Problem von Anonym - 22 Jahre

Ich weiß nicht mehr weiter

Hallo,
Ich kann mich zu den wirklich wichtigen Sachen einfach nicht aufraffen sondern mache ständig nur Unwichtiges. Ich vernachlässige mein Studium schon wieder nachdem ich bereits eins nach 2 Jahren in den Sand gesetzt habe und mein Zimmer ist seit Ewigkeiten eine Müllhalde in der ich die meiste Zeit dahinvegetiere. Da ich in einer WG von meinen Eltern entfernt wohne und sich sonst niemand für mich interessiert nervt mich selten jemand deswegen und wenn, dann bin ich perfekt darin mich rauszureden. Mir selbst gegenüber verdränge ich das meist, aber ich habe auch oft, vor allem wenn ich Nachts wach liege, quälende Gedanken. Ich habe Angst davor mein Leben einfach nicht auf die Reihe zu bekommen. Abends sage ich mir morgen würde ich aufstehen und kämpfen. Morgens bin ich vollkommen demotiviert. Dann sage ich mir, dass ich es später machen würde und so vergehen Tage. Es ist als würde ich neben mir stehen, einen Film sehen, mit mir als Loser-Hauptperson.
Jetzt ist es Mitternacht und ich weiß genau, dass ich es heut wieder nicht packen werde. Ich fühle mich so bescheuert weil ich nicht einfach loslege aber es ist so unglaublich schwer und oft würde ich am liebsten einfach sterben weil es alles so unglaublich viel einfacher machen würde. Was stimmt mit mir nicht? Warum kann ich nicht einfach normal sein? Warum hilft es mir nicht mein Inneres reflektieren zu können? Ich fühle mich so ohnmächtig. Früher habe ich gedacht es würde schon wieder werden, dass ich irgendwie im Laufe der Zeit weniger verkorkst und emotional ausgeglichen werde. Jetzt weiß ich, dass Es nicht besser wird. Ich habe Angst vor der Zukunft und davor, dass ich letztendlich nur noch eine Option sehe.

Marie Anwort von Marie

Lieber Ratsuchender,

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Liebe Grüße,
Marie


Antwort von AndreasF:

Hallo anonymer junger Mann,
du erkennst sehr wohl, dass dein Zustand nicht bis in alle Ewigkeit so weiter gehen kann. Auch wenn du es schaffst, deine Umwelt zu täuschen, so kannst du doch nicht vor dir selbst gerade stehen. Inzwischen hat sich wohl ein Berg von Unbewältigtem vor dir aufgehäuft und schiebst dein Aktiv-sein vor dir her. So wie du schreibst, lebst du planlos und das lässt dich nicht einmal starten.
Da du erst wieder laufen lernen musst, solltest du dir einige kleine Plänchen machen, was du an einem Tag schaffen kannst. Auch wenn es dir als unwichtig erscheint, fange doch z.B. damit an dein Zimmer aufzuräumen. Es muss auch nicht an einem Tag stattfinden. Gehe kleine Schritte, - aber gehe. Teile die Arbeit schriftlich!! ein. Bringst du deine Pläne zu Papier, so hast du Anhaltspunkte, die du abhaken kannst. Jeder Haken wird dir bestätigen, dass du sehr wohl in der Lage bist etwas zu tun. Gebe dir eine Zusatzaufgabe und gehe jeden Tag in mindestens eine Vorlesung. Das ist zu schaffen, ohne dass du Stress hast. Gehe auch hier kleine Schritte. Es ist wichtig, dass du "vor die Tür" gehst, weil du dich sonst in dir selbst und deinen Gedankenkreisen verlierst. Wenn du es jetzt noch schaffst deine Aufgaben zu erweitern, bist du auf einem planvollen Weg und führst dich selbst. Wichtig: bestätige dich immer wieder selbst, indem du geschaffte Aufgaben aufhebst (abheftest) und dir vor Augen führst, dass du es kannst, wenn du einen Rückschlag erhältst und einen Tag nichts getan hast.
Indem du sterben möchtest, suchst du den Weg des geringsten Widerstandes und unterstützt deine Faulheit. So einfach darfst du es dir nicht machen. Flucht bringt keine Lösung, das weißt du selbst.
Wenn man einen Berg überwinden will, macht man keine Riesenschritte sondern geht angemessen. Du musst erst mal in der Ebene gehen, um später bergauf zu laufen. Hast du Erfolg, wirst du auch offen für deine Mitmenschen werden und nicht mehr alleine gehen. Das wird sich dann finden, wenn du nicht mehr nur in deinem Zimmer sitzt.
Ich wünsche dir Erfolg auf den ersten Metern, die Kilometer in deinem Leben wirst du dann auch schaffen.
Gruß vom
AndreasF