Problem von Meike - 18 Jahre

sexueller Missbrauch

Hallo liebes Team!
Ich habe sehr viel geschrieben! Unten stehen meine Fragen, der Text dient zum Verständnis, aber ich bin mir bewusst darüber, dass ich ihre Zeit mit diesem Text sehr in Anspruch nehme und entschuldige mich hiermit dafür, kann es auch verstehen, wenn sie mir nur die Fragen beantworten.

Ich möchte eine Psychotherapie machen und habe ein paar Fragen.
Um es verständlicher zu machen, erzähle ich zuerst was vorgefallen ist. Ich habe damals ganz normal mit meinen Nachbarn gespielt. Sie waren alle männlich und in meinem Alter. Einer war jedoch 2 Jahre älter als ich und ziemlich frühreif. Wir kannten uns alle seit ich mit 2 Jahren eingezogen bin und waren sehr gut befreundet. Als ich ungefähr 10 war, fing es an, dass wir Flaschendrehen oder Wahl, Wahrheit oder Pflicht spielten, was an sich noch ganz normale Spiele wären. Da T. (der Älteste) für die anderen Jungs eine Art Vorbild war, stimmten diese ihm bei allem zu, so konnte T. diese Spiele leicht so lenken, dass sie immer perverser wurden. Die allg. Regel war, dass man immer wenn man eine Aufgabe, die die anderen einem stellten, verweigerte, ein Teil ausziehen musste. Es war dann so, dass die Aufgaben immer so gestellt wurden, dass die Jungs etwas mit mir machen sollten. Anfangs war es noch harmlos, aber schon so, dass ich relativ viel verweigerte, wodurch ich am Ende meist als Einzige nackt war. Dann konnte ich sozusagen nicht mehr verweigern und musste alle Aufgaben mitmachen, besonders weil sie mich als Spielverderberin schimpften, wenn ich es nicht tat und ich wollte ja meine \"Freunde\" nicht verlieren. Nunja, ich tat Dinge, die ich nicht wollte und ich kann auch im Nachhinein nicht verstehen warum ich mich nicht gewehrt habe. Ich sollte mich unter anderem nackt mit T. (er war bei der Aufgabe auch nackt) in eine Decke einrollen. Es gab viele solcher Aufgaben, wobei mir da zum Teil die Erinnerung fehlt, aber an das Schlimmste kann ich mich erinnern.
Eines Tages schlug er vor, eine Sexszene nachzustellen. Ich wollte es nicht, doch ich wollte auch keine Spielverderberin sein. Er versuchte es vaginal, doch ich war zu jung und es klappte nicht, deshalb zwang er mich, mich umzudrehen. Anal kam er jedoch auch nicht rein, weil ich zusammenkniff. Er sagte: \"Komm schon, lass locker, wir stellen es doch nur nach.\" Der Rest der Jungs guckte zu und sagte nichts. Dieses Erlebnis konnte ich scheinbar lange verdrängen, bis der Bruder von T. vor ein paar Jahren rumerzählte, ich hätte damals mit T. geschlafen (was ja theoretisch nicht mal stimmt). Ab dem Zeitpunkt konnte ich mich plötzlich wieder erinnern (, wobei ich davor verschwommene Ausschnitte davon, unter anderem seinen Satz und was ich spürte im Kopf hatte) und ich frage mich manchmal, ob ich nicht vllt noch mehr verdrängt habe.
Es gab mit 11 noch einen Vorfall, wo ich mich jedoch wehrte, da wollte er mich auf´s Bett zerren und hatte mir die Hose runtergezogen. Ich konnte mich dieses Mal losreißen und bin weggerannt, danach bin ich T. immer aus dem Weg gegangen, doch er wohnte bis vor kurzem im selben Haus, deshalb war das nicht immer möglich.
Mein Problem ist, dass ich mich vor Sex ekel und zu Jungs verschlossen bin. Ich hatte erst einen Freund, den ich 3 Wochen lang hatte und aus Panik, dass ich irgendwann Sex mit ihm haben werde, machte ich Schluss (ihm nannte ich einen anderen Grund). Nach mittlerweile 2 Jahren nähern wir uns wieder einander an, ob wir zusammen kommen... keine Ahnung, aber ich würde es mir wünschen, da ich eigentlich weiß, dass ich ihm vertrauen kann. Jedoch habe ich große Angst vor Intimitäten und finde allein den Gedanken an sein Geschlechtsteil abstoßend, deshalb bin ich mir nicht sicher, ob ich eine Beziehung wagen will, weil ich nicht weiß wann ich bereit für Sex (oder sogar Petting und sonstiges) sein werde.

