Problem von Lena - 22 Jahre

Was mach ich nur mit mir

Hallo Liebes Kummerkasten-Team.
Ich habe häufiger das Gefühl, dass etwas nicht mit mir stimmt. Öfters merke ich, dass ich von meinen Emotionen überrannt werde. Ich weiß das ich dieses Problem habe, doch es fällt mir total schwer es zu händeln. Sagen wir es gibt Situationen in denen Platze ich förmlich, weil ich etwas zu persönlich nehme.
Natürlich klingt das sehr harmlos, wer kennt das nicht, dass man Mal zu emotional ist. Aber bei mir ist es anders, ich kann es einfach nicht kontrollieren, als würden mich diese Gefühle verschlingen, wie ein großes schwarzes Loch und dort verweile ich, bis ich wieder zu mir komme und merke welche Auswirkungen mein Kontrollverlust auf meine Umgebung hatte. In dieser Zeit habe ich das Gefühl ich könnte kein Wort das mir auf der Zunge liegt runterschlucken bzw. Wie eben erwähnt die Kontrolle über die Situationen und über meine Emotionen wiedergelangen. Es scheint unmöglich. Ich würde fast sagen wie gesteuert, aber das wäre dann doch zu weit hergeholt. Wie man merkt fällt es mir schwer diese Momente zu beschreiben.
Eine Situation in der ich mich öfters befinde ist etwas leichter zu erklären und zwar folgendes:
Wenn mir Abends die Gedanken Umherkreisen, passiert es das ich mich an sehr unangenehme Momente erinnert aus dem nichts... Diese gehen mir Stunden nicht aus dem Kopf und natürlich gibt es auch keine Lösung für vergangenes, aber damit kommt mein Gefühlshaushalt überhaupt nicht zurecht. Mein Kopf spinnt sich auf einmal ein Netz aus Schuldgefühlen und vergangen Taten. Und wie es der menschliche Instinkt will muss eine Lösung her bei einem Unwohlsein. Doch diese Lösung gibt es leider bei mir nicht und so steigert sich mein Herz in jede emotionale Situation hinein und übernimmt komplett die Kontrolle über meinen Körper.

Weder weiß ich ob sowas normal ist, noch was ich dagegen tun kann.
Die Leute sagen zwar immer sie verstehen das und kennen solche Momente , aber das sehe ich anders, ich habe mir durch dieses Verhalten auch schon mehrmals Steine in den Weg gelegt und das macht das ganze noch schwerer.

Vielleicht habt ihr ja einen Vorschlag oder ein paar nette Worte für mich :)

LG

Nuala Anwort von Nuala

Liebe Lena,

nette Worte habe ich gerne für dich :D
Du liest dich sympathisch - und ich kann mir gut vorstellen, dass du von deiner alltäglichen Art her so angenehm bist, dass dir andere Menschen gerne verzeihen, wenn du mal sehr impulsiv reagierst. Ich finde das übrigens auch schön, dass sie dir ihr Verständnis gezeigt und dich nicht einfach verurteilt haben. Genauso finde ich es erfreulich, dass du bereits über deine Emotionen gesprochen hast. Etwas Vorhandendes direkt zu benennen kann weitere Schritte anbahnen. Von daher: Sprich ruhig weiter über das, was dich belastet!
Außerdem finde ich es klasse, dass du dich so zeigen kannst, wie du eben bist. Auch wenn du gerade damit haderst - du verstellst dich nicht, das ist ein großes Plus!

Ich möchte dir versichern, dass es viele Menschen gibt, die mit Gedankenkarussellen und anderen Grübeleien ihre Schwierigkeiten haben. Die Ursachen sind vielfältig.
Auch das schnell-emotional-Werden und das sich-schuldig-Fühlen sind weit verbreitet; gerade bei Frauen* ist das ein häufiges Phänomen. Ihnen wird durch die Erziehung und ihre allgemeine Sozialisation meistens schon mitgegeben, dass sie lieb, nett und möglichst "unauffällig" sein sollen und natürlich auch für Andere da sein müssen. Folglich kommt es vermehrt zu Schuldgefühlen, gerade dann, wenn eigene Bedürfnisse umgesetzt werden, Meinungen ehrlich gesagt werden, etc. Hier ist es ein Lernprozess, sich angemessen abzugrenzen und zu sich als Individuum zu stehen.

Es ist immer gut, sich nicht so arg zu verurteilen. Dazu neigen wir leider, was allerdings kontraproduktiv ist. Wir gehen hart mit uns ins Gericht und sehen die Fehler, die Makel und Macken. Dabei übersehen wir all das Liebenswerte an und in uns. Du hast also viele Schokoladenseiten, die du betonen kannst. Und alles, was dich stört, kannst du annehmen und bei Bedarf verändern.

