Problem von anonym - 15 Jahre

Ich bin ein Psychopath

Wenn ich in der Schule gemobbt werde, reiße ich mir mit meiner rechten Hand sämtliche Haut auf dem linken Arm und meinem Brustkorb auf. Und eben habe ich mir mein Geischt zerkratzt. Hin und wieder liege ich einfach nur Tagsüber im Bett und mache nicht. Wenn es mal ganz schlimm ist renne und springe ich daheim mit einem Messer rum und brülle die Namen der Menschen, die mich mobben und stelle mir vor, wie ich diese Bastarde aufschlitze oder quallvoll verbluten lasse -.- . Warum ist das so? Kann ich das irgendwie... Entfernen oder wegtrainieren? Und geht das jedem mal so? Ich halte es nicht mehr aus und will diese Menschen wirklich tot sehen oder auf ihrer Beerdigung Krawall machen.

Dana Anwort von Dana

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Lieber Unbekannter!

Der Titel, den du deinem Problem gegeben hast, macht mich traurig, denn er ist falsch. Du bist mit Sicherheit kein Psychopath, du hast lediglich Wut, Aggressionen und Verletzung in dir drin. Du wirst in der Schule gemobbt und dein Gerechtigkeitsempfinden explodiert in dir drin einfach. Das ist eher normal als unnormal.

Du hast dir im Prinzip zwei Ventile geschaffen, das abzulassen:

1. die Selbstverletzung, da richtest du alles an Negativ-Gefühlen auf dich selbst, tust dir sehr weh und verspürst dabei aber eine gewisse Erleichterung, weil die Gefühle für kurze Zeit verschwinden, da der Schmerz sie überdeckt.

2. das Rumspringen mit dem Messer und die Drohungen gegen deine Mitschüler, die dir so grobes Unrecht tun. Dieses Ventil haut einfach alle Aggressionen gebündelt ins Zimmer, du schreist alles hinaus - und auch das ist nicht psychopathisch, sondern eine Methode, nicht innerlich total aufgefressen zu werden.

Allerdings siehst du selbst die Warnzeichen - und du siehst, dass etwas getan werden muss. Das ist sehr gut so! Viele in deiner Lage würden das wahrscheinlich nichtmal so erkennen.

WICHTIG: Gewalt gegen deine Mitschüler ist kein Weg. Du würdest dir so viel Schuld aufladen, die du gar nicht abarbeiten könntest. Damit wärst du keinen Deut besser als die Idioten, die meinen, dich so respektlos behandeln zu dürfen.

Ich hätte drei Wege für dich, die miteinander gekoppelt sind. Mit welchem du beginnst, kannst du selbst entscheiden, sie sollten aber alle drei angegangen werden.

1. du musst dir außerhalb in der Schule Hilfe holen. Beziehe Lehrer mit ein, die du magst, gerne auch den Rektor oder den Vertrauenslehrer, du brauchst Unterstützung, alleine kann man Mobbing nicht entgegen treten.

2. BITTE, rede mit deinen Eltern. Das ist nicht peinlich, das ist sogar menschlich groß, wenn man merkt, etwas übersteigt die eigenen Grenzen. Du brauchst Menschen, die von dem Problem wissen und die mit dir zusammen an Lösungsansätzen arbeiten. zB wäre auch ein Schulwechsel möglich.

3. professionelle Hilfe. Dir geht es inzwischen seelisch sehr schlecht, die Verletzungen durch die anderen Schüler sind groß. Wenn dir ein Schüler nen Baseballschläger auf den Kopf schlagen würde, wären doch auch alle möglichen Dinge in Gang. Ein Gang ins Krankenhaus oder zum Arzt, Mitteilung an die Eltern, sowohl deine als auch die des Täters, Einschalten von Lehrkräften.

Hier wird dir mit einem imaginären Baseballschläger auf der Seele herum geschlagen. Und deine Seele hat schon einige Wunden abbekommen. Neben Punkt 1 und 2 halte ich den Gang zu einem Therapeuten als wirklich notwendig. Dort wird dir nicht attestiert, dass du verrückt oder psychopathisch bist. Dort wird dir lediglich geholfen. Du wirst gestärkt, du bekommst Hilfe, wie du mit diesen schlimmen Dingen umgehen kannst, du lernst wieder, dass du ein wertvoller Mensch bist. Momentan merke ich ja, dass auf der Gesamtsituation ein totaler Hass liegt, der sich gegen dich körperlich richtet (Selbstverletzung) und imaginär auch gegen deine Mitschüler, die ja verantwortlich dafür sind, wie es dir gerade geht. Und genau da setzt die Behandlung ein. Jede Wunde würdest du beim Arzt behandeln lassen - nun ist deine Seele dran. Auch sie muss behandelt werden, sonst wird das alles nicht besser.

Mit deinen Eltern oder auch alleine kannst du mal bei Google einfach "Psychotherapie" und den Namen deiner Heimatstadt angeben, du solltest dann auf einige Therapeuten stoßen. Wenn sie kassenzugelassen sind, kostet es dich auch nichts. Ich würde einfach zu mehreren hingehen, deine Wunden zeigen und sagen: ich brauche Hilfe. Du wirst sicher nicht weggeschickt.

Der wichtigste Punkt ist aber, mit deinen Eltern zu reden und mit den Lehrern. Beziehe dein Umfeld mit ein, friss das nicht in dich rein! Sage STOPP! Die Lehrer und deine Eltern sollten dann auch mal mit den Eltern der Mobber reden, das muss sich rumsprechen, damit viele Leute ein Auge drauf haben können. Und nein, es ist wirklich NICHT PEINLICH. Wehre dich nicht mit nem Messer, wehre dich, indem du Menschen drauf ansetzt, die dir und der Situation helfen können. Das ist viel effektiver.

Eine Psychotherapie stempelt dich auch nicht zum Idioten ab. Sie ist einzig und alleine dafür da, die Wunden zu heilen und dir insgesamt so zu helfen, dich so zu stabilisieren, dass du merkst: mir geht es besser, ich bin es wert, für mein Leben zu kämpfen.

Und das wünsche ich dir. Dass du merkst, dass du mehr bist als nur ein Opfer, das sich dann selbst bestraft, wenn ihm Ungerechtigkeit widerfährt. Sag all denen Bescheid, von denen du meinst, dass sie dir Hilfestellung geben könnten. Lass nicht zu, dass dir weiter weh getan wird. Aber denk dran: die effektivere Hilfe ist die, die das abstellt, nicht die, die dich dann in Jugendarrest schickt, weil du falsche Entscheidungen getroffen hast. Ich denke aber, das ist auch dir klar, denn so wie ich dich einschätze, bist du durchaus ein kluger und selbstreflektierter Jugendlicher.

Alles, alles Gute.
Vielleicht magst du dich ja in ein paar Wochen mal wieder hier melden und erzählen, wie es weiter gegangen ist? Ich fände das gut! Dann wüsste ich, dass alles seinen guten Gang nimmt.

Alles Liebe,

Dana