Problem von Anonym - 16 Jahre

Ich bin so unmotiviert und kann nicht mehr

Hallo,
ich bin 16 Jahre alt und habe ein Problem, sowohl in der schule als auch zuhause. Im Prinip ist es garnicht soo schlimm (mich hätte es härter treffen können), doch ich muss ständig heulen und weiss nicht mehr weiter.
Also, in der schule schaffe ich es einfach nicht Freundschaften zu schließen, obwohl die alle eigentlich ziemlich nett zu mir sind. Ich hab da so eine Schülerin in meiner Klasse, die sozusagen meine "Freundinn" ist, doch nur eine Not-Freundin, in Wahrheit hasse ich sie über alles, weil sie mich ich immer so herabwertend behandelt. Sie ist eigentlich das Problem, ich hatte schon in der Vergangenheit Probleme mit ihr.
Mein Elternhaus ist im Prinzip schon ganz gut, doch durch die Probleme in der Schule hat es sich bei mir zuhause auch sehr verschlechtert. Normalerweise wäre das Problem schon zu meistern gewesen, aber ich kann mit meinen Eltern einfach nicht drüber reden. Das hat sich jetzt schon ca. 3 Jahre so gezogen und ich bin auch oft schlecht drauf. Doch eigentlich finde ich schon,dass meine Eltern hier Schuld tragen, denn sie haben sich nie um ein gutes Vertrauensverhältnis gesorgt. Ich habe ihnen noch nie was ernstes erzählen können. Aber das will ich auch garnicht mehr, ich bin zu sauer auf sie, das haben sie nicht verdient, finde ich. Sie hätten sich schon eher um mich kümmern sollen.
Und, ich bin allgemein so verschlossen, mir ist es immer so peinlich anderen etwas zu sagen.
Außerdem bin ich ständig so unmotiviert, hab auch schon öfters in der Schule gefehlt und denke echt manchmal, ich kann nicht mehr, ich will nicht mehr weiterleben.
Eigentlich liebe ich das Leben, ich würd so gern mehr aus mir machen, aber ich reg mich dann auch immer auf und hab gar kein Bock auf garnichtsmehr. Ich mache auch öfters Sachen kaputt, um meine Wut irgendwo rauszulassen und fühle mich so antriebslos und schwach. Meine Energie ist aufgebraucht.
Ich habe mir auch schonmal überlegt zum Psychologen zu gehen, doch irgendwie kommt mir das lächerlich vor und es ist auch so peinlich.
Ich bin eher jmd. der lieber anderen hilft, anstatt sich helfen zu lassen.
Danke fürs Zeitnehmen das hier durchzulesen

Viktoria Anwort von Viktoria

Hallo liebe Unbekannte,

In deinem Leben scheint es ja ganz schön turbulent zuzugehen :)

Erstmal zu den Freundschaften:
Du schreibst, dass es dir schwer fällt Freundschaften aufzubauen, aber auch dass du eher verschlossen bist. Ich könnte mir vorstellen, dass das ein Grund dafür sein könnte.
Denn du weißt sicherlich auch, dass nicht jeder, der einem sympathisch ist oder mit dem man sich nett unterhalten kann auch gleich ein Freund ist. Zu einer Freundschaft gehört einfach mehr dazu: Zeit miteinander zu verbringen, aber auch Vertrauen zueinander zu haben. Sich dem anderen zu öffnen, ihn am eigenen Leben teilhaben lassen, auch mal etwas erzählen das man sonst vielleicht niemandem erzählen würde.
Ich kann sehr gut nachvollziehen dass dir das schwer fällt. Mir geht es oft genauso, denn wenn man sich jemandem öffnet und Vertrauen schenkt riskiert man damit auch verletzt zu werden. Aber trotzdem ist es besser als die Alternative, nämlich sich vor jedem zu verschließen, oder?
Ich will damit jetzt nicht sagen, dass du nun jedem dein Herz ausschütten sollst. Aber überleg dir mal: Wen in deiner Klasse findest du besonders nett? Und könntest du dir vorstellen, diese Person einfach mal darauf anzusprechen etwas zusammen zu machen? Vielleicht indem du fragst, ob sie dir eine Aufgabe, die dir nicht klar war, erklären kann. Oder ihr trefft euch nachmittags zum Eisessen. Meistens reagieren andere viel positiver auf solche Fragen als man zunächst denkt. Und wenn die anfängliche Hürde ersteinmal überwunden ist kommt das mit dem Vertrauen und sich-öffnen fast von allein.
Auch außerhalb deiner Klasse könntest du versuchen Freundschaften aufzubauen. Am einfachsten geht das über gemeinsame Interessen, da man sich dann automatisch viel zu erzählen hat. Das kann in einem Verein sein, in einer Jugendgruppe oder auch bei einer ehrenamtlichen Tätigkeit, irgendetwas, wofür du dich begeistern kannst.
Und wie du selbst schon richtig festgestellt hast: Deine andere Freundin (die du selbst als „Notfreundin“ bezeichnest) ist keine wahre Freundin. In einer Freundschaft sollte man sich wohlfühlen und sich sicherlich nicht herabwertend behandelt fühlen. Auch hier kannst du dir überlegen: Willst du wirklich an dieser „Freundschaft“ festhalten? Brauchst du sie noch?