Ich weiß nicht, ob dich dieses Phänomen schon von Kindesbeinen an begleitet. Das wäre interessant zu wissen. Es kann einerseits sein, dass du einfach ein impulsiverer Typ bist - dass du also so auf die Welt gekommen bist. Es kann aber genauso sein, dass sich dein Charakter aufgrund von bestimmten Erfahrungen mit deiner Familie und anderen Bezugspersonen diesbezüglich verändert hat. Oder anders: Wenn du dich an keine schlimmen Vorfälle, familiären Dramen und andere heiklen Dinge erinnern kannst und du schon als Kind so getickt hast wie jetzt, ist es sehr wahrscheinlich, dass du einfach so bist. Dann wäre die Selbstakzeptanz wichtig, gepaart mit einem neuen Umgang damit. Du könntest dir nach und nach neue Umgangsmöglichkeiten aneignen. Dazu schreibe ich unten noch mehr.

Eine weitere Möglichkeit, was auch in die Richtung "so bin ich eben" geht, besteht darin, dass du hochsensibel sein könntest.
Leider, leider funktionieren unsere Soforthilfen noch nicht wieder. Sonst hätte ich dir direkt eine rund um Hochsensibilität verlinkt. Daher gibt es anderen anderen Link zu nützlichen Informationen: https://www.zartbesaitet.net/informationen-fur-hsp/grundlegendes-zum-thema/
Hochsensibel zu sein kann sich nämlich in den von dir beschriebenen Dingen äußern - dazu zählt auch das "Gedankenkreisen". Kann, muss aber nicht. Das Gedankenkreisen kann auch so vorhanden sein, z.B. weil du dich sehr gestresst fühlst, etc.

Ein Tipp von mir wäre, dass du dich einmal intensiv mit den auslösenden Momenten befasst. Das kannst du ruhig verschriftlichen.
* Wann, wo, mit wem geschieht es besonders?
* Wie ging es dir vorher?
* Was geht dir während deiner Impulsivität durch den Kopf?
* Passiert es auch, wenn du richtig fröhlich bist?
... usw.

Ganz pragmatisch kannst du in der betreffenden Situation durch bewusste Atmung viel erreichen. Schon ein tiefes - Ein - und wieder Ausatmen, anstatt zu schreien oder sonstwie zu reagieren kann dich weiterbringen. Das ist ein Bereich, in den du dich mal einlesen kannst. Genauso mit verwandten Techniken rund um Entspannung (Yoga, Tai Chi, autogenes Training, Meditation, usw.).
Auch das Verlassen der Situation kann helfen, um dann unbeobachtet die Fassung wieder zu erlangen und sich zu beruhigen. Das hilft auch zu reflektieren, was gerade passiert ist.

Ich verlinke dir außerdem weitere Zuschriften und Internetseiten (die in den jeweiligen Antworten der Zuschriften enthalten sind). Dort findest du viel Input rund um das, was du selbst machen kannst. Da gibt es nämliche jede Menge! :)

Solltest du auf lange Sicht das Gefühl haben, nicht weiterzukommen, wäre eine psychologische Beratung, ein Coaching oder der Besuch einer heilpraktisch oder psychotherapeutisch tätigen Person sinnvoll. Heilpraktiker:innen für Psychotherapie sind eine schöne Alternative zu den herkömmlichen Therapeut:innen, die oftmals keine sofort verfügbaren freien Plätze haben. Zudem schauen sie tendenziell auch ganzheitlicher und bringen auch mal spirituelle Aspekte mit hinein. Dies kann sehr nützlich sein, wenn es um mysteriöse Beschwerden geht, mit neuen Ansätzen ranzugehen und in alle Richtungen zu forschen.

- https://mein-kummerkasten.de/322902/Selbst-unsicher.html
- https://mein-kummerkasten.de/328158/Aggressionsabbau.html
- https://mein-kummerkasten.de/332918/traumatisiert.html
- https://mein-kummerkasten.de/275080/Zu-viel-Selbstkritik-und-Zweifel.html
- https://mein-kummerkasten.de/330535/Frustrationstoleranz-wird-immer-geringer.html
- https://mein-kummerkasten.de/327717/Ich-bin-immer-so-pessimistisch.html

Es gibt natürlich noch viele andere Zuschriften, die du dir zu Gemüte führen kannst. Du kannst dich gerne wieder bei uns melden.

Ich wünsche dir alles Liebe!
Nuala