sex ist bei mir total negativ bewertet
hallo...für bernd...weil er mir schonmal eine hilfreiche antwort gegeben hat...
vielen dank für eure mühe und euren einsatz...es tut wirklich gut eine antwort von jemand völlig neutralem zu bekommen..
ok...und jetzt wirds vllt n bissl peinlich...also..ich bin 20 jahre alt, hatte bisher eine beziehung und habe jetzt wen neues kennen gelernt..ich fühle mcih sehr wohl mit dieser person, ich kann mich ziemlich fallen lassen wenn ic mit diesem jemand zusammen bin...aber...ich hatte noch nie sex und ich habe ziemliche angst davor...ich weiß diese frage kriegt ihr wahrscheinlich ständig...aber...ist das normal? irgendwie ist sex bei mir total negativ bewertet...als etwas dass der mann will und wo die frau halt mitmacht oder auch nicht...alles in mir schreit dass ich das nicht will...und ich fände es manchmal geradezu entspannend aufzuwachen und in einer welt ohne sex zu leben weil es für mich gerade iwie alles nur kompliziert...ich habe mit der person darüber geredet und sie hat verständnis für meine ängste, andererseits weiß ich dass es ihm immer wieder sehr schwerfällt sich zurückzuhalten und zu kontrollieren wenn wir uns näher kommen weil er meine grenzen nciht überschreiten will...und das fült sich für ihn dann anscheinend manchmal sehr schwer an...er beschreibt es als einen betonklotz...dieses: nähe ja, aber nciht zu nah. in mir schreit alles: nein, ich will noch nciht, ich kann das nciht, und auf der anderen seite frage ich mich wie man das lösen kann, dass es ihm damit iwie nciht so gut geht...weil es at ja auch einen grund dass er mir überhaupt näerkommen darf...kann sein dass ich mich da vllt ersma auf mich konzentrieren sollte, aber wie kann ich jemanden komplett beiseite lassen, der wirklich versucht keinen druck aufzubauen? wie kann ich mich da selber entstressen?? bitte antwortet...
Anwort von Bernd
ein feedback für Dich findest Du hier:
http://mein-kummerkasten.de/292057/Feedback-zu-http-mein-kummerkasten-de-292005-sex-ist-bei-mir-total-negativ-bewertet-html.html
Hallo, liebe Unbekannte,
Du fragst, ob das "normal" sei, dass Sex bei Dir total negativ bewertet ist. Ich denke schon, dass das vollkommen normal ist! Normal sein sollte!
Und Du hast auch wohl ziemlich recht mit Deiner Einschätzung, dass oft der eine Partner unbedingt "will" und der andere es mitmacht (oder eben nicht). Nicht Recht hast Du wohl mit der eindeutigen Rollenverteilung: es ist nicht unbedingt immer der Mann, der will!
Darf ich Dir sagen, warum ich der gleichen Meinung bin, wie Du?
Es fallen mir da schnell zwei Begriffe ein, die unsere heutige Gesellschaft mehr und mehr zu prägen scheinen: "all inclusive" und "flatrate"!
Warum fallen mir diese Begriffe ein?
Weil es Ausdrücke sind, die darauf hinweisen, dass wir von dem, was wir in die Finger bekommen, immer gleich alles haben wollen:
Nicht am Glas nippen und den exquisiten Geschmack genießen! Genug kann es erst sein, wenn der Arzt kommt (Komasaufen)?
Der Kuß ist nichts mehr wert, wenn daraus nicht das "miteinender schlafen" folgt?
"Darf ich bitten? (Oder tanzen wir zuerst?)"
Es ist dieses Wissen, dass soetwas gang und gäbe geworden ist, was uns aber doch auch oft davon abschreckt, Teile von uns einem Anderen preiszugeben?
"er beschreibt es als einen betonklotz...dieses: nähe ja, aber nicht zu nah."
Bei meiner ersten Antwort an Dich habe ich Dir von dem Erlebnis erzählt, wenn man "sich fallen lassen kann"! Dass Du es aufgegriffen hast, hat mich an etwas erinnert, was nun wohl 40 Jahre her ist? Dieses Erlebnis war Teil eines "Seminar für Gruppendynamik", dass ich damals als (kirchlicher) Jugendgruppenleiter gemacht hatte.
Eine Übung dabei sah so aus, dass sich die ganze Gruppe von Jugendgruppenleitern mit geschlossenen Augen und ausgestreckten Armen im Raum bewegten und, sobald sie jemanden berührt hatten, war die Aufgabe, das Gegenüber zu "begreifen"! Wie gesagt: blind! Und total unsexuell: Ziel war Kopf und Hals. Bei den Schultern war Schluß!
Das bringt ein ungewohntes Gefühl: jemanden zu "Ertasten" bringt eine ungewohnte Nähe und trotzdem bleibt (wegen der "Blindheit") ein gegenseitiger Respekt vor dem Gegenüber!
Die nächste Übung bestand darin, dass wir reihum unseren jeweiligen Partnern (die nicht Sex-Partner waren!) eine Kopfmassage verpassen durften!
Vorbereitung zu dieser Aufgabe war, dass jeder von uns durch die Instruktoren eine eigene Erfahrung davon bekommen hatten.
Die Aufgabe: dem zufälligen Partner das zu vermitteln, was mir selbst vorher als "schönes Gefühl" vermittelt wurde.
Damals war das für mich persönlich eine Art, "Zärtlichkeit", "Nähe", "Wärme" und "Respekt" als notwendige Einheit zu erfahren.
So gerne ich es Dir erzähle, so wenig mag ich die Verantwortung dafür übernehmen, Dir und Deinem Freund diese "Übungen" empfehlen, nachzustellen.
Und genau da greifen wieder diese unseeligen Begriffe: "all inclusive" und "flatrate"!
Und der Satz, den Du von Deinem Freund hier geschrieben hast ("Betonklotz..."?):
Woran ich selber mich erinnere? An absolut sexfreie aber sehr zärtliche Küsse, an Streicheleinheiten und besonders an das Streicheln von Händen!
Alles Andere bleibt in der Erinnerung so unspezifisch wie das, was ich z.B. am 1.1.20xx zu Mittag gegessen habe.
Trotzdem war Sex unabdingbar! Wie sonst hätte ich Vater von 2 wirklich unvergleichlichen Kindern werden können? :-)
Was ich Dir eigentlich sagen will?
Bleibe Dir treu!
Wenn es einen Weg gibt, mit dem Du Deinen Freund "ertasten", "erfahren" kannst, ohne dass er es gleich als "all inclusive"- Aufforderung sieht, ist er es nach allem, was Du geschrieben hast, vielleicht wert, ein "Restrisiko" einzugehen?
Wichtig scheint mir vor allem, dass Du niemals das Gefühl ertragen solltest, dass "etwas mit Dir geschieht"!
Du hast das Recht, dass Du in jedem Moment entscheidest, was Du willst und was nicht!
Du hast es nicht nötig, mit einem Menschen, der vorgibt, Dich zu lieben alles im Detail auszudiskutieren:
wer Dich wirklich liebt, wird ein "Nein" aus Deinen Reaktionen erkennen, bevor Du es aussprichst!
Alles Liebe,
Bernd