Problem von Jana -

Ich weiß nicht weiter..

Letztes Jahr im Dezember bin ich von der Arbeit nach Hause gelaufen. Der Ort wo ich wohne und mein "Ex Arbeitsplatz" sind nur 2 Kilometer voneinander entfernt. Also bin ich hin und wieder bei gutem Wetter zu Fuß zur Arbeit und wieder nach Hause gegangen. Der größte Teil dieses Weges besteht aus einem Feldweg.. Dort gehen nicht sehr viele Leute lang. Vorallem am Abend sieht man dort eigentlich niemanden. Ich bin also dort wie gewohnt lang gegangen. Und aufeinmal habe ich Schritte gehört aber mir nichts böses dabei gedacht. Plötzlich zog von hinten jemand an meinem Arm und hielt mich fest. Ich war so erschrocken das ich sofort zitterte. Der Mann war sehr stark er drückte seine Arme von hinten um mich und drückte zu sodass es mir weh tat.. Ich wollte schreien und habe versucht mich los zu reißen aber er war zu stark. Er drohte mir noch das ich nicht schreien soll.. Ich sollte auf die Knie gehen und ihn oral befriedigen.. das war so schlimm denn er hat meinen Kopf so sehr rangedrückt das ich mich fast übergeben musste .. Ich wollte einfach nur das es aufhört .. Ich dachte danach ist er fertig und ich kann gehen aber das war er nicht .. Er zwang mich meine Hose und meine Unterhose auszuziehen.. Dann fasste er mir in den Schritt und rieb seine Hand an meiner Scheide.. Ich hatte die ganze Zeit über so eine Angst was er noch tun würde.. Ich habe so geweint und ihn angebettelt das er mich gehen lässt und das ich nichts sagen würde aber das hat ihn nicht interessiert. Er hat sich auf den Boden gesetzt und gesagt ich soll mich auf seinen Schoß setzen. Er ist in mich eingedrungen.. Ich war so angespannt und verkrampft mir tat alles weh.. als er fertig war zog er sich an und ging einfach als wäre nichts passiert. Während der ganzen Zeit hat er nichts gesagt. Ich habe noch im Schock auf dem Boden gesessen, dann hab ich mich angezogen und bin nach Hause gegangen.
Meine Schwester und Mutter waren zu der Zeit im Urlaub.. Ich habe es nie jemandem erzählt. Aber ich heule mich noch jede Nacht in den Schlaf und bekomme die Bilder nicht aus dem Kopf. Ich träume oft davon. Ich traue mich nicht es jemandem zu erzählen. Ich schäme mich und fühle mich eklig. Aber vor meiner Familie tue ich immer so als würde es mir super gehen dabei bin ich innerlich ein Scherbenhaufen.

Lan Anwort von Lan

Liebe Jana,

ich möchte dir mein tiefstes Mitgefühl mitteilen und dir von Herzen danken, dass du uns dein Vertrauen schenkst.
Das ist ein sehr toller und auch wahnsinnig mutiger Schritt, das hat viel Kraft gekostet und du kannst stolz sein, dass du dich uns gegenüber geöffnet hast.

Ich bin wirklich entsetzt darüber, was dir widerfahren ist und fühle mit dir. Ich kann es gar nicht in Worte fassen, wie schrecklich ich das finde, was dir angetan wurde.
Du hast etwas sehr Schlimmes erlebt und bist sehr wahrscheinlich sehr stark traumatisiert.

Ich habe dir einige ausführliche Beiträge auf Kummerkasten verlinkt, die dir weiterhelfen können:
https://mein-kummerkasten.de/332823/Ich-wurde-vergewaltigt.html
https://mein-kummerkasten.de/332562/Hilfe-ich-wurde-Vergewaltigt.html
https://mein-kummerkasten.de/333506/Vergewaltigung.html
https://mein-kummerkasten.de/331177/Vergewaltigung.html

Vergewaltigung ist eine extreme Form der Gewalt, etwas, was die Psyche nachhaltig sehr schädigen kann. Das zu vergessen, wird nicht funktionieren. So schwer und belastend es auch ist - nur eine Auseinandersetzung damit kann helfen, dir Linderung zu verschaffen und das Erlebte zu verarbeiten.

