Problem von Anonym - 19 Jahre

Mir wird alles zuviel - Flucht in Alkohol, Drogen, Aggressionen

Hey,

wo fange ich an?..

Vor einigen Jahren stand es schon nicht gut um meine Zukunft. Ich hatte nur Stress mit der Polizei, meiner Mutter, meiner Schwester, in der Schule (wenn ich überhaupt hingegangen bin).. Dann lernte ich meine jetzige Freundin kennen und mein Leben ging bergauf.

Mittlerweile ist es jedoch so, dass es wieder steilbergab geht. Ich habe Stress auf der Arbeit, meine Freundin engt mich ein, klammter und macht mir wegen jedem bisschen eine Eifersuchtszene, habe Sorgen wegen dem Geld etc. Es macht mich alles so fertig, so dass ich des Öfteren Selbstmordgedanken habe. Ich habe wieder angefangen zu trinken, neulich kamen auch wieder Drogen dazu. Ich bin nur noch gereizt und aggressiv, mache jeden dumm an..

Meine Freundin hat teilweise Angst vor mir und ich vor mir selbst auch, weil ich nicht weiß, wozu ich fähig bin.. Ich habe Angst, dass wenn mir alles zuviel wird, ich komplett durchdreh und dann Dinge tue, die ich sehr bereuen werde.

Ich habe auch schon daran gedacht, einen Psychiater aufzusuchen, aber ich habe Angst, dass man mich nicht ernst nimmt oder ich eingewiesen werde.

Ich will nicht, dass etwas Schlimmes passiert!

Vielleicht habt ihr einen Rat für mich..

Marie Anwort von Marie

Lieber Unbekannter,

ich finde es gut, dass du deine Probleme rechtzeitig erkannt hast und jetzt sozusagen die Notbremse ziehen willst. Leider weißt du nicht, wie - und flüchtest dich deswegen in Alkohol und Drogen. Das mag dich zwar kurzzeitig die Probleme vergessen lassen, aber unter Alkohol passiert es sehr leicht, dass man aggressiv wird (das hast du wahrscheinlich selbst schon erlebt, und genau das willst du ja eigentlich vermeiden), und wenn man wirklich in eine Abhängigkeit hineinrutscht, verschlechtert sich die Stimmung noch weiter und es entstehen neue Probleme (auf Arbeit, mit der Freundin etc.). Das ist das letzte, was du jetzt gebrauchen kannst. Deshalb ist aus meiner Sicht das erste, was du in Angriff nehmen solltest, mit dem Trinken und den Drogen aufzuhören. Das allein nützt aber nichts, wenn du nicht gleichzeitig lernst, auf andere Weise mit deinen Problemen umzugehen. Das könntest du z.B. in einer Therapie lernen. Du hast schon darüber nachgedacht, dir professionelle Hilfe zu suchen, und das war auch mein erster Gedanke. Ich habe ein bisschen Erfahrung in diesem Bereich und kann dir ganz sicher sagen, dass man deine Probleme ernst nehmen wird. Und eine Zwangseinweisung darf nur dann erfolgen, wenn du eine akute Gefahr für andere oder für dich selbst darstellst. Ich würde dir allerdings raten, keinen Psychiater aufzusuchen, sondern einen Psychotherapeuten (am besten mit Schwerpunkt Verhaltenstherapie). Psychiater behandeln meist mit Medikamenten und das würde bei dir wahrscheinlich nicht viel bringen.
Schau mal hier: http://mein-kummerkasten.de/Soforthilfe/31/Wie-finde-ich-einen-Psychologen.html
und hier: www.therapie.de

Du schreibst, dass du Stress auf der Arbeit und Geldsorgen hast - was genau beschäftigt dich da? Du hast jetzt relativ wenig dazu gesagt, deshalb kann ich dir bei diesen Problemen auch nicht wirklich weiterhelfen - tut mir Leid! Wenn du möchtest, kannst du uns das gern noch einmal ausführlicher schreiben. Leider musst du mit ca. 3 Wochen Wartezeit rechnen, da wir sehr viele Anfragen (ungefähr 3000 im Monat) bekommen.

Was deine Freundin angeht: Alles das, was du uns geschrieben hast, kannst du auch ihr sagen. Bitte sie um ein Gespräch und sage ihr, wie es dir zur Zeit geht und dass du dir Unterstützung von ihr wünschst. Ihr ist es sicher auch wichtig, dass es dir gut geht, und dann wird sie sich auch Mühe geben, es für dich einfacher zu machen. Du kannst ihr zum Beispiel sagen, dass es dich fertig macht, wenn sie so schnell eifersüchtig wird, und dass du einfach etwas mehr Zeit für dich brauchst. Ganz wichtig: Mach ihr klar, dass das nicht bedeutet, dass du sie nicht liebst. Es gibst also keinen Grund für sie, eifersüchtig zu sein. Wenn es das nächste Mal vorkommt, dass sie dir unbegründet eine Szene macht, dann brich das Gespräch ruhig ab und geh. Dann habt ihr beide Zeit, eure Gedanken zu ordnen und du musst dich nicht davon fertig machen lassen.

Das Wichtigste bei all diesen Sachen: Sei geduldig mit dir selbst. All diese Veränderungen brauchen Zeit, manche davon werden dir sehr schwer fallen, das ist nicht von heute auf morgen zu schaffen. Aber du kannst Schritt für Schritt darauf hinarbeiten, dass es dir wieder besser geht.

Ich hoffe, ich konnte dir weiterhelfen, und wünsche dir alles Gute und viel Kraft!

Liebe Grüße,
Marie