jobs verlieren und keine neuen finden, sondern auch andere, und es bewegt sich etwas.
Wenn du nicht aufgibst und nicht zu hohe Ansprüche stellst, dann findet sich etwas, glaub mir!
Vielleicht musst du nur umdenken, und eben nach einer Alternative (Ein-Euro-Jobs, Berufserprobungspraktika, Umschulung (meine Mutter hat ihre mit 34 angefangen), ehrenamtliche Tätigkeiten, usw..) suchen, wenn sich nichts Anderes findet. Denn als Übergangslösung und zur Eröffnung neuer Perspektiven kann das wirklich was bringen.

Ich wünsche dir alles Gute auf deinem Weg, und genug Kraft um ihn zu gehen.
Alles Liebe,
Sarah L.