Problem von Anonym - 18 Jahre

Keine Lust mehr

Liebe Leser/innen,

Zur Zeit habe ich ein recht unangenehmes Leben. Alles begann vor genau einem Jahr nach den Sommerferien mit einer Panikattacke bei einer Mathearbeit (ich hatte sowas noch nie zuvor und wusste nicht wie mir geschieht) nach welcher folgendes resultierte: Jeden Morgen Übelkeitsgefühle (angst zu erbrechen), Blähbauch und andere typische Reizdarmsymptome welche einen in der Verhaltensweise sehr eingeschränkt hat leben lassen. Mitlerweile ist mit dem Magen Gott sei dank wieder alles inordnung, doch hat dieses Leben starke spuren hinterlassen, was mir zum ersten mal bei einem Referat im Fach deutsch aufgefallen ist: Ich stand vorne, dachte mir nichts böses, auf einmal packt mich die Panik, ich fange an zu zittern wie ein Aal, kriege keinen ton mehr heraus und wäre fast umgekippt. Seit dem habe ich krankhafte Redeangst, das heißt ich kann nicht mal mehr vor an die Tafel kommen (geschweigedenn vor einer unbekannten Gruppe stehen) und was vorführen bzw anzeichnen ohne das mich die Todesangst holt. Fluchtverhalten ist angesagt wenn sich irgendwas in Richtung Mittelpunkt annährt. Ich bin sehr froh, dass ich die 10. Klasse auf dem Gymnasium geschafft habe ohne weitere böse Referat-Panikattacken zu erfahren (ich habe jedes Referat, Präsentation, Rede gemieden und dafür die schlechte Note in kauf genommen).. Ich war jetzt in den Sommerferien 2 mal bei einer Heilpraktikerin, welche mir geholfen hat mein Selbstbewusstsein ein Stückchen höher zu schrauben, doch hat sich an meiner Redeangst nichts geändert, ich bin auf der neuen Schule schon einmal abgehauen als wir uns vorne vorstellen sollten (hat mich emotional sehr zurückgeworfen). Ich spiele auch bereits mit dem Gedanken die Schule abzubrechen und eine Lehre anzufangen, was sehr schade wäre weil ich weiß das ich meine Abitur bestehen würde! Die vergangene Zeit (ab Mathearbeit) hat mich in vielen sozialen bereichen platt gemacht (Ich schwitze jeden Tag vorallen an den Händen, DENKE garnicht erst dran mal wieder was mit einer Frau anzufangen, ich könnte ja in Panik geraten!) und ich meide es, neues zu sehen (in allen formen). Es ist auch nicht so das ich in Depressionen und dem Daumen im Mund lutschend im Keller liege und weine, ich unternehme auch viel was mit Freunden, gehe auch raus und so. Aber dieses ständige unter Strom stehen, damit meine ich auch Orte wo es keinen Grund gibt nervös zu sein (wie zuhause, im Zimmer etc.) macht mich krank, dauernd herzrasen, schwitzen, Sorgen machen über die Zukunft, pläne schmieden wie ich die nächste annährende Situation des Redens umgehen kann. Ich fühle mich abnormal... Ich sehe Leute reden vor großen Gruppen und habe den größten! respekt davor.. Und sehe mich ganz woanders, von einem anderen Planeten.. Ich bin sogar in der neuen Klasse nicht unbeliebt und habe schon Freundschaften geschlossen. Es darf nicht passieren, nicht nochmal! Erstens sieht dann jeder wie schwach ich wirklich bin und zweitens würde DAS für mich das aus bedeuten (damit meine ich Schule abbrechen und emotionaler tiefstpunkt).. Bin in keinster Weise suizidgefährdet, dafür lebe ich das Leben dann doch zu sehr aber ich möchte mich wieder entfalten können um das Leben in vollen Zügen zu genießen so wie es sein sollte!

Vielen dank für alle die sich schonmal die Mühe gemacht haben dies durchzulesen und vielleicht gibt es ja Menschen mit dem gleichen Problem - ihr seid nicht alleine Freunde :)

Freue mich auf Antworten, Ratschläge etc.

Marie Anwort von Marie

Lieber Ratsuchender,

vielen Dank für dein Vertrauen an uns!

Zuerst einmal: Du bist nicht allein mit diesem Problem. Es gibt wirklich viele Menschen, die ebenfalls unter solchen Ängsten leiden.
Das ist insofern gut, dass es daher auch schon viel Forschung und einige Behandlungsansätze dafür gibt.
Die bislang beste Methode ist die sogenannte kognitive Verhaltentherapie, die von entsprechend ausgebildeten Psychotherapeuten angeboten wird. Dabei lernt man mithilfe von praktischen Übungen, wie man sich durch Gedanken, Entspannungsverfahren etc. in solchen gefürchteten Situationen selbst beruhigen und seine Angst abbauen kann und lernt auch, sich wieder in solche Situationen zu begeben (statt sie zu meiden), ohne in Panik zu geraten. Du hast selbst schon gemerkt, dass die Angst (und die Vermeidung von Situationen, vor denen du Angst hast, z.B. ein Referat halten) dich in deinem Leben ziemlich stark einschränkt und du bei weitem nicht so zufrieden bist, wie du es sein könntest. Deshalb wäre eine Therapie für dich sehr sinnvoll und ich möchte dir ans Herz legen, mal über diese Möglichkeit nachzudenken.
Leider ist es nämlich auch so, dass solche Ängste meistens nicht einfach von selbst wieder verschwinden - viele Betroffene leiden ihr Leben lang darunter und oftmals weiten sich diese Ängste aus und werden immer schlimmer, wenn man nicht mithilfe einer Therapie etwas dagegen unternimmt.
Schau mal hier: http://mein-kummerkasten.de/Soforthilfe/31/Wie-finde-ich-einen-Psychologen.html

Wenn du dich für eine Therapie entscheidest, kannst du dir einfach einen Termin geben lassen (am besten bei mehreren Therapeuten, damit du wirklich jemanden findest, mit dem du gut klarkommst), die Kosten übernimmt die Krankenkasse. Therapeuten findest du hier: http://therapie.de (unter Psychologische Psychotherapeuten mit Schwerpunkt Verhaltenstherapie)
Um die (leider oft sehr lange) Wartezeit zu überbrücken, hilft dir vielleicht auch diese Seite weiter: http://www.sozphobie.de/
Dort findest du Hintergrundinformationen und kannst dich mit Menschen austauschen, die ähnliche Probleme haben.

Ich wünsche dir von Herzen alles Gute!
Du kannst dich auch gern später noch einmal melden und uns schreiben, wie es dir ergangen ist, würde mich freuen! :-)

Liebe Grüße,
Marie