Problem von Julia - 19 Jahre

Ich stelle mir immer vor, dass Ihm was passiert.

Hallo liebes Kummerkasten Team!
Mein Name ist Julia und ich bin 19 Jahre jung.
Ich habe nun seit längerer Zeit einen Freund. Davor hatte ich immer nur einige Wochen eine "Beziehung", wenn man es so nennen kann.
Dies ist der erste Mann, der mich wirklich liebt und es mir auch sagt.
Doch seit längerer Zeit stelle ich mir immer vor, das meinem Freund etwas passiert. Das er einen Autounfall hat oder ähnliches. Das macht mich echt verrückt. Und vor allem traurig. Wenn er nicht an sein Handy geht, denke ich auch immer an das schlimmste.
Kann ich das irgendwie bekämpfen, nicht damit zu leben oder diesen Gedanken zu unterdrücken?
Viele Liebe Grüße!

Marie Anwort von Marie

Liebe Julia,

diese Gedanken zu unterdrücken, wird auf Dauer leider nicht funktionieren. Denn wenn man versucht, einen Gedanken wegzuschieben, drängt er sich nur umso stärker auf.
Wenn ich dir sage: "Versuche jetzt mal ganz stark, nicht an einen Elefanten zu denken" - woran denkst du dann?
Richtig: an einen Elefanten.
Und genau das passiert auch bei den Gedanken, dass deinem Freund etwas passieren könnte, wenn du versuchst, sie zu unterdrücken.

Es ist also wichtig, dass du dich mit diesen Gedanken auseinandersetzt. Damit meine ich nicht, dass du dich von den Gedanken beherrschen lassen sollst, sondern, dass du sie wahrnimmst, sie aber gleichzeitig kritisch hinterfragst.
Also z.B., wenn er nicht an sein Handy geht: Welche Erklärungen könnte es noch dafür geben, außer dass ihm etwas Schlimmes zugestoßen ist? Wie realistisch ist es, dass genau das passiert ist, was du befürchtest? Wie wahrscheinlich sind die anderen Erklärungen?
Und: Falls ihm wirklich etwas passiert sein sollte - können die Sorgen dann irgendetwas daran ändern?

Wenn du dir diese Fragen immer stellst und sie dir selbst beantwortest, wenn solche Gedanken auftauchen, dann wirst du schnell merken, dass sie eigentlich unrealistisch sind, und dann können sie dir auch nicht mehr so viel Angst einjagen. Je öfter du das übst, desto leichter wird es dir fallen, den Gedanken etwas entgegenzusetzen.

Das Ziel sollte nicht sein, dass diese Gedanken vollständig verschwinden. Es kann sein, dass sie sich auch in Zukunft immer mal wieder aufdrängen. Wichtig ist, wie du damit umgehst: indem du erst einmal akzeptierst, dass sie da sind, und dir dann bewusst machst, dass sie eigentlich unbegründet sind. Dann werden sie mit der Zeit immer seltener auftauchen.

Falls du merkst, dass das nicht funktioniert, oder es sogar noch schlimmer wird, dann zögere bitte nicht, psychotherapeutische Hilfe in Anspruch zu nehmen. Ein/e Psychotherapeut/in (am besten Schwerpunkt Verhaltenstherapie) kann dir helfen, mit den Gedanken und der damit verbundenen Angst und Traurigkeit besser umzugehen. Genauere Infos dazu findest du in unserer Soforthilfe: http://mein-kummerkasten.de/Soforthilfe/31/Wie-finde-ich-einen-Psychologen.html

Ich wünsche dir alles Gute! :-)

Liebe Grüße,
Marie