Meine Fragen an euch: Meint ihr, dass mir eine Therapie helfen kann? (Ich überlege dies schon länger, möchte meine Eltern jedoch nicht einweihen und es nun, da ich endlich 18 bin, alleine machen)
Wenn ja, kostet mich das etwas? (Ich habe gelesen, dass Krankenkassen das übernehmen und man nur 10 ? Gebühr bezahlen muss, stimmt das?)
Kann ich eine Therapie wirklich machen ohne, dass es meine Eltern auch nur irgendwie mitbekommen? (Schweigepflicht...etc.; Wird mir ein Brief vom Therapeuten zugeschickt, den meine Eltern endecken könnten?)
Ich hab ebenfalls gelesen, dass es später versicherungstechnische Probleme geben kann, wenn man in therapeutischer Behandlung war, wenn diese das anhand des Gutachtens herausfinden und man es vorher verschiegen hat. Stimmt das und kann es auch zu Problemen kommen, wenn man es den Versicherungen von vornherein gesteht?

So, jetzt bin ich fertig...
Dankeschön im Voraus für die Antworten und das sie sich die Zeit für all die Probleme nehmen! :)

Marie Anwort von Marie

Liebe Meike,

danke, dass du dich uns anvertraut hast!
Es tut mir sehr Leid, was passiert ist, und ich möchte dir erst einmal ganz klar sagen: Es war nicht deine Schuld! Du warst noch sehr jung, konntest noch nicht richtig einschätzen, was passiert, und hattest noch nicht das nötige Selbstbewusstsein, dich gegen die Gruppe zu stellen. Die Schuld liegt ganz allein bei dem Jungen, der dir das angetan hat.
Zu deiner Frage: Ja, ich bin mir sicher, dass eine Therapie dir helfen wird. In einer Therapie kannst du das Erlebte loswerden, es verarbeiten und lernen, deine Angst vor Intimität zu überwinden. Ich finde es toll, dass du dich für diese Möglichkeit entschieden hast!

Ja, die Kosten werden von der Krankenkasse übernommen. Wenn du gesetzlich versichert bist, solltest du zu einer Therapeutin/einem Therapeuten gehen, die/der für die Abrechnung mit gesetzlichen Kassen zugelassen ist. Falls du privatversichert bist, einfach mal bei der Kasse nachfragen, ob sie die Kosten für eine Psychotherapie übernimmt, das ist von Kasse zu Kasse unterschiedlich.
Deine Eltern erfahren davon nichts, da die Kasse direkt über den Therapeuten abrechnet und Therapeuten Schweigepflicht haben. Du kannst das aber auch beim Erstgespräch mit der Therapeutin/dem Therapeuten noch einmal ansprechen. Schau mal hier: http://mein-kummerkasten.de/Soforthilfe/31/Wie-finde-ich-einen-Psychologen.html
und hier: www.therapie.de (am besten unter Psychologische Psychotherapeuten, ich würde Schwerpunkt Verhaltenstherapie und wenn möglich Traumatherapie empfehlen).
Dass es da versicherungstechnische Probleme geben kann, habe ich noch nicht gehört und kann es mir in deinem Fall auch kaum vorstellen, aber auch das kannst du noch einmal beim Erstgespräch erfragen.

Ich wünsche dir alles Gute und viel Erfolg bei deiner Therapie!

Liebe Grüße,
Marie