Ich höre bei dir noch ganz schön viel Frust über deine Eltern heraus.
Es ärgert dich, dass deine Eltern nicht erkennen wenn du dich ihnen anvertrauen willst. Ich kann mich an ganz ähnliche Situationen bei mir selbst erinnern, wenn meine Eltern sich nicht so verhalten haben wie ich es mir gewünscht habe und mich dadurch enttäuscht haben. Irgendwie erwartet man ja auch, dass Eltern einen blind verstehen und merken, wenn es einem nicht gut geht, nicht wahr?
Aber leider (oder auch zum Glück) sind Eltern auch nur Menschen. Sie machen das, was sie selbst durch ihre Lebenserfahrung als richtig anerkennen, und ich bin mir sicher dass auch deine Eltern nur ihr Bestes geben und dich nicht beabsichtigt so behandeln. Oder denkst du dass sie das böswillig machen?
Vielleicht kannst du dich ja dazu überwinden, doch mit ihnen über deine Probleme zu reden. In diesem Fall kannst du ihnen schon am Anfang klar machen, dass du ernst genommen werden willst, zum Beispiel indem du sagst: „Ich würde gerne mit euch über etwas reden, das mich belastet und mir ist eure Meinung dazu sehr wichtig.“. Ich bin mir sehr sicher, dass sie dich dann nicht abweisen werden.

Du erwähnst außerdem sehr oft, dass du dich unmotiviert und antriebslos fühlst, keine Energie mehr hast. Das kann in deinem Alter gut vorkommen, gerade dann wenn nicht alle Lebensbereiche so laufen wie man es sich wünscht. Aber es kann auch das Anzeichen einer Depression sein, zum Beispiel dann, wenn dir nicht einmal mehr die Sachen Spaß bereiten, die du früher gerne gemacht hast und wenn es nicht nur kurze Phasen sind.
Ich würde dir auf jeden Fall raten, dich an einen Arzt oder Psychologen zu wenden um das abzuklären (oder auch um darüber zu reden, was dich belastet). Peinlich sein sollte dir das wirklich nicht. Du brauchst auch niemandem davon zu erzählen wenn du es nicht willst (und der Arzt / Psychologe steht sowieso unter Schweigepflicht!). Lächerlich finde ich das auch überhaupt nicht, schließlich zeigt es, dass du dich selbst und deine Probleme ernst nimmst, und das ist definitiv eine Charakterstärke.
Auch wenn der erste Schritt schwer fällt (vielleicht könnten deine Eltern dich dabei unterstützen wenn du sie darum bittest?) hast du danach einen Grund, sehr stolz auf dich zu sein. Und dann wirst du auch merken: Du bist nicht allein, es gibt Menschen, die für dich da sind und dir helfen wollen.
Ich hab dir mal einen Link herausgesucht, der dir dabei helfen könnte:
http://mein-kummerkasten.de/Soforthilfe/31/Wie-finde-ich-einen-Psychologen.html

Ich hoffe, dass ich dir etwas helfen konnte (du kannst dich natürlich jederzeit wieder an uns / mich wenden), und wünsche dir auf deinem weiteren Weg ganz viel Stärke und alles, alles Gute!

Viktoria