Ich möchte dir unbedingt ans Herz legen: Denke jetzt bitte an dich und sorge so gut wie es geht für dich. Dazu gehört auch, dass du mit deinen Erlebnissen nicht allein bleibst. Denn das, was du jetzt brauchst, sind Menschen, denen du vertrauen kannst, die dir helfen können. Bitte brich das Schweigen. Suche Kontakt zu Menschen, denen du vertrauen kannst, bei ihnen kannst du Hilfe, Trost und Rat finden. Du fühlst dich vermutlich gerade sehr hilflos und weißt nicht, wie du damit umgehen kannst. Aber du bist stärker als du denkst und kannst mehr tun, als du vermutest. Du kannst dir Hilfe suchen, um Kontrolle wieder zu gewinnen, um mit diesen Erfahrungen besser umzugehen. Es erfordert viel Mut und Kraft, dich anderen diesbezüglich zu öffnen. Doch es lohnt sich, dich anderen lieben Menschen anzuvertrauen. Das kann dich entlasten und dir neue Stärke geben.

Unbedingt lege ich dir ans Herz, das Gespräch in einer Beratungsstelle für sexualisierte Gewalt zu suchen. Das sind besondere Anlaufstellen für Mädchen und Frauen, die davon betroffen sind. Hier findest du entsprechende Adressen:

- http://beratung-frauen-maedchen.de/beratung-fuer-maedchen.html
- https://weisser-ring.de/praevention/tipps/vergewaltigung
- https://wildwasser.de/
- http://www.zartbitter.de/gegen_sexuellen_missbrauch/Jugendliche/200_maedchen.php

Nach den ersten Gesprächen liegt es bei dir, ob du gezielt psychologische Betreuung suchst. Das kann ich dir nur empfehlen, da du vermutlich traumatisiert bist.
Möglich wäre auch, dass du dir später einen Therapieplatz suchst. Aber überfordere dich nicht. Achte gut auf dich und sprich dich so aus, wie es dir gut tut.

Außerdem empfehle ich dir, zur Polizei zu geben und alles genau zu erzählen. Das zu tun, kann sehr schmerzhaft sein. Aber es ist wichtig, damit derjenige, der dir das angetan hat, auch bestraft wird. Damit du Gerechtigkeit widerfährst, was dir auch wiederum ein Stück Kontrolle wieder zurückgibt. Es ist auch wichtig, dass solche Menschen, die so etwas tun, so etwas nie wieder tun können.

Vermutlich fühlst du dich gerade sehr schwach, dir wurde Gewalt angetan und du hast keine Kontrolle gehabt. Aber du bist kein Opfer, du kannst aktiv werden, du kannst und musst für Gerechtigkeit für dich kämpfen.

Perspektivisch wäre es gut, wenn du Selbstverteidigung lernst, was dir helfen könnte, dich zu wehren, sollte es noch einmal zu so einer Situation kommen. Was ich natürlich ganz doll nicht hoffe. Aber für den Fall der Fälle. Zumal dir das auch mehr Selbstvertrauen, Kraft und Mut gibt, Glaube in dich selbst, dass du dich wehren und selbst beschützen kannst. Das pusht auch dein Selbstbewusstsein.

Du schreibst, dass du dich selbst schämst und eklig fühlst. So geht es sehr vielen Menschen, die diese Erfahrung gemacht haben. Doch du und auch nicht die anderen Betroffenen - ihr könnt nichts dafür, seid nicht schuld. Und ihr müsst euch nicht dafür schämen, diejenigen, die schuld sind, sind die, die euch das angetan haben. Und trotzdem will ich sagen: Das, was du fühlst, das sind ganz "normale" Reaktionen auf das, was dir passiert ist. Sie sind angemessen.

Du hast geschrieben, dass es dir sehr schwer fällt, jemandem davon zu erzählen, besonders deiner Familie. Ich kann gut nachvollziehen, dass es dich belastet, jemandem davon zu erzählen. Aber glaub mir: Es kann danach nur besser werden. Bitte vertraue dich deiner Familie und anderen Menschen an. Es wird dir definitiv danach besser gehen und es wird dir helfen, das Erlebte Stück für Stück zu verarbeiten. Du hast den ersten wichtigen Schritt dafür gemacht und dich an uns gewandt. Und das finde ich wirklich toll und stark von dir!

Ich wünsche dir alles Gute und viel Kraft und Mut, dich deinem Schmerz zu stellen. Wir sind auf jeden Fall für dich da.

Liebe Grüße,
Lan