Problem von Anonym - 18 Jahre

Problem mit Schüchternheit

Hallo,

ich bin 18 Jahre alt und besuche seit Anfang des Schuljahres die 12. Klasse eines Gymnasiums. Ein sehr großes Problem, dass ich schon ein lebenlang habe, ist meine Schüchternheit. Und zwar bin ich in "bestimmten Situationen" verdammt schüchtern. Bestimmte Situationen deshalb in Anführungszeichen, weil ich andererseits auch ein sehr offener Mensch sein kann, der viele Freunde hat und gerne in der Runde Geschichten / Witze erzählt. Als ich noch letztes Jahr auf der Realschule war, war ich in einer Klasse, wo ich mit jedem zurecht kam. Ich habe immer alles gesagt, was ich zu sagen hatte - auch mal lauter in der Klasse - und habe mich so gut wie niemals geniert. Was bestimmt daran lag, weil ich umgeben von Freunden und Mitschülern war, die ich seit Jahren kenne. Als ich jedoch dann aufs Gymnasium wechselte änderte sich natürlich alles . Erstmal das Kurssystem, wo man in jedem Fach neue Gesichter hatte. Schließlich konnte ich auch zunächst keinen gewissen Anschluss zu den Leuten finden, weil ich beim Kennenlernen anfangs sehr schüchtern bin und es mir schwer fällt eine Konversation auf zu bauen. In zwischen habe ich jedoch auf der Schule einige Leute kennen gelernt, mit denen ich mich super verstehe.
Meine Schüchternheit trägt jedoch auch maßgeblich dazu bei, dass ich Probleme im Unterricht habe. Damit ist die mündliche Mitarbeit gemeint. Da die letzten zwei Jahre verdammt wichtig sind, muss ich mir erst recht viel Mühe geben. Ich kann z.B. aufzeigen und eine Frage mit einem kurzen Satz beantworten (wobei, dass mir manchmal auch schon sehr schwer fällt). Jedoch werden die Fragen mittlerweile hauptsächlich so gestellt, dass man komplexere Sätze sprechen muss und genau dabei knackt es bei mir. In Deutsch oder Geschichte (meine Leistungskurse) muss man einfach gut mitarbeiten und sehr, sehr viel reden. Was ich jedoch nicht schaffe bzw. mehr oder weniger. Dabei weiß ich meistens sogar die Antworten, weil ich gut in diesen Fächern bin ...
Bei Präsentationen ist es besonders schlimm ! Wenn ich vorne stehe, zittere ich so schlimm, dass ich so gut wie gar nicht meine Moderationskärtchen halten kann und beinahe schon fast einen "Nervenzusammenbruch" bekomme.
Vor allen Dingen, als Klavierspieler ist so etwas alles andere als hilfreich. Wie oft ich mich bei meinem letzten Konzert deshalb verspielt habe.

Ich finde das einfach so verdammt schade. Wenn ich daran denke, dass Leute, die viel jünger sind als ich, so unbehelligt nach vorne gehen und ihre Show so bequem durchziehen ... das meine Freunde oder Mitschüler bei Präsentationen vorne stehen und einfach drauf los reden, als ob nichts wäre ... Dabei würde ich so gerne mehr sagen, länger und unbekümmert reden, dass es egal ist was die Leute über mich denken, aber ich schaff es einfach nicht. Immer muss ich an die Leute denken, wie sie mich anschauen und was sie von mir halten ...

Deshalb möchte ich endlich, dass damit SCHLUSS ist ! Ich möchte, dass es zu einer Veränderung in mir kommt ! So kann ich mein Leben einfach nicht mehr fortführen. Ich möchte mich in Zukunft durchbeißen. Es zu etwas bringen. Ich weiß jedoch nicht, wie ich an diese Sache rangehen muss. Was ich tun muss. Und bitte deshalb um Hilfe, um einen Rat.

Vielen Dank und viele Grüße

Marie Anwort von Marie

Lieber Ratsuchender,

du hast zwei Feedbacks erhalten, schau mal hier:
http://mein-kummerkasten.de/267489/Feedback-Problem-mit-Schuechternheit.html

http://mein-kummerkasten.de/267497/feedback-zu-http-mein-kummerkasten-de-265792-Problem-mit-Schuechternheit-html.html

Liebe Grüße,
Marie


Lieber Ratsuchender,

vielen Dank für dein Vertrauen!
Ich kann verstehen, dass dich diese Schüchternheit sehr belastet.
Ich möchte dir ans Herz legen, dir bei diesem Problem Unterstützung von einem Psychologen zu holen. Du schreibst, dass das Problem vor allem darin liegt, dass du immer daran denken musst, was die Leute von dir halten, wie sie dich anschauen etc. Dieses Problem ist gar nicht so selten, wie du vielleicht denkst, und es ist auch nicht unlösbar - mit psychotherapeutischer Hilfe kann man da sehr viel bewirken. Suche am besten nach einem Psychotherapeuten mit Schwerpunkt Verhaltenstherapie - diese Therapieform, bei der es v.a. darum geht, durch praktische Übungen und das Hinterfragen und "Umlernen" von ängstlichen Gedanken die Angst zu verringern, hat sich bei solchen Problemen als sehr effektiv erwiesen.
Wenn du magst, kannst du dir auch unsere Soforthilfe dazu durchlesen: http://mein-kummerkasten.de/Soforthilfe/31/Wie-finde-ich-einen-Psychologen.html

Mach am besten mit mehreren Therapeuten (Adressen findest du im Telefonbuch oder über Google) einen Termin aus, damit du eine gewisse Auswahl hast, falls du dich beim ersten Therapeuten nicht gut aufgehoben fühlst. Neben niedergelassenen Psychotherapeuten in eigener Praxis gibt es auch die Möglichkeit, dich an die Institutsambulanz eines Ausbildungsinstitutes für Verhaltenstherapie in deiner Nähe zu wenden (einfach mal bei Google eingeben) oder an die psychotherapeutische Ambulanz einer Uni in deiner Nähe - bei diesen Stellen sind die Wartezeiten oft erheblich kürzer.
Du benötigst dafür auch keine Überweisung und die Kosten werden i.d.R. von der Krankenkasse übernommen.

Nur Mut, du schaffst das!
Du willst, dass sich etwas verändert, und bist auch bereít, aktiv etwas dafür zu tun - das sind optimale Voraussetzungen dafür, dass es mit der Veränderung auch klappt!

Ich wünsche dir alles Gute!

Liebe Grüße,
Marie